Spaniens steinreiche Baulöwin dreht den Geldhahn zu

Esther Alcocer Koplowitz
Esther Alcocer Koplowitz(c) REUTERS (� Reuters Photographer / Reuters)
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Die 40-jährige Esther Alcocer Koplowitz will den FCC-Konzern mit einem harten Sparprogramm sanieren.

Madrid/R. s. Die Konzernchefin ließ bereits auf der Aktionärsversammlung im Mai durchblicken, dass es Opfer geben könnte: „Wir befinden uns in einer schwierigen Situation“, warnte Esther Alcocer Koplowitz. Die FCC-Gruppe werde Schulden abbauen und sich gesundschrumpfen müssen. Eines der Opfer dieser angekündigten Radikalkur ist nun die große österreichische FCC-Tochter Alpine.

Die 40-jährige Esther Alcocer Koplowitz, seit Anfang 2013 Firmenchefin, ist die einzige Frau, die in Spanien ganz oben im harten Geschäft aus Beton und Steinen mitmischt. Sie hat Jus studiert, hat einen Business-Master, ist Mutter dreier Kinder und knallharte Managerin. Und sie ist die Präsidentin des börsenotierte Bau- und Mischkonzerns FCC (Fomento de Construcciones y Contratas) mit seinen rund 80.000 Mitarbeitern, der gemessen am Umsatz die zweitgrößte Baugruppe Spaniens und die neuntgrößte Europas ist.

Ihr Familienname Koplowitz steht für Geld. Für viel Geld. Ihre Mutter, Esther Koplowitz (59), ist mit 54 Prozent der Anteile FCC-Hauptaktionärin – und zieht damit im Hintergrund immer noch die Fäden. Sie ist eine der reichsten Frauen Spaniens mit einem Vermögen, das das US-Wirtschaftsmagazin „Forbes“ auf etwa eine Milliarde Dollar schätzt. Ihre jüngere Schwester Alicia Koplowitz, die vor 15 Jahren nach einem Streit ihre FCC-Anteile an Esther verkaufte, wird sogar auf 2,5 Milliarden Dollar taxiert.

Der Mammutkonzern war vom Vater der beiden, dem Deutschen Ernst Koplowitz Sternberg, aufgebaut worden. Der Firmengründer, der vor den Nazis nach Spanien geflohen war, erlitt 1962 einen tödlichen Unfall: Er fiel vom Pferd und starb. Danach übernahmen Esther und Alicia als Großaktionärinnen die Macht, bis die jüngere Schwester 1998 ausstieg.

Einbußen durch Immobilienkrise

Heute ist FCC ein globaler Konzern, der in 56 Ländern vertreten ist und Geschäfte mit dem Bau von Infrastruktur sowie Dienstleistungen im Wasser-, Energie- und Abfallsektor macht. Im Geschäftsjahr 2012 wurde ein Umsatz von elf Milliarden Euro ausgewiesen, aber auch gut eine Milliarde Euro Verlust eingefahren. An der spanischen Börse geht es mit dem Konzern, der in Spaniens Immobilienkrise Federn lassen musste, bergab. Die FCC-Aktien verloren seit Jahresbeginn rund 25 Prozent ihres Wertes.

Konzernpräsidentin Esther Alcocer Koplowitz will die Schulden bis 2015 um ein Drittel reduzieren: Rationalisierungen, Verkäufe unrentabler Sparten gehören dazu. Eine wie sie sagt „neue Etappe“, auf der die Alpine-Tochter auf der Strecke geblieben ist. [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.06.2013)

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