Anwalt: "Wanovits wollte Schaden abwenden"

TELEKOM-PROZESS: WANOVITS
TELEKOM-PROZESS: WANOVITSAPA/HELMUT FOHRINGER
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Der Broker soll für eine Million Euro den Kurs der TA-Aktie nach oben getrieben haben und 500.000 Euro aus dem Plastiksackerl seinem Arbeitgeber vorenthalten haben.

Im Untreue-Verfahren gegen den Broker Johann Wanovits (Strafrahmen zehn Jahre) haben am frühen Freitagnachmittag die Schlussplädoyers begonnen.

Staatsanwalt Hannes Wandl betonte vor dem Schöffensenat, dass Wanovits - entgegen seinen Behauptungen vor Gericht - bei seiner Einvernahme durch die Finanzmarktaufsicht (FMA) angab, sehr wohl Medien aufmerksam studiert zu haben - und daher wissen musste, dass es keinen feindlichen Angriff auf die Telekom-Aktien gegeben habe. Als mildernd erkannte er an, dass Wanovits bisher unbescholten ist und er mit seinen Aussagen zur Aufklärung des Sachverhaltes beitrug.

Hans-Rainer Rienmüller, Verteidiger von Wanovits, meinte in seinem Plädoyer, sein Mandant wollte die Telekom nicht schädigen - "ganz im Gegenteil, er war überzeugt von der Telekom einen Schaden abzuwenden". Zu den angeblichen Scheinrechnungen an den Lobbyisten Peter Hochegger hielt Rienmüller fest, "selbst wenn die Projekte nicht stichhaltig waren, wäre die Telekom dadurch von einer Schuld befreit worden". Sein Fazit: "Keine Untreue und kein Schaden".

Ausweitung der Anklage

Zu Beginn der Fortsetzung des Telekom-Prozesses rund um eine Kursmanipulation im Jahr 2004 hatte sich der angeklagte Broker Johann Wanovits sehr geknickt gegeben. In seinem Eröffnungsstatement am Wiener Straflandesgericht meinte er mit tränenunterdrückter Stimme, er habe ein richtiges Geschäft gemacht, aber den falschen Leuten vertraut und sicherlich auch selbst Fehler gemacht. Der Broker bestand darauf, dass sein Aktienkauf ein Eigengeschäft war, obwohl er früher auch von Kundengeschäften sprach.

Staatsanwalt Hannes Wandl hatte die Anklage ausgeweitet und wirft Wanovits auch vor, seinen Arbeitgeber Euro Invest betrogen zu haben. Konkret wirft er dem Broker vor, jene rund 500.000 Euro, die er im Papiersackerl erhalten hatte, nicht seinem Arbeitgeber zugeführt zu haben. Die Klagsausdehnung durch die Staatsanwaltschaft wird am Freitag nicht mehr behandelt.

Angeklagter kritisiert Branche

Bei seiner Vernehmung gab der Broker einen Einblick in seine Zunft. "Es will niemand mehr mit uns in Kontakt treten. Unsere Branche ist extrem scheinheilig - don`t touch", meinte er zu den Folgen seines Aktienkaufs, der seit Jahren massiv die Medien beschäftigt. Wanovits betonte einmal mehr, dass er nichts davon wusste, dass seine Theorie eines feindlichen Angriffes auf die Telekom-Aktie auf falschen Infos beruhe. Seine Firma Euro Invest sei durch die Causa massiv geschädigt worden. "Die Firma kämpft am Limit, Kunde ist ein Fremdwort geworden", meinte Wanovits. Er bekannte sich aber weiterhin "nicht schuldig im Sinne der Anklage".

Ursprünglich wurde Wanovits beschuldigt, für ein Schmiergeld von rund einer Million Euro den Kurs der Telekom Austria-Aktie nach oben getrieben zu haben, um knapp 100 Managern ein Bonusprogramm von zehn Millionen Euro zukommen zu lassen. Im Zuge dessen wurden Hunderttausende Euro im Papiersackerl am Wiener Naschmarkt an ihn übergeben.

Bereits verurteilt - nicht rechtskräftig - wurden die Telekom-Manager Rudolf Fischer (drei Jahre Haft), Stefano Colombo (dreieinhalb Jahre) und Josef Trimmel (drei Jahre, davon zwei bedingt). Sie haben Rechtsmittel erhoben. Generaldirektor Heinz Sundt wurde freigesprochen, das Urteil ist bereits rechtskräftig. Gegen den Lobbyisten Peter Hochegger, über den die Zahlungen teilweise gelaufen sein sollen, wird noch gesondert verhandelt.

Ein Urteilsspruch - wie für heute ursprünglich geplant - wird sich daher aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr ausgehen.

(APA)

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