Ankläger bei Immofinanz: "Das ist Prozessverschleppung"

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Die Anwälte beantragten den erkrankten mitangeklagten Gertner als Zeugen. Sie monierten auch, dass der Gutachter keine vollständige Arbeit erstattet habe.

Beim Immofinanz-Prozess haben die Verteidiger der Hauptangeklagten - Ex-Constantia-Bank-Chef Karl Petrikovics und der ehemalige Aufsichtsratsvizechef der Bank, Helmut Schwager, - am heutigen 13. Prozesstag noch einmal den gerichtlichen Sachverständigen Gerhard Altenberger angegriffen. Er hätte sein Gutachten nicht vollständig erstattet. Außerdem wollen die Verteidiger nun den mitangeklagten Ex-CPB-Vorstand Norbert Gertner als Zeugen beantragen. Dies regte Staatsanwalt Volkert Sackmann auf: Gertner liege herzkrank im Spital. "Jetzt, am vorletzten Prozesstag, kommt man mit diesem Antrag, das ist Prozessverschleppung", ärgerte sich der Staatsanwalt.

Gertner ist in der Immofinanz-Causa mitangeklagt, nimmt aber am Prozess aus gesundheitlichen Gründen nicht teil. Nach Aussagen seines Anwalts, Norbert Wess, ist Gertner seit gestern wieder im Krankenhaus und könnte heute entlassen werden. Er werde abklären, ob sich Gertner einer Aussage entschlagen werde, sagte der Anwalt zur Richterin Claudia Moravec-Loidolt.

Gutachter verteidigte sich

Staatsanwalt Sackmann bot den Verteidigern an, die Aussagen Gertners aus dem Ermittlungen vorlesen zu lassen, was die Anwälte aber ablehnten. Immer wieder lieferten sich die Verteidiger und der Staatsanwalt Wortgefechte über die gestellten Anträge. Dies wurde schließlich der Richterin Moravec-Loidolt zu bunt: "Irgendwo hat es Grenzen, jetzt hat es ein Maß erreicht, das mir definitiv zu viel ist", betonte sie mit lauter und bestimmter Stimme und rief die Parteien des Verfahrens zur Mäßigung auf.

Der angegriffene Sachverständige Altenberger hielt in seiner Replik auf die Vorwürfe an seinem Gutachten fest, und betonte, dass er von einer buchmäßigen Überschuldung der CPB IMV sprach, aber nicht eine Überschuldung zu Verkehrswerten zu prüfen hatte. Dass er rechtliche Beurteilungen vorgenommen bzw. Zahlungen nicht berücksichtigt hätte, wie von den Verteidigern vorgeworfen, wies Altenberger entschieden zurück.

Wortgefechte mit Verteidigern

Über die CPB IMV wurde der Ankauf von Immoeast-Aktien getätigt, um die seinerzeitigen Optionsgeschäfte der Angeklagten Petrikovics, Schwager und Gertner, die sie über den Treuhänder Ernst Hable abgewickelt hatten, glattzustellen. Auf diese Weise kassierten die drei Angeklagten rund 20 Millionen Euro, ohne eigenes Geld einzusetzen. Diese Vorgänge wertet die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage als Untreue. "Sie verstehn's ja nicht, das ist das Schlimme! Es ist vollkommen irrelevant, wo der Vermögensnachteil ist, er ist da", rief Staatsanwalt Sackmann den Verteidigern zu.

Die dem Prozess angeschlossene "Bad Bank" Aviso Zeta bezifferte ihren Schaden auf Nachfrage der Richterin mit knapp sieben Millionen Euro.

(APA)

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