Andritz bricht Gewinn weg

ANDRITZ PK 'JAHRESERGEBNIS 2012 - AUSBLICK': LEITNER
ANDRITZ PK 'JAHRESERGEBNIS 2012 - AUSBLICK': LEITNERAPA/GEORG HOCHMUTH
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Erhebliche Mehrkosten für ein Zellstoffwerk in Brasilien belasten den erfolgsverwöhnten steirischen Konzern schwer. Die Andritz-Aktie zählt seit 2011 zu den großen Gewinnern der Wiener Börse.

Wien/Eid/Ag. Auch Musterschüler sind vor bösen Überraschungen nicht gefeit. Diese schmerzhafte Erfahrung muss der steirische Anlagenbauer Andritz machen. Nach einem unerwartet starken Gewinneinbruch im ersten Quartal, der durch erhebliche Kostenüberschreitungen bei einem Zellstoffwerk in Brasilien verursacht wurde, muss das Unternehmen das Ergebnisziel für 2013 kappen. Hat Konzernchef Wolfgang Leitner noch Anfang März einen steigenden Gewinn in Aussicht gestellt, so rechnet er jetzt mit einem Ergebnisrückgang. Der Umsatz soll indes steigen.

Bekanntgabe nach Börseschluss

Da die Ad-hoc-Meldung am Dienstagabend erst nach Börseschluss erfolgte und gestern, am 1. Mai, kein Handel stattfand, wird sich erst heute, Donnerstag, zeigen, wie die Aktionäre auf die Hiobsbotschaft reagieren. Die Andritz-Aktie zählt seit 2011 zu den großen Gewinnern der Wiener Börse und hat ihren Wert allein im Vorjahr fast verdoppelt. Nach dem Höchststand Mitte März von 55 Euro verbilligte sich das Papier in den letzten Wochen etwas auf rund 50 Euro.

Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 1,164 Mrd. Euro nur um 1,8 Prozent zurückgegangen ist, sackte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) um 80,4 Prozent auf 14,2 Mio. Euro ab. Netto schaffte Andritz mit 4,1 Mio. Euro (minus 92 Prozent) gerade noch schwarze Zahlen. Wie dieses Ergebnis zu werten ist, zeigt sich daran, dass der Anlagenbauer nicht einmal in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/09 Verluste schrieb.

Die Kostenüberschreitungen im Zusammenhang mit Lieferungen von Produktionstechnik und Ausrüstungen für ein Zellstoffwerk in Südamerika hätten eine Rückstellung im mittleren zweistelligen Millionenbereich erforderlich gemacht, gab Andritz bekannt. Das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) der Sparte Papier und Zellstoff drehte dadurch von plus 35,3 auf minus 18,1 Mio. Euro. Die Geschäftsbereiche Hydro und Metals (inklusive der Erstkonsolidierung der im Vorjahr übernommenen deutschen Schuler-Gruppe) lieferten hingegen zufriedenstellende Ergebnisse.

Weitere Rückstellungen möglich

„Die Entwicklungen im ersten Quartal sind sehr unerfreulich“, kommentierte Leitner die enttäuschenden Ergebniszahlen. Auch will er noch keine Entwarnung geben: „Wir sind der Meinung, dass die nun gebildeten Vorsorgen ausreichend sind, können aber nicht garantieren, dass in den kommenden Quartalen nicht weitere Vorsorgen getroffen werden müssen.“

Weil nach Meinung des Unternehmens ein beträchtlicher Teil der Mehrkosten in Brasilien durch Faktoren außerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs verursacht worden sind, werde man diese Ansprüche im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten geltend machen, teilte Andritz mit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.05.2013)

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