Erich Foglar, Chef des Gewerkschaftsbundes, will einen gemeinsamen Abschluss der Metaller. Für die einzelnen Sparten könne es „flexible“ Elemente geben.
Wien/Hie/Juk. ÖGB-Chef Erich Foglar fand am Mittwoch scharfe Worte für die getrennt geplanten Lohnverhandlungen der Beschäftigten der Metallindustrie: Sollte der einheitliche Kollektivvertrag aufgelöst werden, würde dies einen „Rückschritt in die Sechziger“ bedeuten, sagte der Chef des Gewerkschaftsbundes im Klub der Wirtschaftspublizisten.
„Mir ist egal, was die Verhandler in der Zeit zwischen der Übergabe der Forderungen und der Einigung machen. Entscheidend ist, dass es am Ende einen einheitlichen Abschluss gibt.“ Dieser müsse einen Mindestlohn für die gesamte Branche festlegen, könne aber „flexible“ Elemente für die jeweiligen Fachverbände enthalten: So seien auch unterschiedliche Lohnsteigerungen möglich.
Die Lohnrunde der Metaller ist richtungsweisend für die Verhandlungen anderer Branchen. Im Vorjahr erstreikte die Gewerkschaft einen durchschnittlichen Lohnzuwachs von 4,2Prozent für die 175.000 Beschäftigten der Branche. Die Rolle der Metaller als Vorreiter geht bis ins Jahr 1972 zurück, so Foglar. Damals sei der Schilling an die D-Mark gekoppelt worden, eine Abwertung der Währung war nicht möglich. Als Richtschnur für die Lohnpolitik sei danach die Entwicklung der exportorientierten Industrie herangezogen worden. Heuer hatten die Arbeitgebervertreter im Frühjahr angekündigt, die Löhne für jeden Fachverband einzeln aushandeln zu wollen. Die Gewerkschaft protestierte, lenkte aber zuletzt ein.
Gute Zuwächse für Industrie
Der Verhandlungsstart ist für 19.September geplant. Am Mittwoch präsentierte die Maschinen- und Metallwarenindustrie, mit rund 120.000 Beschäftigten die größte der sechs Metallersparten, ihren Konjunkturausblick. Die Sparte verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren stets stärkere Zuwächse als das BIP, zuletzt waren es plus 6,2 Prozent (nominell). Mittelfristig sei jedoch kein kräftiger Wirtschaftsaufschwung mehr zu erwarten, sagte Ulrich Schuh, Chef des arbeitgebernahen Wirtschaftsforschungsinstituts Eco Austria, auf einer Pressekonferenz mit dem Obmann des FMMI, Christian Knill. Zu den anstehenden Lohnverhandlungen sagte Knill nichts. Basis für die Lohnrunde ist die Inflationsrate der letzten zwölf Monate (2,8 Prozent). Die Gewerkschaft fordert einen Reallohnzuwachs.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.09.2012)