Österreichs Banken: Situation heikler als in Spanien

Banken Situation heikler Spanien
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Finanzkrise. Die US-Ratingagentur Moody's geht davon aus, dass einige österreichische Banken die Staatshilfe nicht so schnell zurückzahlen werden. Daher bleibe der Ausblick für den heimischen Finanzsektor „negativ“.

Wien/London. Es ist wie eine Zeugnisverteilung: Die US-Ratingagentur Moody's hat eine Neubewertung des österreichischen Bankensektors vorgenommen. Gleich zu Beginn steht die wenig erfreuliche Nachricht, dass der Ausblick für die heimischen Finanzinstitute für die nächsten zwölf bis 18 Monaten „negativ“ bleibt.

Begründet wird dies unter anderem mit den Problemkrediten in Osteuropa. Von 2008 bis Ende 2011 ist bei Österreichs Banken der Anteil der Kredite mit Rückzahlungsproblemen von fünf Prozent auf 10,2 Prozent gestiegen. Damit stellen die heimischen Institute sogar die spanischen und italienischen Finanzkonzerne in den Schatten (siehe Grafik). In Deutschland und in Frankreich gibt es nur bei vier Prozent der vergebenen Darlehen Probleme mit der Tilgung. Noch besser ist die Situation in der Schweiz.

Größte Probleme in Kasachstan

Wobei Moody's bei Österreichs Banken klar zwischen den Aktivitäten im Inland und denen in Osteuropa unterscheidet. Im Österreich-Geschäft werden vier bis acht Prozent der Kredite als problematisch eingestuft, in Zentral- und Osteuropa erhöhte sich dagegen der Anteil auf 15 Prozent.

Besonders schlimm ist die Lage in Kasachstan, wo es bei einem Drittel der Kredite Schwierigkeiten gibt. In der Ukraine und in Slowenien sind mehr als 20 Prozent der Darlehen ausfallsgefährdet. Auch in Ungarn und in Rumänien ist die Entwicklung negativ.

Heuer dürfte es laut Moody's bei Österreichs Banken einen moderaten Anstieg bei den faulen Krediten geben. Wann hier in Zentral- und Osteuropa die Trendwende geschafft sein wird, ist ungewiss.

Zwar haben Österreichs Banken seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2008 mehr Eigenkapital aufgebaut. Zuletzt lag die sogenannte „Tier 1 Ratio“, die harte Kernkapitalquote, bei 9,6 Prozent. Das ist weniger als bei Instituten in Westeuropa, wie Moody's kritisch anmerkt. Selbst spanische und italienische Banken weisen hier höhere Werte auf.

Österreichs Institute haben daher nach Einschätzung der US-Ratingagentur nur begrenzte Kapazitäten, um größere Verluste bewältigen zu können.

Agentur führt Stresstests durch

Moody's führte dazu verschiedene Stresstests durch. In einem besonders ungünstigen Szenario (angenommen wird, dass 11,9 Prozent der Kredite ausfallen), würde das harte Kernkapital auf fünf Prozent sinken. Das wäre im internationalen Vergleich ein schlechter Wert.

Erst im Vorjahr nahm die europäische Finanzaufsicht die zwei größten österreichischen Banken (Erste Bank und Raiffeisen Zentralbank) unter die Lupe. Die Institute mussten damals eine harte Kernkapitalquote von mindestens neun Prozent aufweisen.

Die derzeitige Quote von 9,6 Prozent schafft der Finanzsektor nur, weil führende Player vom österreichischen Staat zu Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise mit Milliardenbeträgen unterstützt wurden. Einige Institute werden nach Angaben von Moody's noch etliche Jahre brauchen, um die Schulden beim Staat zu tilgen. Namen werden in dem Bericht nicht genannt. Folgende Banken haben staatliches Partizipationskapital bekommen: Bawag (550 Millionen Euro), Erste Bank (1,224 Milliarden Euro), Hypo Alpe Adria (275 Millionen Euro), Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG (300 Millionen Euro) und Raiffeisen Zentralbank (1,75 Milliarden Euro).

Banken: Rückgrat der Wirtschaft

Bawag, RZB und Erste Bank zahlen dem Bund für die Hilfe allerdings eine jährliche Dividende von acht Prozent. Schwieriger ist die Situation bei der ÖVAG und der Hypo Alpe Adria. Bei beiden Instituten musste der Staat einsteigen, um sie vor der Pleite zu retten.

Grundsätzlich erwartet Moody's, dass der Staat den Finanzsektor bei Bedarf weiterhin unterstützen wird. Denn die Banken seien das Rückgrat der Wirtschaft.

Das Engagement von Österreichs Banken in Zentral- und Osteuropa lag Ende Juni 2012 bei 326 Milliarden Euro. In Ländern mit höheren politischen und wirtschaftlichen Risken sind folgende Beträge ausständig: 28,5 Milliarden Euro in Rumänien, 24 Milliarden Euro in Ungarn, 13 Milliarden Euro in Russland, zehn Milliarden Euro in Slowenien und 6,5 Milliarden Euro in der Ukraine. Positiv entwickeln sich dagegen Tschechien, die Slowakei und Polen.

Kritische Berichte amerikanischer Ratingagenturen sorgen in Österreich regelmäßig für einen Aufschrei. Als Moody's im vergangenen Sommer das Rating von Erste Bank, Raiffeisen Bank International und Bank Austria herabstufte, kritisierte Finanzstaatssekretär Andreas Schieder (SPÖ) das „Banken-Bashing“. Und führende heimische Ökonomen erklärten, die Agenturen betrachten Osteuropa zu undifferenziert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2013)

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