Beschuldigte Referatsleiterin bleibt auf freiem Fuß

(c) Fabry
  • Drucken

Die beschuldigte Frau zeigt sich laut Staatsanwaltschaft kooperativ und aussagebereit. Zudem besteht weder Flucht- noch Verdunkelungsgefahr.

Jene 41-jährige Referatsleiterin der Finanzabteilung des Landes, die im Verdacht steht, den gigantischen Salzburger Finanzskandal verursacht zu haben, bleibt auf freiem Fuß: "Wir sehen derzeit keinen Haftgrund", sagte Staatsanwältin Alexandra Maruna von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Wien am Mittwoch zur APA. "Das kann sich natürlich jederzeit ändern, sollte es neue Verdachtsmomente oder Beweise geben."

Laut Maruna bestehe momentan weder Flucht-, Verdunkelungs-, noch Tatbegehungsgefahr. "Die Frau ist kooperativ und aussagebereit, sie hat uns auch eigene Unterlagen auf einem USB-Stick überreicht und war bei der Hausdurchsuchung dabei. Sie hat auch keine Möglichkeit mehr, eine weitere Tat zu begehen." Zur Aussage des Salzburger Rechtsanwalts der Frau, Herbert Hübel, seine Mandantin sei "zu 100 Prozent unschuldig" und habe "nur ihren Job" gemacht, wollte sich Maruna nicht äußern.

Ermittlungen wegen Untreue

Im Auftrag der WKStA ermitteln in Salzburg seit Montag Beamte des Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (BAK). Bis zu zehn Ermittler führen Befragungen durch, und sichern Akten, Festplatten sowie elektronische Speichermedien. Betroffen waren bislang vor allem die Büros der Finanz- und der Personalabteilung des Landes. Ob noch andere Büros, etwa das von LHStv. David Brenner, durchsucht werden, würden die Beamten spontan entscheiden. Die Arbeiten der Ermittler dürften laut Maruna noch die ganze Woche andauern.

Bis Mittwoch sind zwei Anzeigen in der Causa bei der WKStA eingelangt. Am 7. Dezember kam eine aus Salzburg abgetretene, im November erstattete anonyme Anzeige in Wien an. Diese wurde unter dem Namen "Salzburger Beamtenschaft" eingebracht und richtet sich gegen die Referatsleiterin. "Diese Anzeige lässt aber auch Interpretationsspielraum zu, dass andere Akteure beteiligt gewesen sein könnten", so Maruna. Am 10. Dezember langte dann die Anzeige des Landes Salzburg ein, die sich konkret gegen die Referatsleiterin richtet.

Eine kolportierte Anzeige gegen jenen Mitarbeiter, der die Geschäfte der Referatsleiterin im 4-Augen-Prinzip gegengezeichnet hatte, sei laut Maruna bislang nicht bei der WKStA eingelangt. Die Ermittlungen würden derzeit in Richtung Untreue (Strafdrohung: ein bis zehn Jahre Haft) laufen, "in eventu" - also unter bestimmten Umständen - auch in Richtung Amtsmissbrauch (sechs Monate bis zu fünf Jahre) und Urkundenfälschung.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Politik

Salzburg: Land hat 1,8 Mrd. bei ÖBFA aufgenommen

Salzburg soll doppelt so viel Geld aus dem Topf der Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA) aufgenommen haben als andere Länder. Unklar ist, was mit dem Geld passierte.
niederoesterreichische WohnbaugeldVoodoo
Österreich

Das niederösterreichische Wohnbaugeld-Voodoo

Wie in Salzburg wurden in St. Pölten Millionen verloren, auch wenn die Politik das nicht wahrhaben will. Eine Analyse.
Innenpolitik

Referatsleiterin drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis

Die Staatsanwaltschaft verschärft ihre Gangart. Monika R. kassierte eine Spitzengage dank Ex-Minister Buchinger. Die Referatsleiterin hat möglicherweise bis zu 340 Millionen Euro verspielt.
Sehr konservativ Wien verteidigt
Österreich

"Sehr konservativ": Wien verteidigt Finanzgeschäfte

In Wien sei die Situation ganz anders, sagt SP-Finanzstadträtin Brauner. Dennoch finanziert sich die Stadt zu 38 Prozent mit Frankenkrediten.
Anzeige Faelschte Beamtin sechsmal
Österreich

Anzeige: Fälschte Beamtin sechsmal Unterschriften?

Die Salzburger Finanzbeamtin hat laut Anzeige Unterschriften gefälscht und Protokolle verändert. Die Justiz sieht weiter keinen Haftgrund.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.