Treichl gegen Bonusvorschriften: "Sind keine Zockerbuden"

Andreas Treichl, Chef der Erste Bank, hält nichts von den neuen Bonusregeln: "Das ist eine rein politische Aktion." Auch wenn die Erste Bank zuletzt in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, bleibt Treichls Grundgehalt von 1,2 Millionen Euro stabil. Sein Bonus steht noch nicht fest.

Wien. Obwohl die Chefs der österreichischen Banken von den neuen Bonusvorgaben nicht betroffen sind, haben sie für die Regeln wenig Verständnis. „Das ist eine rein politische Aktion“, sagte ErsteBank-Generaldirektor Andreas Treichl am Donnerstag bei der Vorstellung des Vorjahresergebnisses. Er halte es für falsch, wenn Banken als „Zockerbuden“ abgetan werden, so Treichl. „Es gibt viele Banken in Europa, die im Gegensatz zu uns mit amerikanischen und asiatischen Instituten im Handelsgeschäft konkurrenzfähig sein müssen. Für die wird das sehr schwer sein.“ Nun würden „zahlreiche der hoch bezahlten Leute im Investmentbanking europäische Institute verlassen“.

Ehrlicher wäre es, gleich zu sagen, dass man in Europa solche Banken nicht haben und dieses Geschäft den Amerikanern überlassen wolle.

Die Erste Bank muss wegen der neuen Vorschriften nichts verändern. Obwohl das Institut 2012 den Turnaround schaffte, blieb Treichls Grundgehalt von 1,2 Millionen Euro pro Jahr gleich. Sein Bonus steht noch nicht fest, werde aber „weit unter hundert Prozent“ liegen.

Wieder eine Dividende

Die Erste Bank hat jedenfalls das Schlimmste überstanden. Sie verbuchte 2012 einen Gewinn von 483,5 Mio. Euro. 2011 hatte das Institut mit 718,9 Mio. Euro den größten Verlust in seiner fast 200-jährigen Geschichte erzielt. Von der Rückkehr in die Gewinnzone profitieren auch die Aktionäre. Sie bekommen eine Dividende von 40 Cent pro Aktie.

Sorgenkind der Erste Bank bleibt Rumänien. Vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise im Herbst 2006 hatte Treichl mit der Banca Comerciala Romana (BCR) die größte Bank Rumäniens erworben. In Summe gab er dafür vier Milliarden Euro aus.

Heute ist die BCR ein Sanierungsfall. Im Vorjahr fiel bei der Tochter ein Verlust von 294,3 Millionen Euro an. Heuer soll in Rumänien die Zahl der Mitarbeiter von 8200 auf 7500 reduziert werden. Bereits 2012 wurden zehn Prozent der Stellen gestrichen.

Dank dieser Maßnahmen soll die BCR im laufenden Jahr einen kleinen Gewinn erwirtschaften.

Interesse an Hypo Serbien

Künftig will Treichl bei Akquisitionen vorsichtiger sein. So wartet er mit einem Zukauf in Polen ab. Denn die dortigen Banken seien zu teuer. Polen gehört zu den größten Märkten in Zentral- und Osteuropa. Im Gegensatz zu Raiffeisen und Bank Austria/UniCredit ist die Erste Bank dort nicht vertreten.

Für die Serbien-Tochter der Hypo Alpe Adria hat Treichl dagegen eine Interessensbekundung abgegeben. Vor Kurzem zahlte die Erste Bank vier Mrd. Euro an EZB-Krediten zurück. Offen sind nur noch 150 Millionen Euro.

Wann Treichl die im Zuge der Krise vom österreichischen Staat erhaltene Finanzspritze von 1,2 Mrd. Euro zurückgeben wird, sagte er nicht: „Wenn wir Pläne hätten, würden wir sicherlich nicht darüber reden.“

Für 2013 erwartet Treichl ein „stabiles Betriebsergebnis“. Dafür sollen die Kreditvorsorgen um mindestens zehn Prozent zurückgehen. Im Streit um strengere Eigenkapitalvorschriften, auch Basel III genannt, setzte sich Treichl durch. Die Erste Bank darf auch künftig das Kapital der österreichischen Sparkassen, mit denen sie zusammenarbeitet, in ihre Bilanz nehmen. Dies bringt dem Institut 1,6 Mrd. Euro an Eigenkapital. Die Einigung mit der EU kam nach monatelangen Verhandlungen in der Nacht auf Donnerstag zustande. Daher legte die Erste-Aktie am Donnerstagnachmittag um über drei Prozent zu.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2013)

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