Lugner über Sonntagsöffnung: 69 Prozent mehr Umsatz

Lugner ueber Sonntagsoeffnung Prozent
Lugner ueber Sonntagsoeffnung Prozent(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Richard Lugner erklärt, warum er sich für die Ladenöffnung am Sonntag einsetzt, obwohl er - wie bei Spar - Rückschläge einstecken muss.

Wien. Es ist erst wenige Wochen her, dass Richard Lugner sein 80. Wiegenfest beging. Doch der frühere Baumeister denkt noch lange nicht ans Aufhören. 70 bis 80 Stunden verbringe er jede Woche im Büro, der „Zentrumsleitung“ der Lugner City im 15. Bezirk. „Ich komme jeden Tag in der Früh um neun und gehe um elf, halb zwölf am Abend“, sagt Lugner. Nachsatz: „Wenn ich nicht ausgehe.“

An diesem Montag geht es hektisch in Lugners Büro zu. Er ruft nach seiner Sekretärin. Gesucht: ein Brief der Bezirkshauptmannschaft Wien-Umgebung. Darin teilt diese mit: Lebensmittelhändler Spar darf seine Filiale am Flughafenterminal Check-in3 am Sonntag aufsperren. Die Behörde habe zweimal überprüft, ob das Geschäft sich an die Auflagen, die das Sortiment betreffen, hält.

Spar handelt nach dem Gesetz

Soll heißen: Mineralwasserkisten mit Glasflaschen oder ein überbordendes Angebot an Drogerie-Artikeln wäre ein Problem, da dies nicht als Bedarf für Reisende durchginge. Das sei bei dem betroffenen Spar aber nicht der Fall. Auch die Größe – der Supermarkt übersteigt die 80 Quadratmeter, die das Öffnungszeitengesetz an Bahnhöfen erlaubt – sei durch eine Verordnung des niederösterreichischen Landeshauptmanns legitimiert. Lugner sieht das nicht ein: „Spar und Rewe eröffnen laufend an Tankstellen und Bahnhöfen Filialen, die vom Verbot der Sonntagsöffnung ausgenommen sind, und ich darf nicht öffnen?“

Im September hatte der Einkaufzentrumsbetreiber eine Anzeige gegen Spar bei der BH Wien-Umgebung eingebracht. Sein Argument: Wenn die Filiale am Flughafen wegen des Bedarfs der Reisenden vom Verbot der Sonntagsöffnung ausgenommen wird, dürfe sie auch nur Reisenden zur Verfügung stehen. Die Behörde sagt: „Das fordert das Gesetz nicht.“

Für Lugner ist dies die zweite Niederlage in seinem Kampf gegen das Verbot der Sonntagsöffnung in diesem Jahr. Im Juli war er bereits mit einer Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof abgeblitzt. Aber sein Anwalt hat die nächsten beiden Beschwerden – auf europäischer Ebene – bereits eingebracht. Wie man auf den Spar-Bescheid reagiert, weiß sein Anwalt Adrian Holländer noch nicht. Fix ist: Lugner wird nochmals reagieren.

Dabei war Lugner, wie er sagt, früher einmal ein Gegner der Sonntagsöffnung. Seine Meinung änderte er, als er aus der Baubranche aus- und in die Handelsbranche einstieg. „Der Kunde ist König. Man muss irgendwann zur Kenntnis nehmen, dass ein Händler nur dann ein Geschäft macht, wenn er öffnet, wann der Kunde will.“ So erziele die Merkur-Filiale in der Lugner City „von halb neun bis 17 Uhr weniger Umsatz als zwischen 17 und 21 Uhr“. Das Einzugsgebiet des Shoppingcenters weite sich am Abend vom Umkreis der Lugner City auf ganz Wien aus.

Seit die Lugner City im Zuge der Fußball-EM 2008 an vier Sonntagen offen halten durfte und „pro Stunde um 69Prozent mehr Umsatz“ erzielte als an einem normalen Wochentag, ist Lugner hingerissen von der Idee, sein Einkaufszentrum am Sonntag offen zu halten. Profitieren würden dabei vor allem die acht überwiegend kleineren Händler, in deren Namen Lugner Klage um Klage einbringt.

100.000 Euro „investiert“

Ihre Namen will er nicht preisgeben, die Rechnungen für Gutachten, Anwalts- und Verfahrenskosten zahle er alle selbst – bisher in Höhe von rund 100.000 Euro. Lugner würde im Falle einer Sonntagsöffnung „vielleicht bei zehn“ von mehr als 100 Mietern über höhere Umsatzmieten verdienen. „Ich bin keiner, der etwas macht, weil er Geld verdienen will, sondern weil es mir Spaß macht“, so Lugner.

Doch auch die Konkurrenz treibt ihn an, räumt er ein: „Die Lugner City ist im Ranking der profitabelsten Einkaufszentren Österreichs auf Platz zehn. Das zu halten ist nicht einfach.“ Zumal mit dem G3 und Wien Mitte zuletzt zwei große Shoppingcenter im Wiener Raum eröffneten.

Auf einen Blick

Lugner-City-Chef Richard Lugner ist auch mit seiner Anzeige gegen Spar abgeblitzt. Die Supermarktkette halte sich an die Gesetze, entschied die BH Wien-Umgebung. Lugner bringt laufend Klagen und Beschwerden ein, um durchzusetzen, dass auch die Händler in seinem Shoppingcenter am Sonntag verkaufen dürfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.11.2012)

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