Apotheken dürfen länger offen halten

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Stadt Wien schaltet sich in den Konflikt zwischen der Kammer und einigen Apotheken ein. An Samstagen soll nun auch am Nachmittag aufgesperrt werden dürfen.

Wien/Höll. In Wien können die Apotheken schon bald länger offen halten. Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) kündigte am Dienstag an, dass es dazu in den nächsten zwei Wochen einen neuen Verordnungsentwurf geben wird. Ziel sei es, dass die Öffnungszeiten für Apotheken an jene im Handel angepasst werden sollen. Laut Wehsely soll es aber keine Öffnungspflicht geben, sondern die Apotheken können selbst entscheiden, ob sie die neuen Rahmenbedingungen nutzen.

Derzeit müssen alle 315 Wiener Apotheken von Montag bis Freitag von acht Uhr bis zwölf Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr offen halten. Am Samstag müssen bereits um zwölf Uhr die Rollbalken heruntergelassen werden. Doch eine Apotheke am Wiener Graben wollte dies nicht hinnehmen.

Zehn Jahre lang – von 2001 bis 2011 – sperrte sie am Samstagnachmittag auf, ohne dass sich jemand beschwerte. Schließlich kamen auch andere Pharmazeuten in Einkaufsstraßen und Shoppingzentren auf den Geschmack und sperrten am Samstag auf. Dies war der Apothekenkammer ein Dorn im Auge. Gegen so manchen Apotheker wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet.

Aufstand gegen die Kammer

Der Apotheke am Wiener Graben wurde im Vorjahr von der Magistratsabteilung 40, zuständig für Sozial- und Gesundheitsrecht, sogar die Konzession entzogen. Damit war diese in ihrer Existenz gefährdet. Anfang Oktober hob der Unabhängige Verwaltungssenat (UVS) die Entscheidung der MA40 über den Entzug der Konzession auf. Seitdem sperren die Pharmazeuten am Graben wieder jeden Samstag bis 16 Uhr auf.

Doch die Apothekenkammer schaltete auf stur. „Für uns hat sich nichts geändert. Die Wiener Öffnungszeiten bleiben gleich“, sagte ein Vertreter der Kammer. Man mache sich zwar über die Öffnungszeiten Gedanken, ließ Andrea Vlasek, Präsidentin der Wiener Apothekerkammer, verlautbaren. Doch eine Änderung des bestehenden Systems sei frühestens 2014 umsetzbar. Die Haltung von Vlasek sorgte bei einigen Pharmazeuten für Empörung. „2014 ist viel zu spät“, sagt Anwalt Peter Krüger, der die Apotheke am Graben vertritt. Auch der Stadt Wien dürfte nun der Kragen geplatzt sein. Die Stadt will die Reform wesentlich früher angehen, heißt es.

Eine Sprecherin der Apothekenkammer sagte am Dienstag, man sei guter Dinge, dass man mit der Stadt Wien eine gemeinsame Lösung erzielen werde.

In Wien ist das Verhalten der Kammer in dieser Frage besonders anachronistisch. Denn in vielen anderen Städten und Tourismuszentren wie in Graz, Salzburg und Linz dürften Apotheken zum Teil schon jetzt am Samstagnachmittag aufsperren.

Hier einigte sich die Kammer mit den städtischen Behörden schnell und unbürokratisch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2012)

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