Frauenarbeit steigert Wirtschaftsleistung

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Wäre die Frauenerwerbstätigkeit so hoch wie die der Männer, könnte das österreichische Bruttoinlandsprodukt bis 2020 um fünf Prozent zusätzlich wachsen. Die Erwerbstätigenquote liegt bei 69,6 Prozent.

Wien/Hie. Würden mehr Frauen arbeiten, könnte das Wirtschaftswachstum eines Landes erheblich gesteigert werden. Weltweit gebe es eine Milliarde Frauen, die mit der richtigen Politik stärker ins Erwerbsleben einbezogen werden und so die Wirtschaftskraft ihres Landes steigern könnte. Das geht zumindest aus einer Studie der Unternehmensberatung Booz & Company hervor.

Der Großteil dieser Frauen lebe zwar in den Entwicklungs- und Schwellenländern, die Erwerbsquote in hochentwickelten Volkswirtschaften wie Österreich sei bereits relativ hoch. Aber auch in Österreich würde die Wirtschaft stärker wachsen, wenn mehr Frauen einen Job hätten, so das Fazit. Und zwar um zusätzlich fünf Prozent bis zum Jahr 2020. Ko-Studienautorin Christine Rupp macht allerdings Einschränkungen: „Im Durchschnitt ist die Produktivität einer jeden Frau, die dazukommt, nicht so hoch wie die eines Mannes.“ Zum einen würden nicht alle zusätzlich beschäftigten Frauen voll arbeiten. „Ein Drittel würde Teilzeit arbeiten, und das etwa in einer Dreitagewoche.“

Zum anderen würden Frauen öfter in schlechter entlohnten Berufen als Männer arbeiten, nach der Geburt eines Kindes länger ausfallen und unter dem Strich weniger verdienen. „Die Annahme ist, dass sich die zusätzlich beschäftigten Frauen so verteilen, wie jene, die jetzt schon arbeiten.“ Bereinigt um diese Faktoren seien Frauen aber genauso produktiv wie Männer, so Rupp.

Frauen geben mehr für Kinder aus

In Österreich betrug die Erwerbstätigenquote im Vorjahr laut Eurostat bei Frauen 69,6 Prozent, bei Männern 80,8 Prozent. Die Quote misst den Anteil der Erwerbstätigen zwischen 20 und 64 Jahren an der Gesamtbevölkerung. Laut Booz & Company würde das Bruttoinlandsprodukt dann um fünfProzent wachsen, wenn die Frauenerwerbstätigenquote auf das Niveau der Männer stiege. Die EU-weit höchste Frauenerwerbstätigenquote hatten 2011 Schweden mit 77,2 Prozent und Finnland mit 71,9 Prozent. An letzter Stelle lag Griechenland mit 48,6 Prozent.

Würden mehr Frauen arbeiten, brächte das dem Fiskus höhere Steuereinnahmen. „Und zweitens werden diese Frauen zu ganz starken Konsumentinnen“, sagt Rupp. Internationale Studien zeigen – zuletzt etwa eine Untersuchung der Weltbank –, dass Frauen ihr Einkommen überproportional in Kinder und deren Ausbildung investieren.

Um mehr Frauen ins Erwerbsleben zu holen, müssten in Österreich vor allem Kinderbetreuungsplätze geschaffen werden. In den Unternehmen seien Modelle für Teilzeit- beziehungsweise Heimarbeit gefragt. „Und auch beim Zugang zu den Führungsetagen sind wir noch nicht dort, wo wir sein sollten“, so Rupp.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.10.2012)

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