Alpine: Treuhandkonto gibt Rätsel auf

(c) EPA (Peter Kneffel)
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Zweitgrößter Baukonzern Österreichs hat sich heuer von sieben Topmanagern getrennt. Der jüngste Fall könnte ein strafrechtliches Nachspiel haben. Erst Dienstag trennte sich der Konzern von den drei Vorständen.

Wien/Apa. Wenn die öffentliche Hand kein Geld mehr hat, um großzügig Bauaufträge zu verteilen, dann geht es auch den Baukonzernen schlecht. Und dann wird es meist auch ungemütlich in den geräumigen Chefbüros. Beim Baukonzern Alpine ist das zumindest so. Das zweitgrößte Bauunternehmen Österreichs hat heuer bereits sieben Topmanager verloren. Erst vergangenen Dienstag trennte sich der Salzburger Konzern von den drei Vorständen seiner Deutschland-Tochter. „Mit sofortiger Wirkung“ hieß es damals zwar, begründet wurde der Schritt allerdings „mit strategischen Meinungsverschiedenheiten“. Enrique Sanz aus dem Vorstand der Alpine-Holding soll „vorübergehend“ als alleiniger Vorstand in Deutschland agieren und die bisherigen Vorstände Karsten Hell, Günter Vossschulte und Achim Müllerschön ersetzen.

Doch der überraschende Wechsel dürfte nicht nur strategische Gründe haben. Am Montag zitierte die Austria Presse Agentur eine ihr vorliegende Mitteilung, die vergangenen Freitag an die Mitarbeiter der Alpine Bau Deutschland AG versandt wurde. „Die zutage getretenen Vorkommnisse könnten möglicherweise strafrechtliche Elemente in sich bergen“, heißt es in dem Schreiben.

„Vorkommnisse werden geklärt“

Offiziell geht Alpine-Sprecher Johannes Gfrerer auf keine Details ein. Er sagte am Montag: „Eine Untersuchung unter Einbeziehung externer Experten soll nun die Vorkommnisse klären.“

Welche Vorkommnisse? Die Agentur bezieht sich auf Insider, denen zufolge die drei Vorstände zum Nachteil der Gesellschaft Geld auf ein Treuhandkonto geparkt haben könnten. Zu welchem Zwecke dies geschehen ist, werde vorerst intern ermittelt. Von Amts wegen wird in der Causa noch nichts unternommen. „Es läuft noch kein Ermittlungsverfahren“, sagte Oberstaatsanwalt Markus Kring von der Staatsanwaltschaft im bayrischen Landshut.

Es wäre nicht das erste Mal, dass in Bayern gegen Spitzenmanager des Alpine-Konzern ermittelt wird. Nach wie vor ist der 2004 aufgeflogene Schmiergeldskandal rund um den Bau der Münchner Allianz Arena in Erinnerung. Zwei Alpine-Topmanager wurden zu bedingten Haftstrafen und Millionenzahlungen verurteilt. Mildernd wirkte sich 2007 nicht nur ein umfassendes Geständnis, sondern auch der Umstand aus, dass Schmiergeldzahlungen damals in Österreich nur als Ordnungswidrigkeit geahndet wurden.

Nachdem Firmengründer Dietmar Aluta-Oltyan heuer seine restlichen Anteile an die spanische FCC verkauft hat, ist das Unternehmen mittlerweile zu 100 Prozent im Besitz der Spanier. Die Alpine beschäftigt rund 15.000 Mitarbeiter und erzielte im vergangenen Jahr eine Bauleistung von 3,63 Mrd. Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.10.2012)

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