Alpine: Anlegerklagen sind sinnlos

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Mit der Alpine-Pleite verlieren tausende Kleinanleger viel Geld. Eine Sammelklage wird es nicht geben, denn die Erfolgschancen sind gering.

Wien. In Österreich boomt der Markt für Unternehmensanleihen. Weil die Banken bei der Kreditvergabe immer vorsichtiger werden, weichen nun viele Firmen auf die Börse aus. Die Käufer der Anleihen erhalten hohe Zinsen, gehen aber ein beachtliches Risiko ein– wie die Pleite von Alpine zeigt.

Der Salzburger Konzern legte seit 2010 drei Unternehmensanleihen im Volumen von 290 Millionen Euro auf. Noch im Mai 2012 warb Alpine mit dem Slogan „Gemeinsam bauen wir am Erfolg“. Tausende Kleinanleger griffen zur Anleihe. Auch die Emissionsbanken rührten die Werbetrommel. Wegen der großen Nachfrage wurde das Volumen erhöht.

Bis zu sechs Prozent Zinsen

Die Alpine-Anleihen haben eine Laufzeit von fünf Jahren und sind mit 5,25 Prozent beziehungsweise sechs Prozent pro Jahr verzinst. Nach Bekanntgabe der Pleite stellte die Wiener Börse den Handel mit diesen Wertpapieren ein. Investoren müssen sich nun damit abfinden, einen Großteil des Geldes zu verlieren.

Nach Angaben der Börse wird es noch etwas länger dauern, bis der Handel wieder aufgenommen wird. Dann ist ein dramatischer Kurssturz zu erwarten. Den Gläubigern der insolventen Alpine Bau wurde eine Quote von 20 Prozent in Aussicht gestellt. Ob auch die Anleiheninhaber 20 Prozent erhalten werden, ist ungewiss. Denn die Wertpapiere wurden von der Alpine Holding begeben.

Seit Oktober 2012 ist bekannt, dass Alpine Probleme hat. Seit damals prüft der Prozessfinanzierer AdvoFin, ob er eine Sammelklage einreicht. „Bei uns haben sich über 1000 Anleger gemeldet. Wir sind nun aber zum Entschluss gekommen, dass wir nichts machen werden“, sagt AdvoFin-Chef Franz Kallinger. Denn eine Klage würde wenig bringen. Selbst wenn sich die Betroffenen vor Gericht durchsetzen können, ist unklar, wer für den Schaden aufkommen soll. Alpine ist zahlungsunfähig und mit 1,9 Milliarden Euro verschuldet.

Bei dem Streit geht es um die Frage, ob der Baukonzern im Verkaufsprospekt für die jüngste Anleihe alle Risken korrekt und umfassend dargestellt wurden. „Am selben Tag, als Alpine im Mai 2012 mit dem Wertpapier auf den Markt kam, senkte der Kreditversicherer Prisma die Versicherungssumme für das Unternehmen. Das lässt die Alarmglocken läuten“, sagt Kallinger. Alpine hat in der Vergangenheit versichert, korrekt vorgegangen zu sein. Dennoch wollen sich nun einige Investoren an die Finanzmarktaufsicht (FMA) wenden. Aber auch das hat wenig Sinn.

Aufsicht in Luxemburg prüfte

Denn die österreichische FMA ist für die Angaben im jüngsten Prospekt nicht zuständig. Obwohl die Anleihe an der Wiener Börse notiert, wandte sich der Baukonzern an die Aufsicht in Luxemburg. „In Luxemburg wird schneller geprüft. Und es ist auch etwas billiger“, sagt Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger. „Doch egal, ob Wien oder Luxemburg, die Aufsicht prüft nicht den Inhalt des Prospekts, sondern nur die Vollständigkeit.“

Rasinger rät Anlegern davon ab, Anwälte einzuschalten. Denn ein Investment bei einer Baufirma sei mit einem unternehmerischen Risiko verbunden. Klagen könne man höchstens Bankberater, wenn diese eine Anleihe als sichere Anlage verkauft hätten. Bei der letzten großen Insolvenz eines österreichischen Baukonzerns – bei Maculan – hätten die Investoren laut Rasinger zehn Prozent ihres Einsatzes bekommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.06.2013)

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