Dayli: Streit um Sonntagsöffnung eskaliert

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Die Gewerkschaft klagt den Drogeriebetreiber Dayli wegen der Sonntagsöffnung. Der Betriebsrat zeigt sich dagegen mit Dayli solidarisch.

Wien. Der Konflikt zwischen Dayli-Chef Rudolf Haberleitner und der Gewerkschaft GPA-djp um die Sonntagsöffnung bekommt weiteren Zündstoff. Die Gewerkschaft, die bereits mehrere Anzeigen und eine Klage gegen den Drogeriebetreiber eingereicht hat, ist nicht mehr dialogbereit.

Im Rahmen der Übernahme von Schlecker durch Dayli ist zwischen Gewerkschaft und Haberleitner eine Dialogvereinbarung geschlossen worden, um die Arbeitsbedingungen übernommener Schlecker-Mitarbeiter zu verbessern. An sich habe sich Dayli kooperationsbereit gezeigt, sagt Karl Proyer, stellvertretender Bundesgeschäftsführer der GPA-djp. „Der Teilzeitzuschlag ist bezahlt worden, Taschenkontrollen wurden abgeschafft und es wurde eine Arbeitszeitvereinbarung geschaffen.“

1300 Filialen sonntags offen?

In einer Sache zeigt sich Haberleitner aber dickköpfig: Er will am Sonntag aufsperren. Derzeit sind, als Testlauf, zwei Dayli-Filialen sonntags geöffnet, eine in Linz-Ebelsberg und eine in Pöggstall im Waldviertel. Haberleitner will das dortige Ladenkonzept mit integrierter Gastro-Ecke aber österreichweit einführen. „Bis Ende April werden 75 Standorte eröffnet, dann werden jeden Monat sukzessive weitere hundert in Betrieb genommen“, sagt Haberleitner. Alle 885 bestehenden Standorte werden umgerüstet. Bis 2015 soll es in Österreich 1300 Geschäfte geben. Alle sollen sonntags offen sein.

Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, schießt die Gewerkschaft scharf. Gegen den Standort in Linz-Ebelsberg wurde beim Handelsgericht eine Klage wegen unlauteren Wettbewerbs eingereicht, gegen Dayli-Pöggstall ist eine Klage in Vorbereitung. In beiden Fällen hat die GPA-djp Dayli außerdem bei der Gewerbebehörde und beim Arbeitsinspektorat angezeigt. Gewerkschafter Proyer beruft sich auf Beschwerden von Dayli-Mitarbeitern, die sich wegen der Sonntagsöffnung ungerecht behandelt fühlen.

„Eine glatte Lüge“, echauffiert sich Haberleitner. Die Gewerkschaft falle im Gegenteil den Dayli-Mitarbeitern in den Rücken. Niemand werde zum Arbeiten am Sonntag gezwungen: „Es haben sich mehr Mitarbeiter bereiterklärt, am Sonntag zu arbeiten, als eigentlich notwendig wäre.“

Fakt ist, dass der Dayli-Betriebsrat bereits im Februar aus der GPAdjp ausgetreten ist. „Bei uns liegen keine Beschwerden von Mitarbeitern vor“, sagt Betriebsratsvorsitzende Ezter Udvardy. Die Gewerkschaft habe schon im Februar jede Dialogbereitschaft vermissen lassen. Prinzipiell sei der Betriebsrat gegenüber ihr aber weiter gesprächsbereit.

Die GPA-djp hat für die Dayli-Mitarbeiter jedenfalls, ob sie es nun wollen oder nicht, auf ihrer Homepage ein eigenes Beratungsportal eingerichtet, wo sie sich über ihre Rechte informieren können. Ob die Sonntagsöffnung von Dayli rechtens ist oder nicht, ist Auslegungssache. Für Geschäfte, die eine Gastro-Konzession besitzen, gibt es eine Ausnahmeregelung. Rechtlich problematisch ist aber der Verkauf von Produkten, die nichts mit Gastronomie zu tun haben. Drogerieartikel zum Beispiel. Haberleiter ist dennoch überzeugt, dass sein Konzept rechtskonform ist. „Ich habe das von Rechtsexperten überprüfen lassen.“ Trotzdem wünscht er sich eine Gesetzesänderung. „Wir sind in Österreich eine Insel, so etwas gibt es sonst nirgendwo in Europa.“

Niederlage für Lugner

Mitstreiter Richard Lugner hat am Donnerstag eine Niederlage erlitten. Gegen die Sonntagsöffnung des Geschäftes „Miss Moda“ in der Wiener Lugner City gibt es eine einstweilige Verfügung vom Handelsgericht. Geklagt hat auch in diesem Fall die GPA-djp. Lugner hatte argumentiert, das Geschäft verkaufe Mode mit Bezug zu Filmen, was wegen des Kinos in Shoppingcenter eine Öffnung am Sonntag rechtfertige.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2013)

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