Finanzexperte Pichler prophezeit teurere Firmenkredite

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Der Wirtschaftsprofessor erwartet Aufschläge für den Mittelstand und das höhere Risiko. Bei der Regulierung sehe er schon "einen Punkt" überschritten.

Der Wiener Wirtschaftsprofessor und Finanzwissenschafter Stefan Pichler geht davon aus, dass im Zuge der Regulierung des Banken- und Finanzsystems Unternehmenskredite eher teurer werden als Privatkredite. "Ich erwarte mir höher Aufschläge auf Mittelstandsfinanzierungen, eine höhere Selektivität und höhere Risikoaufschläge", so Pichler in seinem Impulsreferat auf der diesjährigen Bankenkonferenz der Bankwissenschaftlichen Gesellschaft (BWG) am Montag in Wien. Bei der Bankenregulierung sieht er schon "einen Punkt" überschritten. Von den Politikern erwartet er sich, dass sie sich bezüglich riskanter Finanzgeschäfte selbst regulieren sollten.

Das Beziehungsgeflecht zwischen Banken und Kunden werde sich ändern, nicht wegen Basel III, sondern aus dem Gesamtpaket der Regulierung heraus, wobei insbesondere Bankeninsolvenzüberlegungen eine sehr große Rolle spielen, führte Pichler aus. Dabei werde es darum gehen, dass der Staat eine Bank übernimmt und abwickelt, bevor noch eine Insolvenz da ist. Alle Kapitalgeber - Eigen- wie Fremdkapital-Geber - müssten dann etwas zur Sanierung beitragen. Indem die Banken dies antizipieren werde sich ein neues Gleichgewicht bei der optimalen Kapitalstruktur und den Kapitalkosten der Banken einspielen.

Mindestkapital reicht nicht für Stabilisierung

Pichler geht nämlich davon aus, dass die durch Basel III vorgesehenen Mindestkapitalunterlegungen bei Banken nicht ausreichen werden, um das Finanzsystem zu stabilisieren. "Wir müssen tiefer gehen und bei den Anreizen arbeiten", so der Wirtschaftsprofessor. Wesentlich seien dabei die geplanten Eingriffe ins Bankeninsolvenzrecht. "Das geht in Richtung Markt ohne implizite Staatsgarantien". Wenn dies gelinge, würden es keine "Too Big To Fail"-Banken mehr geben, die Kapitalkosten für die Banken würden sich im Gegenzug aber verteuern. Das würde sich eher auf Unternehmenskredite als auf Privatkredite auswirken.

"Ich persönlich meine schon, dass wir einen Punkt überschritten haben bei der Bankenregulierung, das ist schon ein bisschen viel", so Pichler. "Ich warte mal auf eine Richtlinie, wo sich Politiker selbst regulieren", so der Wirtschaftsprofessor in Anspielung auf den Salzburger Finanzskandal und die Weigerung der Länder, sich bei ihren Finanzgeschäften auch in Zukunft an gesetzliche Mindestanforderungen oder Wohlverhaltensregeln zu halten. Vorgesehene Regeln seien von den Ländern wieder rausverhandelt worden. "Wir werden wieder ein Rechtssytem haben, wo sich der Staat nicht selbst reguliert", kritisierte Pichler. Schuld an den Fehlentwicklungen sei die politische Krise.

Laut einer von Wirtschaftskammer-Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser angesprochenen WKÖ-Umfrage haben 10 Prozent der Unternehmen keine Probleme bei der Kreditaufnahme. 75 Prozent hätten kaum eine Veränderung in der Bank-Kunden-Beziehung wahrgenommen. "Ich halte das für ein positives Bild", so Hochhauser.

(APA)

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