Androsch: Hypos "Spielzeug von Landeshauptleuten"

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Fimbag-Aufsichtsrat Androsch glaubt, dass es noch fünf Jahre bis zum verlustminimierenden Verkauf der Hypo Kärnten dauern wird. Die Landeshauptleute bezeichnet er als "abgehoben".

Die notverstaatlichte Hypo Kärnten sei schwer an den Mann zu bringen, sagte Fimbag-Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch in einem Interview in der aktuellen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins "Format". Um sie verlustminimierend loszuwerden, brauche man noch fünf Jahre. Androsch hält Landeshypos generell für entbehrlich: "Das sind teure Spielzeuge von abgehobenen Landeshauptleuten." Die Hypo Vorarlberg droht Androsch mit einer Klage.

Hypo-Aufsichtsratsvorsitzender Johannes Ditz ging zuletzt im Dezember von deutlich mehr als fünf Jahren aus, der zum Abbau der 10 Milliarden Euro Leichen im Hypo-Keller - notleidende Kredite, Leasinggeschäfte, Immobilien, Grundstücke, marode Tourismusprojekte - benötigt werden. "Zehn Jahre könnten ein guter Zeitraum sein, um alles kontrolliert abzuarbeiten", unterstrich Ditz das Ausmaß der Schwierigkeiten, in denen die Bank steckt. Für den Abbau forderte er eine "Art Bad Bank".

Androsch hofft nicht, dass weitere Rettungsaktionen im Hypo-Sektor notwendig werden. Die Hypo Kärnten mache bereits genug Sorgen. Die EU-Kommission müsse einsehen, dass ein Verkauf unter Druck und in der aktuellen Marktlage mit erheblichen Verlusten für die Republik verbunden wäre.

Vorarlberger Bank fordert Richtigstellung

Landeshypos spielten generell im Tagesgeschäft keine Rolle. Die Gefahr liege in den gigantischen Landeshaftungen. Viele Hypos gehörten zwar nicht mehr der öffentlichen Hand, was gut sei, doch die Länder würden weiterhin mit Milliarden haften.

"Die Landeshypos in Vorarlberg, Tirol und Niederösterreich sind jedenfalls entbehrlich. Egal wo die ihr Geld reinstecken, sie verlieren es. Das sind teure Spielzeuge von abgehobenen Landeshauptleuten. Die Länder haben nicht einmal die eigenen Finanzen im Griff, geschweige denn eine Bank", so Androsch weiter.

Nun droht die Hypo Vorarlberg Hannes Androsch mit einer Klage wegen Rufschädigung und fordert eine Richtigstellung. "Der Vorstand der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank AG verwehrt sich ausdrücklich gegen die unqualifizierten und rufschädigenden Äußerungen des Herrn Dr. Androsch", hieß es am Freitag in einer Aussendung der Bank. "Die Äußerungen sind nicht nachvollziehbar", hieß es dazu seitens des Vorarlberger Hypo-Vorstandes. Man zähle mit einem A1-Rating zu den am besten bewerteten und profitabelsten Banken Österreichs und verfüge über ein solides Geschäftsmodell.

"Landeshypos ohne Funktion"

Die Landeshypos hätten in den letzten Jahren bewiesen, wie "wichtig" ihnen regionale Projekte seien: "Tirol hat in Sizilien und Bayern viel Geld versenkt. Die Niederösterreicher zocken mit Wohnbaugeldern an der Börse. Und die Kärntner haben am Balkan alles zusammengekauft, was - aus gutem Grund - keiner haben wollte", so der Fimbag-Präsident.

In Wahrheit hätten die Landeshypos keine Funktion mehr. "Es wird zu einer Kommassierung kommen, wie es im Agrardeutsch heißt. Bei einer längst überfälligen Flurbereinigung im Bankensektor werden sie aufgesogen", erwartet Androsch.

Die Involvierung der "privaten“ Hypo Salzburg beim Salzburger Finanzskandal sei auch kein Ruhmesblatt. "Raiffeisen Oberösterreich wird das Engagement bei der Hypo Salzburg schwitzende Nächte bereiten. Was ich so höre, prüft das Land Salzburg Schadenersatzansprüche in alle Richtungen", so Androsch.

(APA)

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