Prozesslawine dürfte die Gerichte noch Jahre beschäftigen.
Wien/Höll. Franz Kallinger, Vorstand des Prozessfinanzierers Advofin, saß beim Prozessauftakt gegen die früheren Immofinanz-Vorstände im Gerichtssaal. Advofin vertritt 3300 Immofinanz-Anleger mit einem mutmaßlichen Schaden von 200 Mio. Euro. Laut Kallinger werde es aber „Jahre dauern“, bis feststehe, ob die Anleger entschädigt werden.
Ähnlich sieht das Peter Kolba, Chefjurist des Vereins für Konsumenteninformation (VKI). Denn beim jetzigen Prozess gehe es nur um Untreue wegen Aktien- und Optionsgeschäften. „Das betrifft die Schäden der Kleinanleger nur am Rande“, so Kolba. Die Vorwürfe rund um die Täuschung von tausenden Kleinanlegern sei nach wie vor Gegenstand der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen. Der VKI, der 2500 Kleinanleger vertritt, hat nicht nur die Immofinanz, sondern auch den Finanzdienstleister AWD geklagt. Der AWD, der einst Immofinanz-Papiere vertrieben hat, bestreitet alle Vorwürfe.
Verdacht der Kursmanipulation
Vor der Finanz- und Wirtschaftskrise haben Immofinanz/Immo-east an der Börse Milliarden eingesammelt. Die Anwälte der Anleger werfen dem früheren Management vor, den Aktienkurs manipuliert zu haben. Statt in Immobilien zu investieren, habe man mit dem Geld der Anleger Aktienkäufe getätigt, um den Kurs an der Börse zu stützen. „Hier geht es um den Verdacht des schweren gewerbsmäßigen Betrugs, der Untreue und der Marktmanipulation“, sagt VKI-Jurist Kolba. Er hofft, dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen in Sachen Kursmanipulation vorantreibt. Käme es hier zu einer Anklage und zu einer Verurteilung, könnten Kleinanleger als Beteiligte im Strafprozess zivilrechtliche Ansprüche geltend machen.
In Summe wurden gegen den Immobilienkonzern (Immofinanz, Immoeast und die ehemalige Constantia Privatbank) Klagen mit einem Streitwert von 308 Mio. Euro eingebracht.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)