Krise und langer Winter: Zehn Prozent mehr Arbeitslose

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Arbeitsmarkt Winter Arbeitslose AMS(c) APA/ANDREAS PESSENLEHNER (ANDREAS PESSENLEHNER)
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Ende März waren 366.277 Menschen arbeitslos. Auf dem Bau stieg die Arbeitslosigkeit im März um 27 Prozent.

Wien/Hie. Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist im März wieder gestiegen. Ende des Monats waren 366.277 Menschen arbeitslos, davon 76.232 in Schulungen. Damit stieg die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum März des Vorjahres um 10,3 Prozent. Die Arbeitslosenquote (nationale Berechnung) betrug 7,7 Prozent. Der Grund für den starken Anstieg war vor allem der lange Winter. So nahm die Arbeitslosigkeit in der Baubranche um 27 Prozent zu. Laut den Daten des Sozialministeriums gibt es fast 10.000 arbeitslose Bauarbeiter mehr als normalerweise zu dieser Jahreszeit. Mit dem Wetter werde sich im Laufe des Aprils auch der Arbeitsmarkt „normalisieren“, so SPÖ-Sozialminister Rudolf Hundstorfer.

Was auch immer normal ist. Denn die Arbeitslosigkeit wird wegen der Wirtschaftskrise vorerst hoch bleiben. Ohne ausreichendes Wachstum geht die Arbeitslosigkeit nicht zurück. In der Regel muss das Bruttoinlandsprodukt um zwei Prozent zulegen, damit die Arbeitslosenzahl zurückgeht. Solche Zahlen sind derzeit aber nicht in Sicht. Laut der aktuellsten Prognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und des Instituts für Höhere Studien (IHS) bleibt der BIP-Zuwachs heuer und nächstes Jahr darunter. Das Wifo rechnet für 2013 mit einem Prozent und das IHS mit 0,8 Prozent Wachstum. 2014 werden es nach Einschätzung beider Institute 1,8Prozent sein.

Mehr Bildungskarenz erwartet

Und so wird auch die Arbeitslosigkeit weiter steigen. Laut der jüngsten Prognose des Arbeitsmarktservice („Die Presse“ berichtete) sogar stärker als angenommen: Heuer wird es bis zu 22.000 Arbeitslose (inklusive Schulungsteilnehmer) mehr geben als 2012. Im Dezember ist das AMS noch von etwa 17.000 zusätzlichen Menschen ohne Job ausgegangen.

Die gute Nachricht ist, dass auch die Beschäftigung weiter steigt. Das war auch im März so. Gegenüber dem Vorjahresmonat ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten um 20.000 auf 3,45 Millionen Menschen gestiegen. Das AMS rechnet auch mit einer verstärkten Nachfrage nach Bildungskarenz und der neu geschaffenen Bildungsteilzeit, die ab Juli beantragt werden kann. 2012 waren im Durchschnitt 7300 Menschen in Österreich in Bildungskarenz. Vor der Krise waren es wesentlich weniger. 2011 betrugen die Kosten für die Bildungskarenz für die öffentliche Hand 76 Mio. Euro.

Trotz der zunehmenden Arbeitslosigkeit sind die Zustände in Österreich im EU-Vergleich immer noch gut. In der Eurozone betrug die Arbeitslosenquote im Februar (das ist der aktuellste Wert) zwölf Prozent. Und das nach der internationalen Berechnungsmethode: Dabei gilt jeder als beschäftigt, der zumindest einen Tag pro Woche arbeitet. Nach dieser Methode beträgt die Arbeitslosigkeit in Österreich nur 4,8 Prozent, das ist der beste Wert in der EU. Bei der Jugendarbeitslosigkeit hat Österreich mit 8,9 Prozent den zweitbesten Wert nach Deutschland mit 7,9Prozent.

Die höchste Arbeitslosigkeit verzeichneten wiederholt Griechenland (26,4 Prozent) und Spanien (26,2 Prozent).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2013)

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