Nowotny: "Schulden von 75 Prozent eindeutig zu hoch"

Austrian central bank OeNB Governor Nowotny addresses a news conference in Vienna
Austrian central bank OeNB Governor Nowotny addresses a news conference in ViennaREUTERS
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Der Notenbankchef mahnt die Regierung trotz Wahljahr zu weiterer Budgetsanierung. Die Inflation werde bis 2014 unter zwei Prozent sinken.

Der Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), Ewald Nowotny, appellierte an die österreichische Regierung, die Schulden abzubauen und die Budgets zu sanieren. Die Konsolidierung der Haushalte sei ein Stück weiter gekommen und "aus heutiger Sicht durchaus erfolgreich" gewesen. 2013 werde das Budgetdefizit voraussichtlich niedriger als heuer ausfallen. Der Schuldenstand werde jedoch weiter ansteigen und sich ab 2013 auf dem relativ hohen Niveau von etwa 75 Prozent stabilisieren.

„Aus Sicht der Notenbank ist dieses Niveau eindeutig zu hoch", befand Nowotny. "Die Fortführung der Konsolidierungsbemühungen ist daher unabdingbar. Wir hoffen, dass dieser Weg im Jahr 2013 – einem Wahljahr – nicht verlassen wird“.

Den Preisauftrieb in Österreich sieht Nowotny zurückgehen. Die Inflationsrate, die seit Euro-Bestehen mit durchschnittlich 1,9 Prozent im Rahmen des EZB-Preisstabilitätsziels liegt, habe sich von 2011 (3,6 Prozent) auf 2012 (2,5 Prozent) deutlich verringert und werde "in den kommenden beiden Jahren infolge moderater Lohnabschlüsse und sinkender Ölpreise weiter auf unter zwei Prozent zurückgehen“, prognostizierte Nowotny in einer Mitteilung.

Österreich kann Vorsprung halten

Die europäische Schuldenkrise hat die Weltwirtschaft auch im Jahr 2012 belastet. Der Euroraum befand sich im Jahr 2012 in einer Rezession - vor allem weil die Wirtschaft in den südlichen Mitgliedsländern schrumpfte. Obwohl in Österreich das Wirtschaftswachstum 2012 im Sog der internationalen Konjunktur ebenfalls hinter den Erwartungen blieb und für 2013 die Prognosen nur leicht positive Wachstumsraten von knapp unter ein Prozent zeigten, werde Österreich nächstes Jahr seinen Wachstumsvorsprung gegenüber dem gesamten Euroraum halten können, hob Nowotny hervor.

Die jüngsten Daten zeigen auch, dass sich das Konjunkturbild wieder etwas aufhelle, fügte Nowotny hinzu.

   Österreich gehöre nach wie vor zu den stabilen Ländern des Euroraums und zu den wohlhabendsten der EU. Laut Eurostat verbesserte sich Österreich beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf auf den dritten Platz in der EU. Für Nowotny "ein Beleg für die hohe Wettbewerbsfähigkeit, die wir uns in den letzten Jahren erarbeitet haben". Es zeige auch, dass Österreichs Euro-Teilnahme unzweifelhaft der richtige Weg gewesen sei.

   Auf Europa-Ebene seien die Reformen zur Neuausrichtung der Wirtschafts- und Währungsunion voranzutreiben, betonte Nowotny. Mit Blick auf die 2012 gesetzten Zentralbankmaßnahmen, die die Finanzmärkte beruhigten, das Inkrafttreten des ESM, die bevorstehende Bankenunion und die zuletzt freigegebenen Griechenland-Hilfen sieht Nowotny für das Jahr 2013 vorsichtig Optimismus für den Weg aus der Krise aufkommen.

(APA)

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