Das Kartellgericht genehmigt den Kauf der Orange-Billigmarke Yesss! durch den Marktführer Telekom Austria. Damit ist eine der letzten Hürden für die Übernahme von Orange durch Hutchison genommen.
Wien/Auer. So einfach will sich die Bundeswettbewerbsbehörde BWB offenbar nicht geschlagen geben. „Noch ist nichts entschieden. Uns stehen alle Rechtsmittel offen“, kommentiert ein Sprecher die Entscheidung des Kartellgerichts trocken. Dabei sind sich die meisten Beobachter nach dem Richterspruch einig: Österreich wird seinen vierten Mobilfunkanbieter voraussichtlich verlieren.
Die nötige Weichenstellung dafür kam am Dienstag vom heimischen Kartellgericht. Es genehmigte die Übernahme der Orange-Billigmarke Yesss! durch den Marktführer Telekom Austria. Der 390 Millionen Euro schwere Deal sei ohne Auflagen möglich, so der Richter. Gibt es vier Wochen lang keinen Einspruch des Kartellanwalts oder der BWB, wird die Entscheidung rechtskräftig. Damit wäre – zumindest aus nationaler Sicht – der Weg frei für ein viel größeres Geschäft: den Kauf des drittgrößten Mobilfunkanbieters Orange durch die Nummer vier Hutchison („3“). Seit fast einem Jahr streiten die beiden Unternehmen mit Kartellwächtern in Wien und Brüssel über die 900 Millionen schwere Transaktion.
Doch selbst wenn die BWB ihre Vorbehalte nun aufgeben sollte, ist die letzte Hürde offiziell immer noch nicht genommen. Denn auch Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia stand der Fusion von Beginn an skeptisch gegenüber. Erst das Zugeständnis des asiatischen Telekom-Riesen Hutchison, eigene Frequenzen für einen möglichen vierten Anbieter freizugeben, soll Brüssel besänftigt haben. Hinter den Kulissen deutet vieles darauf hin, dass die Entscheidung für den Deal ausfallen wird. Offiziell will die Behörde ihr Urteil erst am 21. Dezember bekannt geben.
Rabattschlacht zu Ende?
Was bedeutet die erwartete Konsolidierung auf dem Mobilfunkmarkt nun aber für die österreichischen Handykunden? Ist die große Rabattschlacht damit zu Ende?
Bisher haben es die Mitbewerber des Exmonopolisten Telekom Austria kaum geschafft, auf dem hart umkämpften Markt Geld zu verdienen. In keinem Land Europas seien die Telekom-Tarife seit dem Jahr 2006 so stark gefallen wie in Österreich, so eine Studie des IHS im Auftrag der Nummer zwei T-Mobile. Während sich die Nachfrage nach Sprach- und Datenvolumen in fünf Jahren pro Kopf verdreifacht hat, fiel der Umsatz pro SIM-Karte von 33 auf 19 Euro pro Monat. Selbst in Osteuropa geben die Menschen anteilsmäßig mehr Geld für ihr Handy aus. Dazu kommt die österreichische Eigenart, Kunden mit „Gratishandys“ zu locken.
Mit den Vorteilen für die Konsumenten könnte es nach der Fusion vorbei sein, fürchtet die BWB. Die Konzerne versprechen freilich das genaue Gegenteil: „Wir werden weiter aggressiv auf dem Markt auftreten“, versicherte „3“-Chef Jan Trionow. Entscheidend ist das grüne Licht vor allem für Orange. Das Unternehmen hat seine Kreditlinien voll ausgeschöpft. Hutchison will die Schulden übernehmen. Platzt die Übernahme aber, braucht Orange dringend frisches Geld oder ein Schuldenmoratorium.
Weg frei für schnellere Daten
Aber egal, ob sich die Konzerne zu dritt nun mehr Geld sichern können – die Preise für die Kunden also steigen – oder nicht. Einen positiven Effekt hätte das Ende des Tauziehens allemal. Denn erst wenn geklärt ist, wie viele Mobilfunkbetreiber künftig in Österreich tätig sein werden, kann Telekom-Regulator Georg Serentschy mit der Versteigerung der alten TV-Frequenzen beginnen und vorhandene Frequenzen für neue Technologien freigeben. Dabei geht es nicht nur darum, Milliarden in die Staatskasse zu spülen. Die Mobilfunker sind auf die sogenannte „digitale Dividende“ angewiesen. Erst dann stehen ausreichend Ressourcen zur Sprach- und Datenübertragung zur Verfügung, um die neue, raschere Mobilfunk-Generation (LTE) großräumig auszubauen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2012)