Österreichs Banken verlieren in drei Monaten über 900 Millionen Euro

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Bank Austria, Raiffeisen und Erste Group mussten im Vorjahr bei ihren Osteuropa-Töchtern hohe Abschreibungen vornehmen.

Wien. Als letzte österreichische Großbank hat am Montag die Bank Austria ihre Vorjahresergebnisse veröffentlicht. Wie die Erste Group und Raiffeisen Bank International rutschte auch die Bank Austria im vierten Quartal 2012 tief in die Verlustzone. In Summe setzten die drei größten Banken Österreichs von Oktober bis Dezember 2012 über 900 Millionen Euro in den Sand.

Die Bank Austria verbuchte ein Minus von 678 Millionen Euro, bei Raiffeisen waren es 117 Millionen Euro und bei der Erste Group 114 Millionen Euro. Denn die Banken mussten hohe Wertberichtigungen auf ihre Töchter in Zentral- und Osteuropa vornehmen. Alle Institute betonen aber, dass es sich dabei um einen Ausreißer handelt. Im Gesamtjahr 2012 ist es den drei Finanzkonzernen gelungen, Gewinn zu erwirtschaften. Die Bank Austria vermeldete einen Jahresüberschuss von 423 Millionen Euro. Der Gewinn fließt aber nicht an die Konzernmutter UniCredit.

Bank Austria erhält Geld von UniCredit

Um das Eigenkapital bei der Tochter zu erhöhen, wird UniCredit demnächst wieder einen größeren Betrag nach Wien überweisen. Über die Höhe werde noch diskutiert, sagte Bank-Austria-Chef Willibald Cernko am Montag vor Journalisten. Auch müsse die Causa mit den Aufsichtsbehörden abgestimmt werden. Die Finanzspritze soll aber im ersten Halbjahr 2013 erfolgen.

Die Bank Austria ist die einzige österreichische Großbank, die keine Staatshilfe beantragt hat. Stattdessen springt die Konzernmutter ein. Bereits vor drei Jahren erhielt die Tochter von UniCredit zwei Milliarden Euro. Analysten vermuten, dass die Italiener diesmal eine Milliarde Euro lockermachen werden. „Wir wollen uns für die Zukunft vorbereiten. Wenn wir nach vorne blicken, tun wir gut daran, kapitalseitig gut aufgestellt zu sein“, sagte Cernko. Einen Gang an die Wiener Börse schloss er aus. Die größte Belastung für die Bank Austria war im Vorjahr die kasachische ATF-Bank.

Kasachstan kostete zwei Milliarden Euro

Die Tochter, die nun an einen kasachischen Oligarchen verkauft wird, bescherte der Bank Austria im Vorjahr einen Verlust von 423 Millionen Euro. In Summe kostete das Engagement in Kasachstan über die Jahre hinweg zwei Milliarden Euro.

Die Bank Austria hatte die ATF-Bank vor der Finanz- und Wirtschaftskrise viel zu teuer zugekauft. Wegen der strategisch günstigen Lage des Landes zwischen Russland und China und des Ölreichtums erhoffte sich der damalige Bank-Chef, Erich Hampel, einen Wachstumsschub. Doch Kasachstan wurde von der Krise viel stärker getroffen als andere Staaten. „Diese Karotte, die vor unserer Nase war, ist immer weiter in die Ferne gerückt. Da muss man sagen: Da kann ich offenbar nicht abbeißen, dann gehen wir“, sagte Cernko.

Die Bank Austria schrieb im Vorjahr auch den Firmenwert der Ukraine-Tochter Ukrsotsbank in Höhe von 165 Millionen Euro komplett ab, da die Ergebnisentwicklung hinter den Annahmen zurückblieb.

Weitere 286 Millionen Euro kosteten Abschreibungen und Buchwertkorrekturen für die „UniCredit Global Leasing“. An dieser ist die Bank Austria mit 30Prozent beteiligt. Von der „globalen Lösung“ im Leasingbereich ist man nun abgerückt. Das österreichische Leasinggeschäft wird wieder eine hundertprozentige Tochter der Bank Austria. Laut Cernko konnten alle Sonderbelastungen aus dem operativen Ergebnis abgedeckt werden.

„Cashcow“ im UniCredit-Konzern ist die deutsche HypoVereinsbank. Diese machte im Vorjahr einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro und überweist eine Dividende von 2,5 Milliarden Euro nach Mailand.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2013)

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