Telekom: Hannes Ametsreiter bleibt der Boss

Telekom Hannes Ametsreiter bleibt
Telekom Hannes Ametsreiter bleibt c Die Presse Clemens Fabry
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Der Konzernchef, dessen Vertrag um drei Jahre verlängert wird, soll das Unternehmen durch das von Preiskampf, Gewinnerosion und Großinvestitionen geprägte raue Umfeld manövrieren.

Wien. Den Analysten blieb er am Kapitalmarkttag Mitte Jänner eine Schätzung, wie viel die Telekom Austria heuer verdienen wird, schuldig. In der Aufsichtsratssitzung am 27. Februar wird Telekom-Boss Hannes Ametsreiter nicht so zurückhaltend sein können. Da wird er die durchwachsenen Geschäftszahlen 2012 vorlegen, aber vor allem das härteste Jahr seit Langem für den Konzern skizzieren müssen. Der Preiskampf, der trotz des Kaufs von Orange durch Hutchison bestehen bleibt, drückt die Gewinne. Gleichzeitig braucht die Telekom für die Übernahme des Orange-Diskonters Yesss! und die Frequenzauktion gut eine Mrd. Euro.

Einen Lichtblick gibt es doch für den Salzburger, der seit April 2009 den Konzern führt. Ametsreiters Vertrag, der zu Jahresende ausläuft, wird verlängert. Das wurde der „Presse“ aus ÖIAG- und Telekom-Kreisen bestätigt. Der Staat hält 28 Prozent der Telekom. Ametsreiter soll einen Dreijahresvertrag erhalten – mit der Option auf weitere zwei Jahre. Das entspricht der neuen Gangart der ÖIAG. Manager in Staatsbeteiligungen erhielten bisher meist Fünfjahresverträge. Bei vorzeitigen Ablösen – aus welchem Grund auch immer – erwiesen sich diese jedoch als kostspielige Fesseln.

Keine Trennung der Funktionen

Mit dem neuen Vertrag hat der Marketingprofi Ametsreiter seine Position gefestigt. Er bleibt Chef in der Telekom Austria Group (der Konzernholding) und auch in der A1 Telekom Austria, in der das operative Handy- und Festnetzgeschäft in Österreich gebündelt ist. Stimmen im Aufsichtsrat, die eine Trennung der Funktionen und Ametsreiters Bestellung nur in der Holding angeregt hatten, setzten sich nicht durch.

Nach dem Auffliegen der Korruptionsaffäre, in deren Zusammenhang aufgrund anonymer Anzeigen auch gegen Ametsreiter ermittelt wurde, ist wiederholt über seine Ablöse spekuliert worden. Zu Jahresende hat sich die Lage beruhigt – ein wenig Unsicherheit blieb aber. Denn der Aufsichtsrat hat im Dezember 2012 den Vertrag nicht gleich verlängert, sondern Verhandlungen anberaumt. Jetzt sind offenbar alle Zweifel ausgeräumt. Und Ametsreiter kann sich der Rückendeckung von ÖIAG-Chef und Telekom-Aufsichtsratspräsident Rudolf Kemler sicher sein.

Für Ametsreiter spricht zweierlei: Zum einen hat er die Aufarbeitung der Korruptionsaffäre unternehmensintern in Gang gebracht und dafür Deloitte und die BDO Deutschland engagiert. Zum anderen braucht der Konzern in den rauen Zeiten Kontinuität an der Spitze. Zumal auch in der Chefetage Neuerungen anstehen.

Mit dem „Chief Technology Officer“ bekommt die Telekom einen dritten Vorstand. Er soll neue Technologien wie die vierte Mobilfunkgeneration LTE, die rascheres Surfen ermöglicht, und die Konvergenz von Festnetz, Mobilfunk und Internet vorantreiben. Die Suche mithilfe von Headhunter KornFerry läuft. Eine erste Liste soll bis zu acht Namen enthalten und ganz Kemlers Vorgabe, einen internationalen Kapazunder und keinen „Zählkandidaten mit politischem Rückenwind“ zu engagieren, entsprechen.

Ende Februar soll der Personalausschuss des Aufsichtsrats mit einer Shortlist befasst werden, schon im März könnte die Entscheidung fallen.

Wechsel im Aufsichtsrat

Indessen dürfte die wiederholt kolportierte Ablöse von Finanzvorstand Hans Tschuden nicht stattfinden. Jedenfalls nicht unmittelbar. Jetzt der Ametsreiter-Vertrag, dann der CTO und danach vielleicht Tschuden – es geht Schritt für Schritt, heißt es im Unternehmen. Ein großer steht im Mai an: Bei der Hauptversammlung am 29.Mai werden alle Kapitalvertreter im Aufsichtsrat neu gewählt.

Veränderungen gelten als so gut wie sicher. So etwa soll Oscar Von Hauske Solis, der mit Investor Ronny Pecik die Interessen von Großaktionär Carlos Slim (America Movil) vertritt, das Gremium verlassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2013)

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