Wenn Mitarbeiter auspacken: Es war eine "harte Schule"

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Die Mitarbeiter der Constantia Privatbank fühlten sich von den nun im Immofinanz-Prozess angeklagten Vorgesetzten "missbraucht". Sie schildern, was unter einer diktatorischen Führung zu verstehen sei.

Wien/Eid. Die Constantia Privatbank (CPB) und die von ihr gemanagte Immofinanz und Immoeast mit Holdings, Stiftungen und rund 800 „Leintuchgesellschaften“: Man möchte glauben, dass in einem solchen Firmenkomplex Freiraum besteht. Offenbar nicht, wenn an der Spitze Karl Petrikovics steht. Mitarbeiter, die am sechsten Tag des Immofinanz-Prozesses als Zeugen geladen sind, schildern Richterin Claudia Moravec-Loidolt anschaulich, was unter einer diktatorischen Führung zu verstehen sei.

Petrikovics sei zwar eine fachliche Autorität gewesen, aber nicht „gutmütig“, meint der Immobilienexperte Harald Heinzl. Petrikovics habe ihn, Heinzl, in 80 Firmen zum Geschäftsführer gemacht, weil er den Vorgänger rausgeschmissen hatte. „Wenn ich nicht zugesagt hätte, hätte ich eine Minute Zeit gehabt, meinen Platz zu räumen“, berichtet Heinzl. „Sie wurden anscheinend missbraucht“, konstatiert die Richterin, nachdem sich Heinzl über die „harte Schule“ ausgelassen hat. „Das sehe ich auch so.“

Nicht in den Büchern aufscheinen

Hohe Loyalität und Vertrauen nennt der damalige Vorstandsassistent, Martin Schneeweiß, als Grund, warum er auf Geheiß des mitangeklagten Ex-Aufsichtsrats Helmut Schwager für diesen Immoeast-Aktien um 1,4 Mio. Euro gezeichnet und ein Treuhandkonto bei der CPB eingerichtet hat. Ohne Bedenken. Schwager habe ihm gesagt, er möchte nicht in den Büchern aufscheinen.

Das dürfte auch einen Sinn gehabt haben, wie sich zeigt, als die ehemaligen Immofinanz-Aufsichtsräte Guido Schmidt-Chiari und Erhard Schaschl in den Zeugenstand treten. Beide betonen, dass sich der Immofinanz-Aufsichtsrat am 13.März 2003 mit dem Ankauf von Immoest-Aktien aus der Kapitalerhöhung durch Petrikovics und seinen ebenfalls angeklagten Vorstandskollegen Norbert Gertner befasste. Nicht aber sei es um ein ebensolches „Incentive“ für Schwager gegangen. „Ein Aufsichtsrat kann ja nicht für sich selbst etwas beschließen“, sagt Schmidt-Chiari.

Schaschl, er ist Schwiegervater von Gertner, will geglaubt haben, dass Schwager die Aktien für seine langjährigen Dienste für die CPB-Eigentümerfamilie Turnauer erhalten hat. Bei dem Aufsichtsratsbeschluss (dass dies ein solcher war, bezweifelt die Anklage) sei es auch nur um die Finanzierung durch die Immofinanz gegangen. Weder Schmidt-Chiari, dessen Antworten sehr knapp ausfallen, noch Schaschl wollen gewusst haben, dass die Aktien nicht physisch gekauft, sondern in Tochterfirmen „geparkt“ und später in Optionen gewandelt wurden, die vom ebenfalls angeklagten Steuerberater Ernst Hable gehalten wurden.

Deutlich unterscheiden sich die Aussagen der beiden hingegen zur Frage, ob sich die drei bzw. zwei Prozent Aktien für Petrikovics, Gertner und Schwager nur auf die Kapitalerhöhung oder das gesamte Aktienkapital der Immoeast bezogen. Während Schmidt-Chiari eindeutig von der 49-prozentigen Kapitalerhöhung spricht, verstrickt sich Schaschl in einen Wortschwall und nervt die Richterin gewaltig. Ihre wiederholte Belehrung, dass er sich der Aussage entschlagen hätte können, fruchtet nichts.

Auf einen Blick

Im Immofinanz-Prozess schilderten am Mittwoch ehemalige Mitarbeiter das „System Petrikovics“ und belasteten die Angeklagten schwer. Eine Zeugin erklärte, wie Geld innerhalb des stark verflochtenen Firmennetzwerks rund um die Constantia Privatbank hin- und hergeschoben wurde, um die Liquidität für Käufe von Aktien der Immofinanz und Immoeast zu bekommen. Schriftlich gab es dazu meist nichts.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2013)

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