"Amerikaner suchen Partner, Österreicher Banken"

Amerikaner suchen Partner oesterreicher
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Neben Bankkrediten oder Crowdfunding gibt es hierzulande auch andere Alternativen für Unternehmen. Eine davon ist der AWS-Mittelstandsfonds, der von der Republik 2010 ins Leben gerufen worden ist.

Wien/Jaz. Das Hauptproblem von Arno Langwieser ist mangelnde Bekanntheit. „Vor allem der Westen Österreichs ist für uns noch ein komplett weißer Fleck“, sagt der Geschäftsführer des AWS-Mittelstandsfonds zur „Presse“. Das sei schade. Auch dort dürfte es Unternehmen geben, die Geld für Wachstumsprojekte brauchen, dieses aber von Banken nicht bekommen. Für solche Unternehmer sei der Fonds eine gute Alternative.

2010 wurde das Finanzierungsvehikel von der Republik mit 80 Mio. Euro ausgestattet. Bis zu fünf Mio. Euro davon können einzelne Firmen erhalten, wenn sie die Kriterien erfüllen. So muss zumindest ein Umsatz von zwei Mio. Euro erzielt werden, und es dürfen nicht mehr als 500 Mitarbeiter (1000 bei Technologieunternehmen) beschäftigt sein. Entscheidend ist auch, dass es sich um die Finanzierung von Wachstum, Innovationen oder einer Betriebsübergabe handelt. „Wir finanzieren keine Start-ups und keine Sanierungen“, so Langwieser.

Größter Fonds in drei Jahren

15 Unternehmen haben seit dem Start des Fonds das Angebot bereits angenommen und in Summe 40 Mio. Euro erhalten. Darunter sind Industriebetriebe, aber auch Händler und ein Medienunternehmen. Der Vorteil für die Firmen ist gegenüber einem Bankkredit, dass sie kein Fremdkapital sondern Eigenkapital erhalten. „Wir verlangen also keine Sicherheiten und erhalten auch keine Zinsen, sondern sind am Unternehmenserfolg beteiligt.“ Eigenkapital bedeute aber nicht automatisch, dass der Fonds echte Anteile an der Firma erhalte. Es gebe auch die Möglichkeit einer stillen Beteiligung, in der das Unternehmen offiziell weiter zu 100 Prozent den bisherigen Eigentümern gehört.

Vor allem Letztere sei hierzulande die Maßnahme der Wahl, da viele heimische Unternehmer starke Vorbehalte gegenüber der Hereinnahme von Eigenkapitalgebern haben. Zu Unrecht, wie Langwieser meint: „Amerikaner suchen Partner, Österreicher suchen Banken. Sie haben lieber 100 Prozent von einem stagnierenden Unternehmen als 60 Prozent von einem stark wachsendem.“

Dies sei für die heimische Wirtschaft jedoch ein Problem, wie auch die Zahlen der Statistik zeigen. So liegt die Eigenkapitalausstattung mit 25,7 Prozent hierzulande deutlich unter jener in den meisten anderen EU-Ländern. In Belgien haben Firmen etwa im Schnitt 46,6 Prozent Eigenkapital.

Da es jedoch nicht nur Vorteile geben kann, hat die Finanzierung über den AWS-Fonds einen entscheidenden Nachteil gegenüber dem Bankkredit: Da der Fonds am Gewinn beteiligt wird, erwartet er sich eine „unternehmensübliche Rendite“. Diese liege im „zweistelligen Bereich“ und damit höher als bei einem Kredit von der Bank.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2013)

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