Nach Stepic: Ändert Raiffeisen die Strategie?

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Die Suche nach einem Nachfolger für Raiffeisen-Osteuropa-Chef Stepic dauert länger als erwartet. Damit zeichnet sich eine Strategieänderung ab. Mit der schnellen Eroberung Osteuropas dürfte es vorbei sein.

Wien. Die Raiffeisen Bank International (RBI) meldet für das erste Quartal 2013 einen Gewinneinbruch. Wie das Institut am Dienstag mitteilte, ging der Nettogewinn auf 157 Millionen Euro zurück. Das ist im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 71 Prozent, wobei aber diverse Sondereffekte zu berücksichtigen sind.

Für die nächsten Monate ist die Bank nicht allzu optimistisch. „In Anbetracht der Wirtschaftsaussichten bleibt die Lage in einigen unserer Märkte angespannt“, heißt es im Quartalsbericht. Die Bank geht davon aus, dass die Vorsorgen für faule Kredite auch 2013 auf dem Vorjahresniveau von etwa einer Milliarde Euro bleiben werden.

Bis 7. Juni wird ein Nachfolger gesucht

Wer das Institut durch die schwierigen Zeiten steuern wird, ist nach wie vor offen. Die Suche nach einem Nachfolger für den in der Vorwoche überraschend zurückgetretenen RBI-Chef Herbert Stepic dauert länger als ursprünglich erwartet.

Am Montagnachmittag traf sich das Präsidium des Aufsichtsrats. Dem Gremium gehören die vier wichtigsten Raiffeisenbanker Österreichs an: RZB-Chef Walter Rothensteiner, Erwin Hameseder (Raiffeisen Holding NÖ-Wien), Heinrich Schaller (Raiffeisen Landesbank Oberösterreich) und Markus Mair (Raiffeisen Landesbank Steiermark). Nach Ende der Sitzung hieß es, dass der neue Generaldirektor bei der Aufsichtsratssitzung am 7. Juni gekürt werden soll. Stepic stolperte über Geschäfte in Steueroasen. Er hatte drei Wohnungen in Singapur erworben. Der Kauf wurde über zwei Gesellschaften – Yatsenko International auf den British Virgin Islands und Takego Holding in Hongkong – abgewickelt. Dabei soll es sich um Briefkastenfirmen handeln, doch Stepic spricht von „Projektgesellschaften“.

Intrigen nach Konrad-Abgang

Um die Diskussion zu beenden, sollte rasch ein neuer Chef gefunden werden. Doch die Suche ist nicht einfach. Früher gab der langjährige Raiffeisen-Generalanwalt Christian Konrad die Strategie vor.

Doch seit dem Rückzug von Konrad häufen sich die Intrigen. Vor allem die Gräben zwischen den Wiener Raiffeisen-Granden und den Landesbanken in den Bundesländern sind tiefer als gedacht.

RBI-Chef Herbert Stepic ließ sich von den Raiffeisen-Generälen in den Bundesländern wenig sagen. Er war auch während der Finanzkrise bei der Osteuropa-Expansion nicht zu stoppen. Die Bank bekam Staatshilfe von 1,75 Milliarden Euro und kaufte trotzdem in Zentral- und Osteuropa zu, was nicht alle goutierten. Für 600 Millionen Euro wurde von der griechischen Eurobank EFG in Polen die Polbank übernommen.

Vor Kurzem kaufte man das rumänische Privatkundengeschäft der amerikanischen Citigroup. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Stepic ging damit einen anderen Weg als die Bank Austria und die Erste Group, die sich aus Teilen Osteuropas zurückzogen. Die Bank Austria verkaufte die Tochterbank in Kasachstan, die Erste Group verabschiedete sich aus der Ukraine.

Stepic baute RBI-Finanzvorstand Martin Grüll als Nachfolger auf. Auf Roadshows traten beide meist gemeinsam auf. Grüll gilt als Stepic-Mann. Gegen ihn legen sich einige Raiffeisen-Vertreter in den Bundesländern quer. Sie wollen nach dem Abgang von Stepic eine Strategieänderung. Ihrer Ansicht nach soll der neue RBI-Chef bei der Osteuropa-Expansion einen Gang zurückschalten.

Setzen sich Bundesländervertreter durch?

Daher wird diskutiert, dass ein Mann aus dem Raiffeisensektor das Ruder übernimmt – wie beispielsweise Heinrich Schaller von der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Schaller ist im Sektor gut vernetzt und auch im Ausland bekannt – er arbeitete lange Zeit im Vorstand der Wiener Börse.

Auch RBI-Risikovorstand Johann Strobl wird als Kandidat für die Nachfolge von Stepic genannt. Er ist zwar ein exzellenter Fachmann, kann aber keine klassische Raiffeisen-Karriere vorweisen. Strobl begann seine berufliche Laufbahn bei der Creditanstalt und arbeitete dann im Führungsteam der Bank Austria, bevor er von Raiffeisen abgeworben wurde.

Als Personalreserve gilt Uniqa-Chef Andreas Brandstetter. Dieser war stellvertretender ÖVP-Generalsekretär und leitete das EU-Büro des Raiffeisenverbands. Brandstetter ist es gelungen, die Uniqa aus der Verlustzone herauszuführen. Kann man sich nicht einigen, soll Karl Sevelda, derzeit RBI-Vizechef, vorübergehend die Geschäfte leiten. Sevelda ist 63 Jahre alt und geht 2015 in Pension. Als so gut wie fix gilt, dass Stepic seinen bis 2015 laufenden Vertrag ausbezahlt bekommt. Die Details sollen aber noch nicht feststehen, heißt es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.05.2013)

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