Fortsetzung des zweiten Bawag-Prozesses ist gescheitert: Ex-Bawag-Chef Elsner ist in einer Münchner Klinik. Der Richter wartete vergeblich darauf, den von der Bawag eingebrachten Strafantrag abhandeln zu können.
Wien/M. s. Alle kamen, nur einer fehlte: Helmut Elsner (77). Der Ex-Bawag-General unterzog sich kurz vor der Verhandlung „einer Bronchioskopie in der Uni-Klinik München“. So entschuldigte am Mittwoch Verteidiger Jürgen Stephan Mertens seinen Klienten. Und so wartete Richter Christian Böhm im Grauen Haus vergeblich darauf, den von der Bawag eingebrachten Strafantrag (Subsidiaranklage) abhandeln zu können.
Die Bawag, die durch die Karibik-Geschäfte einen Milliardenverlust hatte einstecken müssen, will eine zusätzliche Verurteilung Elsners (er bekam schon im ersten Verfahren zehn Jahre Haft wegen Untreue). Mit einem neuerlichen Schuldspruch käme sie leichter an dessen eingefrorene Pensionsabfindung heran.
Richter Böhm zeigte sich ratlos. Er befragte den im Saal anwesenden medizinischen Gutachter Leopold Steurer, dieser wiederum stellte eine Art Ferndiagnose. Demnach sei Elsner wohl durchaus verhandlungsfähig.
Indessen sorgte ein exklusives Interview, das Elsner der „Presse“ gab, am Rande des Prozesses für Aufsehen. Darin stellt Elsner den Verdacht in den Raum, dass 2006 Bawag-Gelder als Wahlspenden an die SPÖ geflossen sein könnten. Nächster Verhandlungsversuch: 12.November.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2012)