Österreichs Haushalte ärmer als jene in Krisenländern

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Die EZB vergleicht die Vermögen der Privathaushalte in 15 Euro-Staaten. In Österreich sind sie deutlich geringer als etwa in Griechenland, Zypern oder Spanien.

Das mittlere Vermögen österreichischer Privathaushalte beläuft sich auf rund 76.400 Euro und ist damit deutlich geringer als in vielen europäischen Krisenländern. Grund dafür ist die höhere Zahl an Eigenheimbesitzern. Das geht aus einer EZB-Studie über die finanziellen Verhältnisse der Bürger in der Währungsunion hervor, die am Dienstag in Frankfurt veröffentlicht wurde. Die höchsten Vermögen besitzen die Luxemburger Haushalte mit 397.800 Euro. Die zehn Prozent der reichsten Haushalte besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens. In den Euro-Krisenländern wie Griechenland (101.900 Euro), Zypern (266.900 Euro) oder Spanien (182.700 Euro) verfügen die Menschen im Mittel deutlich mehr Geld als in Österreich. Die Deutschen liegen mit 51.400 Euro recht deutlich hinter Österreich.

Bei dem Vergleich, an dem sich 15 der 17 Euro-Staaten beteiligten, wurde das Haushaltsvermögen mit dem sogenannten Median berechnet. Dabei handelt es sich um einen Mittelwert, der aber auf andere Weise errechnet wird als der herkömmliche Durchschnittswert, das arithmetische Mittel. Der Median wird dadurch weniger stark durch Ausreißerwerte nach oben und unten verzerrt. Besonders reiche oder arme Haushalte fallen also weniger ins Gewicht. Die Studie wurde zwischen 2008 und 2011 durchgeführt. Estland und Irland waren bei der Untersuchung nicht vertreten. Die Deutsche Bundesbank hatte den deutschen Teil der Studie schon im März veröffentlicht (>>> "Die Presse" berichtete).

Weniger Eigenheime in Österreich

Grund für das niedrige mittlere Vermögen in Österreich und auch Deutschland ist die niedrigere Zahl an Eigenheimbesitzern als in Südeuropa. In Österreich und Deutschland besitzen weniger als die Hälfte der Bürger ein Eigenheim. Ein weiterer wichtiger Aspekt wurde in der Studie nicht berücksichtigt: Gesetzlichen Pension und andere Sozialversicherungen wurden nicht miteingerechnet. Je enger die sozialen Netze geknüpft sind, desto weniger müssen die Bürger für den Notfall oder das Alter privat sparen. In Südeuropa, wo der Sozialstaat weniger stark ausgebaut ist, sind sie eher gezwungen, anderes Vermögen aufzubauen

In Österreich, Deutschland oder den Niederlanden gebe es viel mehr kleine Haushalte, heißt es in der EZB-Studie weiter. In Ländern wie Zypern oder Malta gibt es größere Haushalte mit mehr erwachsenen Personen. Diese verfügen häufig über größere Vermögen insbesondere in Form von Immobilien.

10 Prozent besitzen Hälfte des Gesamt-Vermögens

Insgesamt genießen die Menschen in der Währungsunion trotz aller regionalen Unterschiede einen sehr hohen Lebensstandard: laut EZB besitzen 60 Prozent von ihnen ein Haus oder eine eigene Wohnung mit einem durchschnittlichen Wert von etwas mehr als 180.000 Euro. Fast ein Viertel hat zusätzlich mindestens eine weitere Immobilie mit einem Wert von etwas mehr als 100.000 Euro. Drei Viertel der Bürger der Eurozone verfügen zudem über ein eigenes Auto. Die Ungleichheit ist dennoch enorm: die zehn Prozent reichsten Haushalte besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens.

Während fast alle Haushalte mindestens ein Bankkonto besitzen, sieht es bei der privaten Altersvorsorge magerer aus. Nur ein Drittel spart etwa mit einer privaten Renten- oder Lebensversicherung fürs Alter. Wer es sich leisten kann, kauft zudem Wertpapierfonds und Aktien. Dies gilt vor allem für die reichsten 20 Prozent, von denen ein Viertel in Fonds investiert hat und ein Viertel Aktien sein Eigen nennt. Verschuldet sind 44 Prozent der Bewohner der Eurozone - entweder im Rahmen einer Hypothek auf das Eigenheim (23,1 Prozent) oder anderer Kredite, etwa Verbraucherkredite (29,3).

(APA/AFP/Reuters/Red.)

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