Dayli-Chef: "Ich kämpfe wie ein Löwe"

DayliChef kaempfe Loewe
DayliChef kaempfe Loewe(c) EPA (HERBERT NEUBAUER)
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Die Handelskette braucht sofort 25 Millionen. 180 Filialen werden gesperrt, 560 Beschäftigte sind zur Kündigung angemeldet. Eine Pleite wäre die weitaus größte in Österreich seit vielen Jahren.

Wien. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Und auch der Optimismus. Das trifft besonders auf Rudolf Haberleitner zu. Der Geschäftsmann, der im August 2012 die im Zuge der Schlecker-Insolvenz schwer angeschlagene Österreich-Tochter übernahm, kämpft „wie ein Löwe“ um den Fortbestand der in Dayli unbenannten Handelskette, wie er der „Presse“ sagt. Immerhin geht es hierzulande um 885 Geschäfte und 3800 Mitarbeiter. Eine Pleite – die für Haberleitner „keine Option“ ist – wäre die weitaus größte in Österreich seit vielen Jahren.

Noch vor einer Woche hatte Haberleitner, der das Unternehmen über seine „TAP 09 Beteiligungs GmbH“ besitzt, ernste Probleme in Abrede gestellt. Obwohl er am 3.Mai die Lieferanten per Brief um einen zweimonatigen Zahlungsaufschub gebeten hat.

Jetzt sieht die Sache anders aus: Dayli sperrt 180 Filialen zu und hat die betroffenen 560 Mitarbeiter im Zuge des Frühwarnsystems beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Überdies wird auch das Warenverteilerzentrum Gröbming in der Obersteiermark mit 68 Beschäftigten geschlossen. Haberleitner spricht von einer „Vorsichtsmaßnahme“. Es sei noch nicht fix, dass das so komme.

Aber so ganz ohne Grund wird er doch nicht gehandelt haben – vor einer Woche habe er von der Schließung von nur 100 defizitären Filialen gesprochen. „Das Verbot der Sonntagsöffnung und die damit zusammenhängenden Querschüsse der Gewerkschaft sowie die Nachwirkungen der Schlecker-Pleite haben uns unerwartete Verluste in zweistelliger Millionenhöhe beschert“, räumt Haberleitner ein. Der vor Kurzem erfolgte Absprung des Hälfteeigentümers Novomatic habe damit nichts zu tun. „Die Novomatic hat von Anfang an gesagt, wir investieren 27Mio. Euro und nicht mehr“, dementiert er Gerüchte, dass der Glücksspielkonzern kein Geld nachschießen wolle.

Firmenzentrale nach Deutschland?

Allerdings sei die Situation „angespannt“: Dayli braucht laut Haberleitner akut an die 25 Mio. Euro. Das Problem: Die österreichischen Banken haben bisher keine Kredite gegeben und zeigen sich auch jetzt zugeknöpft. Auch die Kreditversicherer – Prisma, Coface und Atradius – würden Dayli boykottieren. Haberleitner verhandelt deshalb mit zwei ausländischen Konzernen über einen Einstieg. In einer Woche, so hofft er, soll zumindest ein Vertrag fixiert werden. Überdies habe er sich an deutsche Banken gewandt. Da er aus Deutschland, speziell aus Baden-Württemberg, Unterstützung signalisiert bekommen habe, „überlege ich ernsthaft, die Dayli-Zentrale nach Deutschland zu verlegen“. Dayli hat auch in Deutschland, Italien, Polen, Belgien und Luxemburg Geschäfte. Die in Summe (inklusive Österreich) 1350 Filialen sollten mit einem Aufwand von 120 Mio. Euro modernisiert werden.

Jetzt hat Haberleitner aber andere Sorgen, denn die Uhr tickt: Der Brief an die Lieferanten könnte im Ernstfall als Zahlungsunfähigkeit gewertet werden. Laut Gesetz hat ein Unternehmen in so einem Fall 60 Tage Zeit bis zur Anmeldung eines Insolvenzverfahrens. Andernfalls droht der Vorwurf der Konkursverschleppung. Bis 3. Juli braucht Daily also eine tragfähige Lösung mit frischem Geld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2013)

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