Raiffeisen: Hohe Verluste in Italien

Raiffeisen Hohe Verluste Italien
Raiffeisen Hohe Verluste Italien(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Die Leasing-Töchter von Raiffeisen haben in Italien viel Geld verloren. In Österreich steht der Bankengruppe ein größerer Umbau bevor. Auch Stellen sollen gestrichen werden.

Wien. Die Raiffeisen Zentralbank (RZB), das Spitzeninstitut der österreichischen Raiffeisenbanken, kämpft in Italien mit Problemen. Wie aus der am Dienstag veröffentlichten Bilanz der RZB hervorgeht, verbuchten die zwei italienischen Leasing-Töchter im Vorjahr ein Minus von 57 Millionen Euro. Bereits 2010 und 2011 waren Verluste angefallen. Zur Abdeckung der Bilanzlöcher überwiesen die Giebelkreuzer im Vorjahr 117 Millionen Euro nach Italien.

Laut RZB-Vorstand Johannes Schuster wird die Sanierung des Italien-Geschäfts bis 2015 oder 2016 dauern. Wie viel das Abenteuer kosten wird, lässt sich noch nicht sagen. Internen Berechnungen zufolge droht aber ein Verlustpotenzial von bis zu 215 Millionen Euro. Die beiden italienischen Töchter A-Leasing in Treviso und A-Real Estate in Bozen kommen zusammen auf ein Geschäftsvolumen von fast 750 Millionen Euro. Raiffeisen konzentriert sich in Italien auf kleinere und mittlere Unternehmen. Doch wegen der Wirtschaftskrise gibt es fast bei jeder zweiten Finanzierung Probleme mit der Rückzahlung.

Die Schwierigkeiten in Italien belasteten auch das Vorjahresergebnis der RZB. Der Nettogewinn ging um 23,5Prozent auf 361 Millionen Euro zurück. Zu den wichtigsten Beteiligungen der RZB gehören die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI) und die Uniqa-Versicherung.

Sparkurs bei Raiffeisen-Firmen

Um Kosten- und Synergieeffekte zu heben, steht bei Raiffeisen in Österreich ein Umbau bevor. Betroffen davon sind Gesellschaften wie die Raiffeisen Bausparkasse, die Fondsgesellschaft Raiffeisen Capital Management, die Wohnbaubank und die Factor Bank. An diesen Firmen sind neben der RZB auch die Raiffeisen Landesbanken beteiligt. Die RZB wird die Anteile der Landesbanken übernehmen. Die Details dazu sollen bis zum Sommer feststehen. Sobald die RZB alleiniger Eigentümer ist, werden Sparmaßnahmen umgesetzt. Ziel ist es, einen zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr einzusparen.

Die betroffenen Gesellschaften beschäftigen zusammen 1200 Mitarbeiter. Kündigungen sind nicht geplant, sondern Raiffeisen setzt hier auf die natürliche Fluktuation. Bis 2015 könnten somit 120 Stellen gestrichen werden. Ob und wann Raiffeisen die im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise erhaltene Staatshilfe von 1,75 Milliarden Euro zurückzahlen wird, ist unklar.

Offen ist auch, wann die börsenotierte Raiffeisen Bank International eine Kapitalerhöhung durchführen wird.

Raiffeisen für Bankgeheimnis

Im Zuge der Diskussionen um das Bankgeheimnis habe es bislang keine Abflüsse gegeben, sagte RZB-Chef Walter Rothensteiner vor Journalisten. Er wehrt sich dagegen, Österreich als Oase für Schwarzgeld darzustellen. Schätzungen, dass bei den Banken zehn Milliarden Euro an Schwarzgeld liegen, hält er für übertrieben. Der Banker befürchtet, dass eine Aufhebung des Bankgeheimnisses für Ausländer auch Auswirkungen auf Inländer haben wird. „Definitionsgemäß gibt es innerhalb der EU keine Ausländer mehr.“ Das Thema könnte bei den Höchstgerichten landen. Rothensteiner glaubt, dass es ein elementares Interesse vieler Leute sei, „dass die Finanz nicht ohne mein Wissen erfährt, wo ich ein Konto habe“.

Bei den EU-Plänen über die Schließung von maroden Banken ist Rothensteiner strikt gegen Diskussionen, dass Spareinlagen herangezogen werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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