Standard & Poor's warnt vor einer Immobilienblase

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Steigen in Österreich die Preise für Wohnungen und Häuser weiterhin so stark, droht laut Angaben der Agentur Standard & Poor's eine Blase mit negativen Folgen für die Banken.

Wien. Immobilien sind in Österreich so gefragt wie schon lange nicht mehr. Die Zinsen für Kredite befinden sich auf einem niedrigen Niveau. Gleichzeitig steigen die Preise für Wohnungen und Häuser. Nun warnt erstmals die US-Ratingagentur Standard & Poor's vor einer Immobilienblase. Die Agentur veröffentlichte am Donnerstag einen Bericht über die österreichischen Banken. Darin wird vor allem auf die vielen faulen Kredite in Osteuropa hingewiesen. Doch Standard & Poor's sieht auch einige Risken im Inland. Genannt werden neben den vielen Fremdwährungskrediten auch die gestiegenen Immobilienpreise.

Den stärksten Anstieg habe es im Vorjahr mit 14 Prozent in Wien gegeben. Doch auch 2010 und 2011 verzeichnete man ein Plus von jeweils acht Prozent. Außerhalb von Wien sei das Wachstum mit elf Prozent im Vorjahr nicht so stark gewesen. Hält dieser Boom in den nächsten Jahren an, könnte eine Blase entstehen, sagte Anna Lozmann, Analystin von Standard & Poor's, vor Journalisten in Wien. Dann müssten die Banken mit steigenden Kreditausfällen rechnen. Allerdings sei die Situation nicht mit Spanien vergleichbar. Denn in Österreich sei die Nachfrage nach Immobilien nicht kreditgetrieben, sondern viele Investoren schichten ihr Vermögen um – wie beispielsweise von Spareinlagen in Immobilien.

Banken brauchen mehr Geld

Wie andere Agenturen stuft Standard & Poor's den Ausblick für Österreichs Banken mit Negativ ein. Allerdings sei das Ratingniveau „recht hoch“, so Lozmann: „Wir reden noch immer über weltweit gesehen exzellente Ratings in der A-Kategorie.“

Erste Bank, Bank Austria und Raiffeisen Zentralbank haben seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008 mehr Eigenkapital aufgebaut. Doch sie schneiden immer noch schlechter ab als Institute in anderen westeuropäischen Ländern, kritisiert Standard & Poor's.

Wegen der schwachen Wirtschaftsentwicklung in Osteuropa und den vielen faulen Krediten in der Region hätten Österreichs Banken in nächster Zeit nur wenig Möglichkeiten, dort so viel Geld zu verdienen, um ihr Kapital aus eigener Kraft aufzustocken. Von den drei Großbanken ist laut Standard & Poor's die Raiffeisen Zentralbank am schlechtesten kapitalisiert, gefolgt von der Erste Bank. Auf Platz eins liegt die Bank Austria.

Zur Verbesserung der Kapitalquoten bieten sich laut Standard & Poor's zwei Lösungen an: Die Institute fahren ihr Geschäftsvolumen deutlich zurück, was sie nach derzeitigem Stand aber nicht planen. Oder sie holen sich Geld von außen – wie beispielsweise von der Börse. Doch auch das ist nicht einfach. So versucht Raiffeisen seit Längerem, den Kapitalmarkt anzuzapfen. Allerdings ist der Aktienkurs der Raiffeisen Bank International (RBI) immer noch viel zu niedrig, um eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Wesentlich besser geht es der Bank Austria, die demnächst vom italienischen Mutterkonzern UniCredit einen Zuschuss erhalten wird. Die Details dazu sollen bis Ende Juni feststehen.

Laut „Presse“-Informationen geht es um ein Volumen in Milliardenhöhe. Bereits vor drei Jahren überwiesen die Italiener zwei Milliarden Euro nach Wien.

Neue Staatshilfe für KA Finanz?

Die Bank Austria ist die einzige Großbank, die keine Staatshilfe beantragt hat. Raiffeisen schuldet dem Bund 1,75 Milliarden Euro, bei der Erste Group sind es 1,2 Milliarden Euro. Angesichts der Erklärungen der Ratingagenturen, dass die Banken mehr Geld brauchen, ist nicht mit einer raschen Rückzahlung der Staatshilfe zu rechnen. Nur die Bawag will heuer einen Teil ihrer Schulden beim Bund tilgen. Dabei geht es um 50 Millionen Euro von 550 Millionen Euro.

Bei der KA Finanz, der Bad Bank der Kommunalkredit, dürfte der Staat noch einmal zum Handkuss kommen. „Es besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Bank weitere Staatsunterstützung braucht, und wir rechnen auch damit“, sagte Lozmann. Auf einen Betrag wollte sie sich nicht festlegen. Zur Rettung der KA Finanz investierte der Steuerzahler schon Milliarden. Keine Angaben machte Standard & Poor's zur Hypo Alpe Adria, denn diese wird von der US-Agentur nicht analysiert. Wie berichtet, will die EU-Kommission die Hypo noch heuer schließen. Dies würde Österreich 4,4 Milliarden Euro kosten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2013)

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