Neue Staatshilfe für Volksbank AG?

THEMENBILD: VOLKSBANKEN AG
THEMENBILD: VOLKSBANKEN AGAPA/HELMUT FOHRINGER
  • Drucken

Beim Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG reißen die Verluste nicht ab. Allein in Rumänien gibt es faule Kredite in Höhe von 1,2 Milliarden Euro.

Wien. Vor einem Jahr, im April 2012, musste der Staat das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG vor der Pleite retten. Bislang hat der Steuerzahler eine Milliarde Euro in die Rettung der ÖVAG investiert. Der von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) als Sanierer eingesetzte Bankchef Stephan Koren schloss am Donnerstag bei der Präsentation der Vorjahresbilanz nicht aus, dass man noch einmal Hilfe vom Staat in Anspruch nehmen wird. Denn die ÖVAG sei eine Abbaubank. „Und ein Abbau ist nichts, was gratis geht.“

Im Vorjahr verbuchte die ÖVAG einen Verlust von 131 Millionen Euro. Das ist mehr als erwartet. Noch im November hatte die ÖVAG ein Minus in zweistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt. Jetzt geht Koren davon aus, dass die Bank auch in diesem Jahr mit einem dreistelligen Millionenbetrag in den roten Zahlen bleiben wird.

Besonders schwierig ist die Lage bei der Tochterbank in Rumänien. Die ÖVAG hat im Vorjahr einen Großteil ihres Osteuropageschäfts an die russische Sberbank verkauft. Doch die Russen weigerten sich, die marode Rumänien-Tochter zu übernehmen.

Probleme bei Volksbank Romania

Die Volksbank Romania kommt mit 1300 Mitarbeitern auf ein Geschäftsvolumen von 3,5 Milliarden Euro. Das Ausmaß der faulen Kredite liegt bei 1,2 Milliarden Euro. Das bedeutet, dass es bei 34Prozent aller in Rumänien vergebenen Darlehen Rückzahlungsprobleme gibt. Laut Koren fiel allein bei der Bukarester Tochter im Vorjahr ein Verlust von 170 Millionen Euro an. Auf Anordnung der EU-Kommission muss die „Volksbank Romania“ in den nächsten Jahren verkauft werden. Es ist fraglich, ob das gelingen wird.

Aufgabe von Koren ist es, das Geschäftsvolumen der ÖVAG radikal zurückzufahren. Im Vorjahr ist die Bilanzsumme bereits um ein Drittel auf 27,7 Milliarden Euro gesunken. „Derzeit ist die ÖVAG de facto eine Abbaubank, die so gut wie ihr gesamtes Eigengeschäft im In- und Ausland beenden muss“, sagt Koren. Heuer sollen Teile des Immobilienbestands abgestoßen werden.

Mit der Raiffeisen Zentralbank (RZB) wird gerade über einen Verkauf der Leasingsparte verhandelt. Auch die Tochterbank in Malta soll veräußert werden.

Für Malta interessiert sich wiederum die Staatsanwaltschaft. Denn über die Mittelmeerinsel wurden früher viele Immobiliengeschäfte abgewickelt.

Haben die Volksbanken eine Zukunft?

Neben den 1300 Mitarbeitern in Rumänien hat die ÖVAG noch 1912 Beschäftigte. Im Vorjahr wurden 15Prozent der Stellen, davon die meisten in Österreich, gestrichen.

Vom Umbau der ÖVAG hängt auch die Zukunft des Volksbanken-Sektors ab. Der Staat ist mit 43Prozent an der ÖVAG beteiligt. Die restlichen Anteile gehören den rund 60 Volksbanken in den Bundesländern. Diese waren in der Vergangenheit autonom und untereinander zerstritten. Die ÖVAG durfte sich als Spitzeninstitut nicht in die Geschäfte der lokalen Volksbanken einmischen.

Dies hat sich im Zuge des Staatseinstiegs geändert. Die Bundesländer-Volksbanken verloren auf Druck des Finanzministeriums in vielen Bereichen ihre Eigenständigkeit. Die ÖVAG verfügt jetzt über weitreichende Durchgriffsrechte auf die lokalen Volksbanken. Denn das Spitzeninstitut hat nur im Verbund mit den regionalen Volksbanken eine Überlebenschance.

Für die Volksbanken wird die Lage aber immer schwieriger. Sie verfügen im Vergleich zu Raiffeisen und Erste Bank/Sparkassen über einen relativ kleinen Marktanteil. Nach den Problemen bei der ÖVAG ist das Image des Sektors angekratzt.

Hinzu kommt, dass Österreich „overbanked“ ist. Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es bei uns zu viele Bankfilialen und Bankmitarbeiter.

In Deutschland haben sich Volks- und Raiffeisenbanken bereits zusammengeschlossen. In Österreich wollen die Betroffenen davon nichts wissen. Auch Koren geht davon aus, dass die Volksbanken mit der ÖVAG eine Zukunft haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Neuerliche Staatshilfe bei der ÖVAG ist nicht ausgeschlossen.
Österreich

ÖVAG AG machte 2012 rund 131 Millionen Euro Verlust

Die Bank konnte im April 2012 nur durch staatliche Hilfe gerettet werden. Bankchef Koren schließt nicht aus, dass erneut Staatshilfe benötigt wird.
LOGO DER VOLKSBANK AG
Österreich

ÖVAG mit 21 Millionen Euro Konzernverlust

Im ersten Quartal belasteten die Kosten für den Abbau und Wertberichtigungen aus Immobilienfinanzierungen.
Österreich

Staat streitet mit Raiffeisen über ÖVAG

Vor einem Jahr rettete der Staat das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG vor der Pleite. Alle Eigentümer außer Raiffeisen haben ihren Beitrag geleistet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.