Gusenbauer wird Textilfabrikant

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Backhausen(c) APA HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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In einem Überraschungscoup sichert sich die Auffangfirma BHN den Zuschlag für die Textilfirma. Großgläubiger Hypo NÖ ist mit an Bord.

(Wien/Red.) Der Überraschungscoup ist geglückt: Nicht der indische Seidenfabrikant Chamundi mit der österreichischen Sanierungsgesellschaft VMS übernimmt die insolvente Textilfirma Backhausen. Nachdem am Mittwoch deren Sanierungsplan von der Gläubigerbank Hypo NÖ abgelehnt worden war, hat die Bank am Donnerstag selbst das Ruder übernommen.

Die Hypo hält über eine Beteiligungsfirma 44 Prozent an der BHN Sileo GmbH, die erst vor wenigen Tagen als Auffangfirma für Backhausen gegründet worden ist. Sie erhielt am Donnerstag in einem Bieterverfahren beim Konkursgericht den Zuschlag. Die Mehrheit an der BHN hält die Cudos-Gruppe - ein Finanzvehikel von Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, dem Rechtsanwalt Leopold Specht und dem Berater Alon Shklarek. Noch mit an Bord bei der BHN ist die Interfides Management Solutions.

Drei Mio. Euro frisches Kapital

Das neue rein österreichische Eigentümer-Konsortium schießt der mit rund 6,5 Mio. Euro verschuldeten Firma Backhausen vorerst mehr als drei Mio. Euro ein. Die Fabrik im Waldviertler Hoheneich soll erhalten bleiben. „Die Produktion bleibt das Herzstück", sagte Cudos-Vorstand Shklarek zur „Presse". Damit dürfte auch das Gros der 104 Arbeitsplätze gesichert sein. Die Beschäftigten werden heute, Freitag, in einer Betriebsversammlung informiert.

Einen radikalen Neuanfang gibt es auch im Management. Geschäftsführer der BHN und damit von „Backhausen neu" sind Wolfgang Lackinger, der bei der Hypo NÖ bisher als Sanierungsexperte für Backhausen zuständig war, und Interfides-Eigentümer Jürgen Teubenbacher. „Die Familie Backhausen spielt in der neuen Konstellation keine Rolle mehr", betont Shklarek. Kritik, dass seine Gruppe über keine Erfahrung in der Textilbranche verfüge, lässt er nicht gelten. Man habe langjährige Sanierer im neuen Management, zudem habe man mit Felix Primetzhofer einen weiteren versierten Restrukturierungsexperten engagiert.

Reinhard Backhausen, der den 160 Jahre alten Traditionsbetrieb seit vielen Jahren mit seinem Bruder geführt hat, fühlt sich nicht überraschend „eiskalt entmachtet und ausgetrickst". Man habe mit Chamundi und der VMS ein „hervorragendes Konzept erarbeitet". Die Verträge seien unterschrieben gewesen. Zudem sei das im Sanierungsplan geforderte Geld auf einem Treuhandkonto hinterlegt worden, kontert Backhausen anderslautende Informationen.

„Wir hatten alle Bedingungen erfüllt", sagt dazu auch Manfred Moschner, der mit seiner auf Unternehmenskäufe und -Sanierungen spezialisierten Firma ACS für die Suche nach Partnern engagiert war. Er sieht zudem einen Interessenkonflikt darin, dass der Hauptgläubiger (Hypo NÖ) nunmehr zu den Käufern zählt.

Backhausen hat am Donnerstag auch seine Funktion als Obmann des Fachverbandes der Textil-, Bekleidungs-, Schuh- und Lederindustrie (TBSL) in der Wirtschaftskammer zurückgelegt.

Familien verlieren die Führung

Kenner der Textilbranche sehen in einem anderen niederösterreichischen Insolvenzfall Parallelen zu Backhausen. Im Vorjahr wurde das insolvente Traditionsunternehmen Baumann Dekor vom Gmündner Unternehmer Franz Siller - er zählt zu den größten Baumarkt-Lieferanten Europas - sowie dem Möbelhersteller Wittmann übernommen. Die Familie Baumann musste jedoch die Führung abgeben.

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