Kauf abgeschlossen: 3 hat sich Orange einverleibt

Kauf abgeschlossen: 3 hat sich Orange einverleibt
Kauf abgeschlossen: 3 hat sich Orange einverleibt(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Österreich verliert einen Mobilfunker. Der Abschluss beschleunigt den landesweiten Ausbau der Datenfunk-Technik LTE. Mehrere Behörden haben fast ein Jahr lang den Deal geprüft.

Nach elf Monaten ist es vollbracht: Der kleinste österreichische Mobilfunker 3 kauft den nächstgrößeren Konkurrenten Orange. Nach langem Hin und Her zwischen den Firmen und diversen Behörden ist die Übernahme nun abgeschlossen worden - ausgerechnet am 3. Jänner in einem Jahr mit einer 3 im Datum. Dieses Closing führt auch dazu, dass die Orange-Diskontmarke Yesss an den Marktführer A1 wandert - einer der größten Kritikpunkte der Wettbewerbshüter. Mit dem Abschluss ist nun auch der Weg frei für die Neuvergabe der Mobilfunkfrequenzen und der alten TV-Frequenzen (auch "digitale Dividende" genannt). Diese werden es den Mobilfunkern ermöglichen, die moderne Datenfunktechnik LTE, die bisher nur in Großstädten verfügbar ist, landesweit einfacher und kostengünstiger anzubieten.

Wie geht es mit Orange-Kunden weiter?

"Wir sind glücklich, dass wir die Übernahme nach einem langwierigen regulatorischen Prozess endlich abschließen konnten", sagt 3-Chef Jan Trionow. Wie es mit den Orange-Kunden weitergeht, will der Anbieter möglichst bald bekannt geben. Für Montagnachmittag ist eine Pressekonferenz zu dem Thema angesetzt. Im Vorfeld hatte 3 beteuert, dass die bestehenden Verträge vorläufig nicht angetastet werden. Auch die 0699er-Rufnummern sollen bestehen bleiben. In Zukunft sollen alle Teilnehmer über ein gemeinsames Netz funken können. Davon profitieren insbesondere Orange-Kunden. Deren Netz fiel im Connect-Test weit hinter die Konkurrenz während das "3 Meganetz" Bestnoten einheimsen konnte.

T-Mobile-Beschwerde umsonst

Orange, das zu einem Drittel der France Telecom und zu zwei Dritteln Mid Europa Partners gehörte, wurde für 1,3 Milliarden Euro verkauft. 390 Millionen davon holt sich 3, beziehungsweise die Mutterfirma Hutchison 3G Austria, durch den Weiterverkauf von Yesss wieder herein. Hinzu kommen Frequenzen und die alte Marke One, wie Orange früher hieß. Der dritte verbleibende Handy-Netzbetreiber T-Mobile hatte noch in letzter Minute versucht, den Deal aufzuhalten, insbesondere wegen der Frequenzkonsolidierung zwischen A1 und 3. Die Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof war allen Beteiligten aber recht egal, wie es scheint.

Viele Behörden involviert

3 hatte im Februar 2012 die Kaufabsicht bekannt gegeben. Ab dem Zeitpunkt prüften die EU-Wettbewerbskommission, der Telekom-Regulator RTR, die Telekom Control Kommission (TKK), die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) und später noch das Kartellgericht, ob dadurch negative Auswirkungen für österreichische Konsumenten entstehen könnten. Ursprünglich hatten die beteiligten Unternehmen gehofft, bis Sommer eine Entscheidung auf dem Tisch zu haben. Allerdings ließen sich die Behörden bis Mitte beziehungsweise Ende Dezember Zeit, um den Deal unter Auflagen zu genehmigen. So sagte 3 etwa zu, sein Netz virtuellen Anbietern (MVNO) zur Verfügung zu stellen. Einer dieser Provider wird UPC sein.

3-Chef: Landesweites LTE in zwei Jahren

Nun müssen zwei wichtige Punkte noch durchgeführt werden. Einerseits muss 3 bekannt geben, wie es mit den Orange-Kunden weitergeht. Andererseits blickt die Branche jetzt auf die kommende Neuvergabe der Frequenzen. Hier wartet die RTR bereits seit Monaten auf eine Entscheidung im Übernahmepoker zwischen 3 und Orange. Nun wird recht bald ein Termin dafür genannt werden. 3-Chef Jan Trionow hatte bereits angekündigt, nach erfolgreichem Abschluss des Deals binnen zwei Jahren ein landesweites LTE-Netz auf die Beine zu stellen. Das würde erheblich flottere Datenübertragunsraten bei mobilem Internet bringen. Auch A1 will sich nach Abschluss des Yesss-Kaufs "mit voller Kraft" auf den "Ausbau des Mobilfunknetzes der nächsten Generation" konzentrieren, wird CEO Hannes Ametsreiter zitiert.

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Mit der Übernahme von Orange steigt der Marktanteil von 3 von 11,29 auf 23,11 Prozent. Wie der Name es verspricht ist 3 damit dann der drittgrößte Mobilfunker (von drei verbliebenen. Insgesamt wird das Unternehmen abzüglich Yesss mehr als drei Millionen Kunden verzeichnen. Der Marktführer A1 wiederum kann sich über ein Wachstum von rund 40 auf mehr als 45,68 Prozent freuen. Vorausgesetzt, keiner der 740.000 Yesss-Kunden springt nach der Übernahme ab.

LTE

"Long Term Evolution" ist ein neuer Standard für mobiles Breitband-Internet. LTE verspricht Download-Geschwindigkeiten von bis zu 300 Megabit pro Sekunde statt derzeit gängiger HSDPA-Raten von 3,6 Megabit pro Sekunde. In Österreich gab es bereits erste Testläufe. Der noch schnellere Nachfolger "LTE Advanced" wurde auch bereits in Ausicht gestellt.

(db)

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