Novomatic sichert sich die Hälfte von Dayli

Die Presse
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Der Glückspielkonzern zeigt sich vom neuen Nahversorgerkonzept überzeugt und steigt mit 50 Prozent beim Schlecker-Nachfolger ein. Die Restrukturierung soll abgeschlossen und die Expansion forciert werden.

Knalleffekt im Einzelhandel: Der österreichische Glücksspielkonzern Novomatic steigt als Hälfteeigentümer beim Nahversorger dayli (ehemals Schlecker) ein, gab dayli-Eigentümer Rudolf Haberleitner am Freitag in einer Aussendung bekannt. Mit dem Einstieg von Novomatic als Finanzinvestor werde es möglich, die Restrukturierung rasch abzuschließen und unsere geplante Expansion in weiteren Ländern voranzutreiben und weiterhin unabhängig am Markt zu agieren, sagte Haberleitner. Der Rebranding-Prozess bei den knapp 1400 Filialen (Belgien, Italien, Luxemburg, Polen und Österreich) von Schlecker auf Dayli ist mittlerweile bereits abgeschlossen.

Franz Wohlfahrt, Generaldirektor der Novomatic AG: "Wir waren von der Notwendigkeit eines innovativen, zukunftsweisenden Nahversorgungskonzeptes überzeugt. Dayli erfüllt diese Voraussetzungen. Daher steigen wir als Partner ein, auch wenn dieses Investment nicht zu unseren Kerngeschäftsfeldern zählt." Haberleitner ergänzt: "Unser gemeinsames Ziel ist es, der führende Nahversorger in Europa zu werden."

Übernahmen geplant

Mit der finanzkräftigen Novomatic an der Seite erhöht sich die Schlagkraft von dayli deutlich, sodass jetzt auch Aquisitionen im Retail-Bereich ins Auge gefasst werden  können. "Wir haben vor, Einzelhandelsketten zu übernehmen, auch in Österreich", sagte dayli-Eigentümer Haberleitner. Wen er konkret im Visier hat, verriet er nicht.

In Italien sei ein Joint Venture kurz vor dem Abschluss, Deutschland stehe als nächstes auf dem Plan. "Wir haben in Deutschland bereits mehr als 400 Standorte identifiziert, die für uns infrage kommen", meinte Haberleitner. Es handle sich dabei um ehemalige Schlecker-Standorte. "Aber die Guten", wie er betonte.

Bereits 2013 soll das Ergebnis auf Ebit-Basis positiv sein, sagte Haberleitner. Heuer steckt der Nahversorger noch in den roten Zahlen. Laut Eigentümer Haberleitner wird sich der Betriebsverlust (Ebit-Verlust) 2012 auf acht bis zehn Millionen Euro belaufen. Bereits 2013 soll das Ergebnis auf Ebit-Basis positiv sein, sagte er. Den konsolidierten Umsatz für 2012 bezifferte Haberleitner mit rund 400 Millionen Euro.

Keine operative Einmischung

Der neue Hälfte-Eigentümer Novomatic werde operativ nichts machen, betonte Haberleitner. "Wir sind ein Retailer, keine Glücksspielfirma", quittierte Haberleitner die Frage, ob Novomatic Automaten in dayli-Filialen aufstellen wird. Das komme überhaupt nicht infrage. Auch im Management von dayli soll sich nichts ändern. "Wir sind auf der Suche nach einem Finanzchef, aber von Novomatic wird niemand in die Geschäftsführung berufen", so der dayli-Chef.

Die Verträge wurden nach Angaben der beiden Partner am Freitag unterzeichnet. Über die Einstiegsstumme sei Stillschweigen vereinbart worden. Die Durchführung der Transaktion hängt von der Zustimmung der Kartellbehörden ab.

Spekuliert Novomatic?

In der Glücksspielbranche wird der Einstieg von Novomatic als kluger Schachzug gewertet. Der niederösterreichische Konzern könnte sich so langfristig Standorte für Glücksspielsalons sichern; im Falle, dass dayli-Filialen zusperren, könnte Novomatic als Eigentümerin laufende Mietverträge des Einzelhändlers übernehmen, wird spekuliert. Generell zahlen Automatenbetreiber bis zu ein Fünftel mehr für ihre Standorte als andere Mieter.

Haberleitner übernahm im Juli über seine Investmentgesellschaft TAP 09 alle 1350 Schlecker-Standorte in Österreich, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg und betreibt sie nun unter dem Namen dayli. Er verfolgt damit ein Nahversorgungskonzept und will neben Drogerieartikeln und Lebensmitteln auch Dienstleistungen (Post, Putzerei usw.), Papier- und Schreibwaren, Mode sowie Elektroartikel anbieten. Auch ein Bistro in jedem Geschäft ist angedacht.

(APA)

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