Studie: Start-ups sind besser als ihr Ruf

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der volkswirtschaftliche Nutzen von neu gegründeten Unternehmen ist größer als bisher angenommen. Schon in der Anfangsphase schaffen sie im Schnitt fünf Arbeitsplätze. Die Drop-out-Quote ist erstaunlich gering.

Wien/ES. Österreich hat international nicht den Ruf, Jungunternehmern das Leben leicht zu machen. Einer Analyse der Weltbank zufolge liegt Österreich, was die Rahmenbedingungen für Firmengründungen betrifft, derzeit weltweit auf Platz 32 von 183 Ländern. Allein dreizehn Länder aus der EU schneiden besser ab.

Von bürokratischen Hürden auf dem Weg in die Selbstständigkeit weiß der Jungunternehmer Simon Jacko, 28, ein Lied zu singen. „Zwar bekommt man von den einzelnen Institutionen durchaus Unterstützung. Das Problem ist aber, dass die untereinander wenig vernetzt sind.“ Das mache den Lauf durch die Behörden mühsam. „Da wartet man dann Monate auf eine Genehmigung vom Magistrat, wenn man vor seinem Geschäft ein paar Stühle aufstellen will.“

Die innovative Geschäftsidee, die Jacko mit seinem Laden „Feinkoch“ hatte: Der Shop kombiniert Feinkost mit Kochexpertise und bietet Rezepte und die dafür nötigen Zutaten in einem an. Seit Februar gibt es den Laden, der mittlerweile drei Mitarbeiter beschäftigt. Gerade wird an einem Online-Shop gebastelt. „Aus der Start-up-Phase bin ich noch nicht heraußen, dafür habe ich noch zu viel vor“, sagt Jacko.
Dass Start-ups einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen haben, will nun eine Studie von Joanneum Research beweisen, die vom universitären Gründerservice INiTS in Auftrag gegeben wurde. Untersucht wurden 119 Unternehmen, die seit 2002 von INiTS temporär unterstützt worden sind.

Nur fünf Prozent geben auf

Der Studie zufolge schaffen die Neugründungen schon in der Anfangsphase durchschnittlich mehr als fünf Arbeitsplätze. Ihre regionale Bruttowertschöpfung liegt bei 200 Mio. Euro im Jahr. Für 6,6 Mio. Euro wurden Forschungs- und Infrastrukturaufträge vergeben. Und die Drop-out-Quote bei den Neustartern ist erstaunlich gering: 95 Prozent der seit 2002 unterstützten Unternehmen sind noch aktiv. Wer für seinen Start-up-Plan um Unterstützung ansuchen will, braucht eine innovative Idee. „Innovativ heißt für uns, dass man der erste Produzent auf dem Markt ist. Außerdem sollte das Unternehmen wachsen wollen. Und eine Person aus dem Team muss einen akademischen Background haben“, erläutert Eva Kriszanits vom INiTS. Primär richtet sich das INiTS an Absolventen, Mitarbeiter und Studenten der Wiener Universitäten und Fachhochschulen. Die übergeordnete, vom Infrastrukturministerium finanzierte Organisation AplusB agiert österreichweit.

Wer sich mit seiner Geschäftsidee für das Programm qualifiziert, wird 18 Monate lang intensiv betreut. Erst wird zusammen mit einem Gründungsberater ein Businessplan erstellt. Dann folgt laufende Unterstützung bei der Umsetzung der Geschäftsidee, zum Beispiel beim Ansuchen um Fördermittel, beim Aufbau von Netzwerken oder bei so profanen Dingen wie der Anmietung eines Büros. Zu den Vorzeigeunternehmen  der INiTS zählt etwa die Firma Ubimet. Das 2007 gegründete Unternehmen liefert punktgenaue Wetterprognosen und Unwetterwarnungen und beschäftigt mittlerweile über 100 Mitarbeiter. Oder Helioz: Das Unternehmen hat ein auf Wasserflaschen aufsteckbares Gerät entwickelt, das die Wasserdesinfektion durch UV-Licht misst.

Simon Jacko fällt mit „Feinkoch“ nicht in das technologieaffine Profil von INiTS, hat es aber trotzdem geschafft. Sein Tipp für angehende Unternehmer: „Vernetzt euch und sucht den Kontakt zu anderen Start-ups.“ Denn wer in seinem normalen Umfeld nach Unterstützung sucht, werde oft demotiviert. Bis die Begeisterung für den Gründergedanken um sich greift, ist noch Überzeugungsarbeit zu leisten.

Auf einen Blick

Start-up-Hilfe. Das universitäre Gründerzentrum INiTS unterstützt Jungunternehmer mit innovativen Ideen. Die seit 2002 geförderten Unternehmen haben sich einer Studie von Joanneum Research zufolge gut entwickelt. Die 119 Unternehmen haben allein in den ersten Jahren ihres Bestehens 636 Arbeitsplätze geschaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.09.2012)

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