Die Fotokette hat keinen Käufer gefunden und wird komplett liquidiert. 580 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Das 1957 von Helmut Niedermeyer gegründete Traditionsunternehmen ist Geschichte.
Wien/Red./Eid. Der Abverkauf begann schon vor zwei Monaten: Am 2. April schlitterte die Fotokette Niedermeyer mit 29 Millionen Euro Schulden in die Insolvenz. 53 der 98 Filialen wurden sofort zugesperrt, 280 der damals 580 Beschäftigten verloren sofort ihren Job. Dann begann der Kampf um einen Käufer, der das neue Geschäftsmodell „Multi-Channel-Shopping“ goutieren sollte. Vergebens. Am Mittwoch gab das Unternehmen bekannt, dass es keinen Investor gefunden habe und daher auch die restlichen Filialen geschlossen werden müssten. Niedermeyer, das 1957 von Helmut Niedermeyer gegründete Traditionsunternehmen, ist Geschichte.
Der Abverkauf in den restlichen Filialen beginnt heute, Freitag. Es geht aber auch darum, Filialen weiterzugeben. Bis jetzt hat nur der Geschäftsmann Jamal Al Wazzan zugeschlagen. Er sicherte sich 15 Standorte, aus denen er Modegeschäfte machen will. Die Enttäuschung über die fehlgeschlagene Investorensuche sei sehr groß, betonte Sprecher Christian Rothmüller. Laut Niedermeyer-Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer Werner Weber (den Rest hält die Hypo Equity Beteiligungs AG) hätte die Firma sofort vier bis sechs Millionen Euro benötigt. Kassasturz wird am 6. Juni gemacht, bei der Tagsatzung am Handelsgericht Wien. Bis dahin soll auch die Höhe der Forderungen der von der Pleite betroffenen 840 Gläubiger feststehen.
Unterstützung für die Arbeitnehmer bietet die Gewerkschaft. Eine Arbeitsstiftung komme zwar nicht, dennoch werde man alle Beschäftigten im Insolvenzverfahren vertreten und schauen, dass sie zu ihren Ansprüchen kommen, betonte Karl Proyer, stellvertretender Geschäftsführer der GPA-djp.
Onlinetrend verschlafen
Birgit Trieb vom Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) erinnert das Niedermeyer-Aus stark an die Cosmos-Pleite. Die Branche müsse ihr Business-Modell überdenken, der Druck der Großen bzw. aus dem Onlinehandel sei zu groß, um derartige Konzepte wie bei Niedermeyer zu fahren. Die Firma galt schon lange als „verstaubt“. Im Geschäftsjahr 2011/12 (per 30. April) erlitt Niedermeyer einen Verlust von 2,9 Mio. Euro, im Jahr davor hatte es einen Minigewinn von rund 100.000 Euro gegeben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2013)