Stepic: Ein Rücktritt mit Fragezeichen

ERKLAERUNG VON RBI-CHEF STEPIC
ERKLAERUNG VON RBI-CHEF STEPICAPA/GEORG HOCHMUTH
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Herbert Stepic, einer der mächtigsten Banker Österreichs, stolpert über Geschäfte in Steueroasen. Doch viele Fragen zu seinen Investments bleiben unbeantwortet.

Wien. Herbert Stepic, Chef der Raiffeisen Bank International, geht auf Distanz zu Journalisten. Als er am Freitag seinen Rücktritt bekannt gab, ließ er eine Absperrung zwischen ihm und den Medienleuten aufbauen. „Das ist eigentlich nicht unsere Art“, meinte ein Raiffeisen-Sprecher. Doch das Absperrband sei wegen der vielen Fotografen und Kameraleute notwendig. Der Auftritt von Stepic dauerte nur neun Minuten. Mit gefasster Stimme verlas der Banker eine Erklärung. Danach verließ er den Raum. Fragen von Journalisten waren nicht zugelassen.

Zunächst verteidigte Stepic seine Immobilienkäufe in Singapur. Diese wurden über zwei Gesellschaften – Yatsenko International auf den British Virgin Islands und Takego Holding in Hongkong – abgewickelt. Stepic sagte, dass es sich dabei um keine Offshore-Konstruktionen handle.

„Die Investitionen sind erstens aus in Österreich versteuerten Geldern und Einkünften erfolgt, und zweitens handelt es sich um Investments in echte Immobilien in Fernost.“ Doch auf den wichtigsten Punkt ging der Banker nicht ein. Stepic sagte zwar, dass er mit den in Österreich versteuerten Einkünften Investments getätigt hat. Doch darum geht es nicht.

Relevant ist vielmehr die Frage, ob er auch im Ausland erwirtschaftete Erträge in Österreich versteuert hat. Warum gibt es von Stepic auf diese Frage seit Tagen keine Antwort?

„Oft an Grenzen gegangen“

Der Name des Raiffeisen-Chefs taucht im sogenannten „Offshore-Leaks-Datensatz“ auf, der umstrittene Finanztransaktionen von Vermögenden weltweit enthüllt. Demnach ist Stepic wirtschaftlich Berechtigter der Gesellschaften Yatsenko und Takego. Dabei soll es sich um Briefkastenfirmen handeln, doch Stepic spricht von „Projektgesellschaften“. Über diese wurden drei Wohnungen mit je rund 150 Quadratmetern Größe in Singapur erworben, wobei eine Wohnung bereits verkauft wurde.

Laut früheren Angaben von Stepic soll es sich dabei um ein „standardisiertes Produkt“ der Schweizer Großbank UBS gehandelt haben. Doch warum war dazu eine so komplexe Firmenkonstruktion über die British Virgin Islands und über Hongkong notwendig? Am Freitag sagte Stepic nicht viel über seine Investments, sondern er sang vor Journalisten ein Loblied über seine 40-jährige Tätigkeit bei Raiffeisen. Er habe mit der Expansion nach Osteuropa zehntausende Jobs geschaffen, davon hunderte in Österreich.

Die Raiffeisen Bank International sei die „erfolgreichste Überwinderin der Krise seit 2008“. Er, so Stepic, sei „oft an Grenzen gegangen, auch physisch“. Seit 30 Jahren habe er „mindestens einen 14-Stunden-Arbeitstag“.

Mit dem Abgang wolle er „einen Imageschaden für die ganze Raiffeisengruppe“ verhindern. Der Rückzug sei ein „Beitrag dazu, dass das, was ich als mein Lebenswerk erachte, nicht in einer emotionalen Diskussion nachhaltigen Schaden nimmt“.

Finanz will Deal prüfen

Stepic hatte weder die Finanzaufsicht noch den Aufsichtsrat über die umstrittenen Geschäfte informiert. Diese verlangen nun, dass alle Fakten auf den Tisch gelegt werden. Auch die Finanzbehörden werden in der Causa aktiv.

Bei Raiffeisen geht es nun Schlag auf Schlag: Um die Diskussion über Stepic rasch zu beenden, soll schon nächste Woche ein Nachfolger bestellt werden. Am Montag wird der Personalausschuss des Aufsichtsrats tagen, um Kandidaten vorzuschlagen.

Die Zeit drängt. Denn am Dienstag wird die Raiffeisen Bank International (RBI) die Ergebnisse für das erste Quartal 2013 vorlegen. An diesem Tag soll es einen „Conference Call“ mit Journalisten, Analysten und Investoren geben. Über die Nachfolge entscheiden die vier wichtigsten Raiffeisen-Banker Österreichs: RZB-Chef Walter Rothensteiner, Erwin Hameseder (Raiffeisen Holding NÖ-Wien), Heinrich Schaller (Raiffeisen Landesbank Oberösterreich) und Markus Mair (Raiffeisen Landesbank Steiermark). Diese vier Direktoren bilden das Aufsichtsratspräsidium der Raiffeisen Bank International.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2013)

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