Hundstorfer: Mehr Urlaub, weniger Überstunden

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Sozialminister Rudolf Hundstorfer will, dass mehr Arbeitnehmer Anspruch auf sechs bezahlte Urlaubswochen bekommen. Die Arbeitgebervertreter halten davon wenig: Das mache Beschäftigung unattraktiv.

Wien/hie. 25 Tage Urlaub: Das ist zwar im internationalen Vergleich relativ viel. Aber, wenn es nach der Gewerkschaft und der SPÖ geht, noch nicht genug. Einer Erhöhung des jährlichen Urlaubsanspruchs von fünf auf sechs Wochen stehe er „positiv“ gegenüber, sagte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. „Die traditionellen Karrieren werden weniger. Es ist kaum jemand noch 25 Jahre lang bei der gleichen Firma beschäftigt“, so Hundstorfer.

Diese 25 Jahre beim gleichen Unternehmen brauchen Arbeitnehmer aber, damit ihr Urlaubsanspruch auf 30 Tage im Jahr steigt. Man kann sich Vordienstzeiten aus anderen Dienstverhältnissen anrechnen lassen, aber maximal fünf Jahre. Auch Schul- und Studienzeiten können bis zu insgesamt neun Jahren angerechnet werden, wobei die Pflichtschuljahre nicht zählen und das Studium nur dann, wenn es erfolgreich beendet worden ist. Die Gewerkschaft will diese Regel aufweichen, damit die sechste Urlaubswoche leichter erreicht werden kann.

Wie auch Hundstorfer: Denn Menschen, die den Arbeitgeber wechseln, hätten nicht weniger Belastung als jene, die 25 Jahre bei der gleichen Firma seien, so der Sozialminister. Im Jahr 2011 hatten 21 Prozent der ab 46-Jährigen die 25-Jahre-Grenze erreicht, ab der es eine sechste Urlaubswoche gibt. Von den ab 60-Jährigen war es ein Drittel.

Bei den Arbeitgebervertretern stößt er mit seinem Ansinnen auf wenig Verständnis. „Wir wollen keine Ausweitung der Nichtleistungszeiten“, sagt Rolf Gleißner, Referent für Sozialpolitik in der Wirtschaftskammer Österreich. Mehr bezahlter Urlaub erhöhe die Lohnkosten und mache die Beschäftigung von Menschen weniger attraktiv.

Österreich: 38 bezahlte freie Tage

Das Argument, dass immer weniger Menschen die 30 Urlaubstage erreichen würden, weist er zurück. Er glaube, „es sind mehr als früher“, weil der Anteil der älteren Menschen in den Belegschaften steige und damit auch der Anteil der Menschen, die Anspruch auf eine sechste Urlaubswoche haben. Österreich liegt mit seinem Urlaubsanspruch in der internationalen Statistik relativ weit oben. Zählt man die gesetzlichen Feiertage dazu, gab es im Jahr 2009 38 bezahlte freie Tage, wie aus einer Studie der Beratungsfirma Mercer hervorgeht. Schlusslicht ist China, wo Arbeitnehmer Anspruch auf fünf bezahlte Urlaubstage haben. Inklusive Feiertage sind es 21.

Auch in einem zweiten Punkt sprach sich Hundstorfer für weniger Arbeit für den Einzelnen aus: Er will die Überstunden reduzieren und so die Beschäftigung erhöhen. In Österreich würden jährlich 300 Millionen Überstunden geleistet, verteilt auf 700.000 Menschen. Was es sonst noch an Zeitguthaben und individuellen Regelungen in den Betrieben gebe, wisse man nicht genau. Schon 50 Millionen Überstunden weniger wären ein Schritt, so Hundstorfer.

Sein Gegenüber hält davon wenig: Der Abbau von Überstunden habe in der Krise als Arbeitszeitpuffer Arbeitsplätze gerettet, so die Position von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP). Statt Überstunden zu kritisieren, solle man lieber auf flexible Arbeitszeitmodelle setzen, damit die Wirtschaft flexibel auf Auftragsschwankungen reagieren könne.

Auf einen Blick

Arbeitnehmer in Österreich haben in der Regel Anspruch auf fünf Wochen bezahlten Urlaub. Der Anspruch steigt auf sechs Wochen, wenn man länger als 25 Jahre beim selben Arbeitgeber beschäftigt ist. Vordienstzeiten können teilweise angerechnet werden. Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) will, dass die sechste Urlaubswoche leichter erreichbar wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2013)

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