Niemetz hofft auf Hilfe aus Kolumbien

Niemetz hofft Hilfe Kolumbien
Niemetz hofft Hilfe Kolumbien(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Österreicher Robert Kern soll Investoren aus Südamerika an der Hand haben. Ob die Rettung des Schwedenbombenherstellers wirklich gelingt, zeigt sich am Dienstag.

Wien. Er ist der große Unbekannte. Nach dem Ausstieg von Sanierer Erhard Grossnigg zauberte Niemetz am Donnerstag einen neuen Investor aus dem Hut. Nur wollten Eigentümerin Ursula Niemetz und Geschäftsführer Steve Batchelor den versammelten Gläubigervertretern partout nicht verraten, wer dieser Investor sein soll, außer, dass es sich um einen Südamerikaner – mutmaßlich aus Kolumbien – handeln soll.

Großes Rätselraten also bei den Gläubigerschützern, auch Masseverwalter Stephan Riel weiß nichts Genaues über den neuen Joker von Niemetz. Jedenfalls haben die Gläubiger am Dienstag die von Niemetz angebotene, außerordentlich hohe Quote von 95 Prozent akzeptiert. Demnach müssen vier Mio. Euro bis Dienstag, dem 21.Mai, auf dem Konto des Masseverwalters sein, sonst ist die Sache geplatzt und es wird verkauft.

Zweifacher Konkurs

„Die Presse“ erfuhr von einem Insider, wer der Kontaktmann für den ominösen neuen Investor ist. Einem Mail an die Niemetz-GmbH zufolge, das der „Presse“ vorliegt, handelt es sich dabei um Robert Kern, der unter den Firmennamen Kero Classic Columbia und Kero Classic Handels GmbH auftritt. Allerdings: Laut Firmenbuch gibt es die Kero Classic Handels GmbH nicht mehr.

Denn sie wurde liquidiert, und zwar nicht einmal, sondern gleich zweimal. Gegründet wurde die Firma mit dem Standort Mitterberghütten in Salzburg im Jahr 1992, liquidiert 1998. Nochmals tritt die Firma unter dem exakt gleichen Namen 2002 in Erscheinung. Endgültig gelöscht wurde sie aus dem Firmenbuch nach neuerlichem Konkurs am 10.Februar 2012. Ob Kern inzwischen jedoch in Südamerika Geldgeber aufgetrieben hat, ist nicht bekannt. Mit einer neuen Firma ist er hierzulande im Firmenbuch allerdings nicht registriert.

Die Finanzspritze aus Kolumbien soll jedenfalls, so versicherte das Niemetz-Management den versammelten Gläubigervertretern am Donnerstag, ausreichen, um die mit 95 Prozent hohen Forderungen der Gläubiger (Lieferanten, Dienstnehmer, deren Löhne noch nicht bezahlt wurden, Krankenkassen und das Finanzamt) zu bedienen. Die Gläubiger haben das Angebot akzeptiert. Dass aber auch diese an der Glaubwürdigkeit des neuen Investors zweifeln, zeigt sich daran, dass einen Tag nach Fristende, am 22.Mai, ein Gläubigerausschuss anberaumt wurde. Sollte die Sanierung platzen, soll dann möglichst zügig eine Entscheidung über den Verkauf von Niemetz gefällt werden.

Interfood chancenreichster Bieter

Die Quote für die Gläubiger ist innerhalb kurzer Zeit von den anfänglich gebotenen 20 Prozent deutlich in die Höhe geschossen. Grund dafür ist, dass laufend neue, immer bessere Kaufangebote eintrudelten. Gläubigerschützer Gerhard Weinhofer von der Creditreform sieht unter den Bietern einen klaren Favoriten: die Interfood Lebensmittelgroßhandel GmbH mit Firmensitz in Hall in Tirol. Interfood soll 4,2 Mio. Euro geboten haben, was 96 Prozent der Verbindlichkeiten abdecken würde. Für diesen Bieter spricht, dass die Produktion in Österreich und damit die Arbeitsplätze aller Voraussicht nach gesichert wären.

Das ist beim zweiten aussichtsreichen Bieter, dem rumänischen Unternehmen Heidi Chocolate (das zum Imperium von Meinl gehört), nicht so sicher. Heidi Chocolate hat mit 4,3 Mio. Euro das derzeit beste Angebot auf den Tisch gelegt. Auch Manner hat ein verbindliches Angebot gemacht, zählt aber derzeit nicht zu den Favoriten. Das Angebot soll zu niedrig gewesen sein. Kommenden Dienstag wird sich spätestens zeigen, ob der „kolumbianische Deal“ für Niemetz hält und die 66 Arbeitsplätze des Unternehmens in Österreich erhalten bleiben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.05.2013)

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Am Dienstag heißt es für Niemetz hopp oder dropp. Die Gläubiger des insolventen Traditionsunternehmens fordern eine Quote weit über 50 Prozent. Experten rechnen mit einem Verkauf.

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