Erste Bank: „Das Ergebnis ist nicht brüllend“

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Der Gewinn des Instituts ist im ersten Halbjahr 2012 um 12,9 Prozent auf 453,6 Mio. Euro gesunken. Schuld daran sind Probleme in Rumänien und in Ungarn. Die dortigen Töchter sind tief in die roten Zahlen gerutscht.

Wien/Höll. Vor Ausbruch der Finanzkrise, im Herbst 2006, hatte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl die „Banca Comerciala Romana“ (BCR), die größte Bank Rumäniens, erworben. Es war eine der teuersten Bankübernahmen in Zentral- und Osteuropa. In Summe gab die Erste-Gruppe für die BCR rund vier Mrd. Euro aus. Die Beteiligung musste seitdem in mehreren Schritten abgeschrieben werden. Vergangenen Herbst machte die Erste Bank einen „Bilanzputz“ und korrigierte den Wert der Rumänien-Tochter um 700 Mio. Euro nach unten.

Wie am Dienstag bekannt gegeben wurde, gab es im zweiten Quartal 2012 eine weitere Abschreibung von 210 Mio. Euro. Damit liegt der Firmenwert der Rumänien-Tochter nur noch bei 890 Mio. Euro.

Rumänien und Ungarn sind für die Erste-Gruppe die größten Sorgenkinder. Die dortigen Töchter sind tief in die roten Zahlen gerutscht. In Rumänien gibt es bei 26,2 Prozent aller vergebenen Kredite Rückzahlungsprobleme, in Ungarn sind es 24,6 Prozent. Zum Vergleich: Der Wert in Österreich liegt bei 5,7 Prozent.

Ergebnis enthält viele Sondereffekte

In Osteuropa laufen daher Restrukturierungsprogramme. In Ungarn, wo bereits zehn Prozent der Mitarbeiter abgebaut wurden, will die Bank 2014 wieder Gewinne erzielen. In Rumänien, wo Teile des Managements ausgetauscht wurden, soll der Turnaround im nächsten Jahr geschafft sein.

Auf Grund der Belastungen in Osteuropa ist der Gewinn der Erste Bank im ersten Halbjahr 2012 um 12,9 Prozent auf 453,6 Mio. Euro zurückgegangen. In diesem Betrag sind allerdings einige Sondereffekte enthalten. So konnte das Institut durch den Rückkauf von Hybrid-Anleihen einen außerordentlichen Gewinn von 413,2 Mio. Euro verbuchen. Hinzu kommt noch ein Gewinn durch den Verkauf von Immobilien in der Höhe von 42,7 Mio. Euro.
Auf der Negativ-Seite schlägt sich die bereits erwähnte Abschreibung in Rumänien mit 210 Mio. Euro zu Buche. Hinzu kommen noch außerordentliche Belastungen von 60,6 Mio. Euro durch neue gesetzliche Bestimmungen in Ungarn. Die Bankensteuern in Österreich, Ungarn und der Slowakei kosteten in Summe 114 Mio. Euro.

Bank ist „nicht zerschlagungswürdig“

An der Börse verlor die Aktie am Nachmittag über vier Prozent. Treichl sagte, das Nettoergebnis sei „nicht brüllend“. Er sei aber unter den gegebenen Umständen zufrieden. Das Institut habe das Schlimmste überstanden. Treichl geht aber davon aus, dass die allgemeine Wirtschaftslage „sehr schwierig“ bleiben werde.
Mit der Rückzahlung der Staatshilfe will sich Treichl Zeit lassen. Zunächst müsse Klarheit über die strengeren Eigenkapitalvorschriften, im Fachjargon „Basel III“ genannt, herrschen. Das Institut erhielt vom Bund zur Bewältigung der Finanzkrise 1,2 Mrd. Euro und zahlt dafür jährlich acht Prozent Zinsen.

Treichl hofft, dass der Ausfall der Dividende im Jahr 2011 ein einmaliger Ausreißer war. Sollte es aber wider Erwarten auch für 2012 keine Gewinnausschüttung geben, wird der Hauptaktionär der Erste Group, die Erste Stiftung, Aktien der Erste Bank „verkaufen“, so Treichl. Denn die Stiftung ist hoch verschuldet. In ihrem Jahresbericht ist von einem möglichen Aktien-Verkaufsvolumen von 150 Mio. Euro die Rede. Heuer hat sich die Stiftung bereits von 2,5 Mio. Aktien getrennt. Treichl ist nicht nur Chef der Erste Group, sondern er sitzt auch im Vorstand der Stiftung. Derzeit ist die Stiftung mit 24,8 Prozent an der Erste Bank beteiligt. Zweitgrößter Aktionär ist mit 9,7 Prozent die spanische Großsparkasse La Caixa. Treichl geht davon aus, dass die Spanier trotz der Probleme in ihrem Land an Bord bleiben werden.
Von der Diskussion über die Zerschlagung von Großbanken fühlt sich Treichl nicht betroffen: „Wir sind von der Größenordnung her nicht zerschlagungswürdig.“

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