KTM-Eigner Pierer übernimmt Husqvarna-Motorcycles

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Der oberösterreichische Motorradhersteller KTM bekommt einen "Bruder": Eigentümer Pierer kauft von BMW den Offroad-Spezialisten Husqvarna.

Wien/Eid. Stefan Pierer ist immer für einen Überraschungscoup gut. Als der indische Automobil- und Zweiradhersteller Bajaj 2007 bei KTM einstieg, sorgte der KTM-Chef für Schlagzeilen. Jetzt hat Pierer, der bei KTM auch die Mehrheit hält, den Spieß umgedreht: Über seine Pierer Industrie AG kauft er den Konkurrenten Husqvarna. Zum Kaufpreis sagt er der „Presse": „Der Pierer hat noch nie teuer gekauft." Der bisherige Besitzer, BMW, zahlte 2007 rund 93 Millionen Euro, als er Husqvarna von der italienischen MV Agusta übernahm.

Die beiden Firmen haben zwar formal getrennte Eigentümer, als „Brüder" bieten sie viel Synergiepotenzial. Die börsenotierte KTM gehört zu 51 Prozent der Cross Industries, die wiederum zu 25 Prozent der Pierer Industrie und zu 50 Prozent der Pierer Invest gehört. „Die Zweiradindustrie folgt dem Trend in der Autoindustrie - mehrere Marken unter einem Dach", erklärt Pierer. Vor allem in Forschung & Entwicklung, aber auch im Einkauf und der Produktion von Komponenten strebe er zwischen KTM und Husqvarna eine enge Kooperation an. Der Vertrieb und die Marken bleiben getrennt.

Ob das Husqvarna-Werk langfristig in Cassinetta bei Varese (Lombardei) bleiben wird, beantwortet Pierer so: „Österreich wird langfristig mehr profitieren."
Er habe schon länger ein Auge auf die einst zum schwedischen Gartengerätehersteller gehörende Motorradmarke geworfen, sagt Pierer. Zumal das auf Offroad-Modelle spezialisierte Unternehmen ideal zu KTM passe. BMW wiederum konzentriert sich auf Straßenmodelle sowie auf Zweiräder (Roller) für den Stadtverkehr - „urban mobility".

Bei den Verkaufszahlen hat die im oberösterreichischen Mattighofen beheimatete KTM die Bayern schon überholt: Der Absatz stieg im Vorjahr um 32 Prozent auf den Rekordwert von 107.142 Motorrädern. BMW verkaufte 104.286 Zweiräder. Allerdings liegen die Bayern beim Umsatz vor KTM, deren Erlös im Vorjahr um 16 Prozent auf rund 610 Millionen Euro stieg. Die Kooperation mit Bajaj verhalf KTM einmal mehr zum Ausbau der Position in Südostasien, wo der Marktanteil verzehnfacht wurde. Aber auch in Europa, wo der Markt um zwölf Prozent schrumpfte, hat KTM um ein Drittel auf 7,5 Prozent zugelegt.

Weltspitze bei Geländemaschinen

Mit Husqvarna, die im Vorjahr 10.751 Motorräder absetzte, baut KTM seine Spitzenposition am Offroad-Weltmarkt weiter aus. Einbinden will Pierer auf jeden Fall die KTM-Husaberg. Diese Firma entstand, als die Motorradsparte von Husqvarna 1987 von der italienischen Cagiva-Gruppe gekauft wurde. Einige in Schweden gebliebene Ingenieure gründeten 1988 die Husaberg Motor AB. Das Unternehmen stellte ausschließlich Motocross-, Enduro- und Supermoto-Motorräder mit Einzylinder-Viertaktmotoren her. KTM kaufte Husaberg 1995. 2003 wurde die Produktion nach Mattighofen übersiedelt, auch die Entwicklungsabteilung ist in Österreich. Nur die Motorsportabteilung verblieb in Schweden.

Husqvarna ist nach Royal Enfield und vor Harley-Davidson die zweitälteste Motorradmarke der Welt, die noch besteht. 1903 wurde ein Husqvarna-Fahrrad mit einem 1,5 PS starken Einzylindermotor versehen. Schon 1916 engagierte man sich im Motorsport. In Summe errang die Marke 72 Weltmeistertitel.

Nachdem der Husqvarna-Konzern 1977 von Electrolux übernommen worden war, konzentrierte man sich auf Haushaltsgeräte. Die Gartensparte kam 2006 mit dem Kauf von Gardena hinzu. 1987 wurde die Motorradsparte an die italienische Cagica-Gruppe verkauft, die dann von MV Agusta übernommen wurde. BMW stieg 2007 ein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2013)

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