Wachstum im Euroraum erst wieder 2014 in Sicht

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Wachstum Euroraum (c) ÖBB
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Österreichs Wirtschaft schrumpfte im ersten Quartal 2013. Der private Konsum in Österreich stagnierte in den ersten drei Monaten des Jahres.

Wien/Hie/Ag. Es wurde zwar erwartet – das macht es aber nicht besser. Bei ihrer Prognose zur wirtschaftlichen Entwicklung Österreichs um den Jahreswechsel haben sich die Ökonomen leider nicht geirrt: Die heimische Volkswirtschaft ist im ersten Quartal geschrumpft, und zwar um real 0,6 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das ergab die Schnellschätzung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). Im Vergleich zum Vorquartal ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) weder gewachsen noch geschrumpft.

Obwohl die Tendenz also negativ ist, befindet sich Österreich damit zumindest rein technisch betrachtet nicht in einer Rezession: Diese ist per definitionem gegeben, wenn die Wirtschaftsleistung eines Landes in zwei Quartalen in Folge gegenüber dem Vorquartal abnimmt. „In diesem Fall kann man also nicht von einer klassischen Rezession sprechen“, sagt Jürgen Bierbaumer-Polly vom Wifo zur „Presse“.

Der private Konsum in Österreich stagnierte in den ersten drei Monaten des Jahres, und auch bei den Ausfuhren gab es kein wesentliches Wachstum: Sie legten um 0,3 Prozent zu, nachdem sie auch im letzten Quartal 2012 nur leicht gewachsen waren. Auch die Unternehmen hielten sich mit Ausgaben für Investitionen zurück. Österreichs Wirtschaft ist vom Export abhängig: Etwa 60 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung kommen durch Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen zustande. Und weil rund um Österreich die Krise wütet, gibt es keine nennenswerten Zuwächse.

Wachstum Euroraum
Wachstum Euroraum(C) DiePresse

Deutschland entging Rezession

Es schwächeln aber nicht nur die üblichen Krisenländer im Süden. Auch Deutschland, das ökonomische Zugpferd der Eurozone und Österreichs wichtigster Handelspartner, schrammte nur knapp an einer Rezession vorbei. Im vierten Quartal 2012 war das BIP der größten Volkswirtschaft in der EU um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal rückläufig, wie das statistische Bundesamt am Mittwoch bekannt gab. Das war der stärkste Rückgang seit dem Krisenjahr 2009. Im ersten Quartal 2013 legte das BIP mit 0,1 Prozent gegenüber dem Vorquartal minimal zu.

Zweitwichtigster Außenhandelspartner für Österreich ist Italien. Und auch dort sieht es düster aus: Die drittgrößte Volkswirtschaft in der Eurozone schrumpft seit sieben Quartalen in Folge, damit befindet sich das Land in der längsten Rezession seit Beginn der Aufzeichnungen 1970. Heuer wird Italiens BIP laut EU-Prognose um 1,3 Prozent zurückgehen. Auch Frankreich, drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone, steckt in der Rezession – ohne Aussicht auf Besserung. Unter anderem war im ersten Quartal auch Tschechiens und Estlands BIP rückläufig.

Was heißt das für Österreich? Bierbaumer-Polly vom Wifo macht die Entwicklung hierzulande von Deutschland abhängig. Dort legte das BIP ja leicht zu. „Wenn es im zweiten Quartal mit der Tendenz weiter nach oben geht, ist für Österreich zumindest mit einem leichten Anstieg zu rechnen. Aber die Konjunktur bleibt sehr verhalten“, so der Ökonom.

Die EU-Kommission schätzt, dass die Wirtschaftsleistung aller 27 Mitgliedsländer heuer um 0,1 Prozent schrumpft. In der Eurozone dürfte es ein Minus von 0,4 Prozent werden. Laut Prognose wird es erst 2014 wieder ein nennenswertes Wachstum geben, mit 1,4 Prozent (EU) und 1,2 Prozent (Euroraum). Aber Prognosen sind in Zeiten wie diesen nicht unbedingt etwas, worauf man sich verlassen sollte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2013)

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