Petrikovics: "War an maßgeblichen Abläufen beteiligt"

IMMOFINANZ-STRAFPROZESS GEGEN PETRIKOVICS UND VIER WEITEREN PERSONEN
IMMOFINANZ-STRAFPROZESS GEGEN PETRIKOVICS UND VIER WEITEREN PERSONENAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der Anfang für die Verselbständigung der Ostaktivitäten wurde mit einem Privat-Placement gemacht. Die CPB stellte die gesamte Infrastruktur.

Beim Immofinanz-Prozess hat am zweiten Verhandlungstag der angeklagte Ex-Chef der Constantia Privatbank (CPB), Karl Petrikovics, das Firmengeflecht der Bank, inklusive der Immofinanz und Immoeast, Richterin Claudia Moravec-Loidolt erläutert. Auf die Frage der Richterin, ob er der absolute Chef war, antwortete Petrikovics, dass er als Firmen-Chef an den maßgeblichen Abläufen beteiligt gewesen sei. "Das ist ja wohl meine Aufgabe", fügte der Ex-Bank-Chef hinzu. Die Ostöffnung bezeichnete Petrikovics als "Jahrtausendchance", es mussten damals Weichenstellungen für die nächsten Jahrzehnte gestellt werden. 2003 kam dann die Phase, die Ostaktivität - also die Immoeast - zu verselbstständigen, das zunächst in Rahmen eines Privat-Placement erfolgte.

Steuergründe für hohe Zahl an Gesellschaften

Die Constantia Privatbank habe einen Management-Vertrag mit der Immofinanz und Immoeast abgeschlossen. Sie stellte die ganze Infrastruktur und die Mitarbeiter für die beiden Immo-Gesellschaften, im Gegenzug erhielt die Bank ein fixes Honorar - in Höhe von 0,6 Prozent des Immo-Vermögens bzw. ein Prozent bei Neu-Akquisitionen, schilderte Petrikovics. Auf die Frage nach seinen zahlreichen Funktionen - laut Richterin waren es 183 Funktionen und 152 Geschäftsführer-Positionen -, meinte Petrikovics, dass das in der Immo-Branche so üblich sei.

Zwischenholdings wegen Kapitalvorgaben

Wegen einer Erhöhung der Kapitalerfordernisse an die Banken Mitte der 1990er Jahre wurden Zwischenholdings eingeführt. Hätte man dies nicht gemacht, hätte der Bankeigentümer Herbert Turnauer wegen der vorgeschriebenen Vollkonsolidierung der zahlreichen Immo-Objektgesellschaften mehrere hundert Millionen einschießen müssen. Die für das Konzept gegründeten Schweizer Stiftungen (Camilla und Stefanie) hätte nur das Formale erfüllen sollen. Alles habe bei der Bank geendet.

Für mich war der mitangeklagte Schwager der verlängerte Arm der Familie Turnauer, schilderte Petrikovics sein Verhältnis zum Ex-Vize-Aufsichtschef der CPB.

Private-Placement

Dabei handelt es sich um Emissionen, die nur an eine bestimmte Zahl von Investoren gerichtet sind, und nicht öffentlich gehandelt werden. Privatplatzierungen entbinden teilweise von Publizitätspflichten wie zum Beispiel dem Wertpapierprospekt bei Kapitalerhöhungen.

(APA)

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