Die Krise kommt im Weihnachtsgeschäft an

Krise kommt Weihnachtsgeschaeft
Krise kommt Weihnachtsgeschaeft(c) Clemens Fabry
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Der Umsatz im Einzelhandel ist in der ersten Dezemberhälfte real um 3,8 Prozent eingebrochen. Im Schnitt geben die Österreicher heuer 360 Euro für Geschenke aus. Immer mehr kaufen spät und im Internet.

Wien/Es. Die Wirtschaftskrise macht sich im Weihnachtsgeschäft bemerkbar. Die Österreicher halten sich dieses Jahr bei den Weihnachtseinkäufen zurück. Das zeigt die Zwischenbilanz der WKO Bundessparte Handel. Der nominelle Umsatz im Weihnachtsgeschäft ging im Vergleich zum Rekordjahr 2011 im Zeitraum 1. bis 15. Dezember um ein Prozent zurück. Dieses Ergebnis ist bereits kalenderbereinigt, berücksichtigt also, dass heuer zwei Einkaufstage weniger zur Verfügung standen. Wenn man die Inflation von 2,8Prozent mit einbezieht, ergibt das real einen Umsatzrückgang von 3,8Prozent.

Eine Umfrage der KMU-Forschung Austria zeigt, dass die Österreicher heuer weniger Budget für Weihnachtsgeschenke einplanen: Im Durchschnitt werden heuer 360 Euro für Weihnachtsgeschenke ausgegeben, um zehn Euro weniger als 2011, aber immer noch mehr als in den Jahren 2008 bis 2010. Elf Prozent der Österreicher sind Weihnachtsmuffel und geben gar nichts für Geschenke aus. Das sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Dies hat für WKO-Spartenobfrau Bettina Lorentschitsch weniger mit zunehmender Armut bzw. Arbeitslosigkeit zu tun – eher mit dem steigenden Anteil nicht christlicher Österreicher, die Weihnachten nicht feiern.

Trend zum Last-Minute-Geschenk

Ein anhaltend starker Trend ist der Geschenkekauf übers Internet. 26 Prozent der Österreicher bestellen Weihnachtsgeschenke nicht nur, aber auch online. 63Prozent ziehen nach wie vor den Einkauf im Laden vor. Für den Endspurt vor Weihnachten hofft die WKO auf den Trend zum „Late Shopping“. Rund ein Drittel erledigt seine Weihnachtseinkäufe erst in der zweiten Dezemberhälfte. Dagegen umgehen nur 16Prozent der Österreicher den Weihnachtsrummel, indem sie Geschenke bereits vor November kaufen. Bis alle Geschenke beisammen sind, braucht rund ein Drittel der Österreicher zwei bis drei Tage, ein Viertel mehr als fünf Tage. Nur 19 Prozent schaffen es, die Geschenke alle auf einmal zu besorgen.

Ein Blick auf die Branchen zeigt, dass der Schuhhandel mit einem Umsatzplus von sieben Prozent am stärksten zulegen konnte, gefolgt von Sportartikeln, Kosmetika und Lebensmitteln. Unverändert im Vergleich zum letzten Jahr blieben Buchhandel sowie Uhren und Schmuck. Mit minus sechs Prozent verzeichnet der Spielzeughandel im Weihnachtsgeschäft überraschend den stärksten Rückgang, gefolgt von Lederwaren (minus fünf Prozent) und Bekleidung (minus vier Prozent). Den schwachen Umsatz im Bekleidungshandel führt Lorentschitsch auf den späten Wintereinbruch zurück. Auch Elektrogeräte und Möbel werden weniger gekauft.

Deutsche konsumieren mehr

Trotz der deutlichen Umsatzeinbußen ist ein Großteil der österreichischen Einzelhändler optimistisch. 57Prozent rechnen beim Weihnachtsgeschäft mit einem ebenso hohen Umsatz wie im Vorjahr, 20Prozent mit einem höheren Umsatz. Die WKO erwartet, dass im Zeitraum vom 15. bis 24. Dezember 25Prozent der Umsätze erzielt werden. Die „Nachspielzeit bis Silvester, in der viele Gutscheine eingelöst werden (diese werden erst nach dem Einlösen statistisch erfasst), wird weitere 20Prozent einspielen. Lorentschitsch glaubt aber nicht, dass der Rekordumsatz von 1,57 Mrd. Euro vom Vorjahr noch erreicht werden kann.

Ein Blick über die Grenze zeigt, dass die Deutschen heuer wesentlich kauffreudiger sind als die Österreicher. Der deutsche Einzelhandel prognostiziert für das Weihnachtsgeschäft ein Umsatzplus von 1,5Prozent. In den USA hingegen schlägt sich die Krise in mangelnder Konsumfreude nieder. Am traditionell umsatzstarken Black Friday, dem Tag nach Thanksgiving, brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 1,8 Prozent ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.12.2012)

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