„Wir haben ja keine spanischen Verhältnisse“

Arbeitsmarkt. Der Einfluss der Alpine-Pleite auf die heimische Arbeitslosenstatistik dürfte „nicht allzu groß sein“, meint IHS-Ökonom Helmut Hofer. Solange die Konjunktur nicht einbricht.

Wien. Ob Dayli oder Alpine– zuletzt häuften sich die Meldungen über Unternehmen, deren Mitarbeiter um ihre Jobs zittern müssen oder sie verlieren werden. Bei der Schlecker-Nachfolgegesellschaft müssen 336 Mitarbeiter gehen (siehe dazu Bericht Seite 19). Wie viele Arbeitsplätze bei der Alpine wackeln, ist noch ungewiss. Laut Sozialministerium gibt es 4900 Alpine-Beschäftigte in Österreich, dazu kommen möglicherweise tausende Mitarbeiter von Subunternehmen und Lieferanten. Wird das die Arbeitslosigkeit noch stärker antreiben als ohnehin schon befürchtet? Wifo und IHS (Institut für Höhere Studien) gingen in ihrer Frühjahrsprognose davon aus, dass die Arbeitslosenrate von sieben Prozent im Vorjahr auf heuer 7,5Prozent (nach nationaler Definition) steigen wird. Die Zahlen des Kreditschutzverbands von 1870 lassen wenig Gutes erahnen: Demnach waren heuer bis dato 19.550 Arbeitnehmer von Pleiten betroffen. Das sind doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Doch sind in dieser Zahl auch jene Betroffenen enthalten, deren Unternehmen weitergeführt oder übernommen wird? Auch bei der Alpine besteht die Möglichkeit, dass Teile des Unternehmens verkauft werden (die Porr hat Interesse) oder in eigenen Gesellschaften aufgefangen werden.

IHS-Ökonom Helmut Hofer glaubt jedenfalls nicht, dass die Alpine-Insolvenz einen allzu starken Niederschlag in der heimischen Arbeitslosenstatistik finden wird. Sofern die Konjunktur nicht einbricht, werde weiter gebaut werden, und wenn das passiert, brauche man die Beschäftigten. Die bestehenden Baustellen würden dann eben von anderen Firmen weiter betrieben– mit denselben Mitarbeitern. Auch die Zulieferfirmen (von denen allerdings viele zusätzlich das Problem haben, dass sie Gläubiger sind) – oder zumindest ihre Mitarbeiter– würden dann benötigt. „Wenn wir spanische Verhältnisse hätten, sähe es anders aus.“ Hierzulande sei keine Immobilienblase geplatzt, die Schwierigkeiten der Alpine seien primär firmeninterne.

Konjunktur, nicht Alpine, setzt Branche zu

Die Konjunktur kommt allerdings auch hierzulande schleppend voran, und das findet seinen Niederschlag in der Arbeitslosenstatistik: Konjunktursensible Branchen wie die Bauwirtschaft oder die Industrie bekommen die Delle überdurchschnittlich stark zu spüren. Im Mai gab es um 15,3 Prozent mehr arbeitslose Bauarbeiter als vor einem Jahr. Im Durchschnitt lag die Arbeitslosigkeit um neun Prozent höher als im Mai 2012, im Handel fiel das Plus mit 7,7 Prozent unterdurchschnittlich aus.

Die Fälle Dayli und Alpine würden den heimischen Arbeitsmarkt allerdings in ein schlechteres Licht stellen, als zutreffend wäre, da große Unternehmen mehr Aufmerksamkeit bekämen, meint Hofer. „Wenn viele kleine Firmen je zwei Leute kündigen, findet das weniger Beachtung.“ Er verweist darauf, dass trotz des relativ schwachen Wirtschaftswachstums noch immer Jobs geschaffen werden. Die Beschäftigung war im Mai um 24.000 Personen höher als ein Jahr davor.

Die Aussichten, dass sich der derzeit eher schwächelnde Konsum und damit auch die Aussichten für die Dayli-Mitarbeiter verbessern, stehen laut Hofer für das zweite Halbjahr gut: Die steigende Beschäftigung und die sinkende Inflation sollten sich positiv auswirken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2013)

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