Raiffeisen verrechnet sich um Millionen

St.Pölten prozessiert gegen Raiffeisen. Nun sorgt ein „Rechenfehler“ für Aufregung.

Wien/Höll. Die Verantwortlichen von St.Pölten trauten ihren Augen nicht. Seit vergangenem Herbst prozessiert die Stadt gegen die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien. Dabei geht es um ein kompliziertes Swap-Geschäft. Dem Vernehmen nach soll das Geschäft zuletzt mit rund 80 Millionen Euro unter Wasser gewesen sein. Vor Kurzem erhielt St.Pölten eine Mitteilung von Raiffeisen, wonach der aktuelle Barwert des Geschäfts mit 1,2 Millionen Euro im Plus liegt. Die Mitarbeiter der Finanzabteilung handelten sofort und ersuchten die Bank, das Geschäft aufzulösen und den Gewinn zu überweisen.

Doch daraus wird nichts. Ein Fehler habe „beim automatischen Datenimport zu einer falschen Saldomitteilung“ geführt, heißt es bei Raiffeisen. Man habe der Stadt bereits eine korrigierte Meldung zugestellt. St.Pölten erhofft sich nun Auswirkungen auf das Gerichtsverfahren. „Offensichtlich versteht nicht einmal die Bank, was sie uns verkauft hat“, so Bürgermeister Matthias Stadler. Wenn sich ein Institut um Millionen verrechne, lasse das Rückschlüsse auf die Seriosität des verkauften Geschäfts zu.

Schon viele Vergleiche

Raiffeisen schloss ähnliche Swaps auch mit anderen niederösterreichischen Gemeinden ab. Doch in den meisten Fällen hat sich die Bank verglichen.

Einen Rechtsstreit gibt es nur mit St.Pölten und Bruck an der Leitha. Wie lange diese Verfahren dauern, lässt sich nicht sagen. Raiffeisen weist alle Vorwürfe, falsch beraten zu haben, zurück. Zu Details äußerte sich die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz nicht.

Anders als die Raiffeisen Holding NÖ-Wien ist die Bank im Vorjahr nicht in die Verlustzone gerutscht. Allerdings sank der Gewinn wegen des niedrigen Zinsniveaus und anderer Faktoren um 79,7Prozent auf 22,5 Millionen Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.04.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.