Insolvente Alpine wird geschlossen

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Insolvente Alpine wird geschlossen(c) EPA (Peter Kneffel)
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Die Rettung des zweitgrößten Baukonzerns Österreichs ist gescheitert. Die regionale Bauwirtschaft soll nun "möglichst viele Baustellen und Arbeitnehmer" der Alpine übernehmen.

Der insolvente Salzburger Baukonzern Alpine steht vor der Zerschlagung, die Verhandlungen für eine Auffanggesellschaft sind am Wochenende gescheitert. Stattdessen wird die Alpine regional aufgeteilt. Masseverwalter Stephan Riel sind bei Gesprächen mit der österreichischen Bauwirtschaft regionale Übernahmelösungen "mit der Übernahme möglichst vieler Baustellen und Arbeitnehmer" angeboten worden. Riel wird noch am Montag die Schließung der Alpine Gmbh beantragen. Wie das Ö1-Mittagsjournal aus Branchenkreisen berichtet, seien die Baufirmen Porr und Hinteregger an Übernahmen in Salzburg, Tirol und der Steiermark interessiert. Auch der börsenotierte Bauriese Strabag will bei den offenen Baustellen der wirtschaftlich ruinierten Alpine Bau einspringen: Der Marktführer wäre bereit, "laufende und nun stillstehende Bauvorhaben fertigzustellen", ließ der für Österreich zuständige Strabag-Vorstand Siegfried Wanker wissen. "Wir prüfen gerne, mit welchen Sofortmaßnahmen wir den Auftraggebern helfen können, den Baubetrieb sicherzustellen.“

Übers Wochenende wurde "intensiv über eine Auffanglösung verhandelt", so Masseverwalter Riel. Die Gespräche für Übernahmelösungen hatten auf Initiative von Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Arbeits- und Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) stattgefunden. "Die Bauwirtschaft hat zugesagt, dass sie die Mitarbeiter der Alpine GmbH weitestgehend übernehmen wird und die Arbeit auf den Baustellen rasch wieder aufgenommen werden kann", erklärten die beiden Minister am Sonntag nach einem Treffen mit Vertretern aus Bauwirtschaft, Gewerkschaft, Banken und Betriebsräten.

Rund 4900 zittern um ihren Job

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Nach der Insolvenz des zweitgrößten Baukonzerns in Österreich zittern Tausende Mitarbeiter um ihren Job. Konkret sind in Österreich rund 4900 Arbeitnehmer betroffen - die Alpine beschäftigt hierzulande etwa 7500 Beschäftigte, im Ausland sind es ebenso viele.Die Mitarbeiter sollten jetzt keine voreiligen Schritte in Richtung Kündigung setzen, sondern vor dem Firmenwechsel die jeweiligen finanziellen Auswirkungen durchrechnen lassen, rät die Gewerkschaft Bau-Holz (GBH). Dazu haben sie noch über einen Monat Zeit. Die Löhne und Gehälter werden vorerst aus dem Insolvenzentgeltfonds bezahlt. Die GPA drängt in einer Aussendung auf ein Konjunkturpaket. Investitionen in den Wohnbau seien bereits vorgesehen, nun wäre ein "guter Zeitpunkt" für die Regierung, dies umzusetzen, so GPA-djp-Chef Wolfgang Katzian.

Insolvente Alpine wird geschlossen
Insolvente Alpine wird geschlossenDie Presse

Bei der Insolvenzeröffnung verfügte die Alpine Bau GmbH laut Masseverwalter lediglich über liquide Mittel von rund 5,7 Millionen Euro. Der Liquiditätsbedarf hätte sich jedoch nur für eine Fortführung von rund zwei Wochen zur Durchführung erster Prüfungen bereits auf rund 40 Millionen Euro belaufen. Der tägliche Cash out belaufe sich auf rund drei Millionen Euro. Auch seien keine Eingänge für die Masse zu erwarten gewesen, weil offene Forderungen mit Globalzessionen belastet sind und eine Finanzierung durch einen Massekredit von den "Lead-Banken" abgelehnt wurde. Auch der spanische Gesellschafter sei zu keiner Unterstützung bereit gewesen, so Riel weiter.

Komplizierte Struktur, riskante Investitionen

Das Besondere an der Alpine Bau GmbH sei, dass sie nicht nur eine Baugesellschaft, sondern "auch eine Holding-Gesellschaft ist, an der mehr als 200 Gesellschaften hängen", so Hans-Georg Kantner vom Kreditschutzverband im Gespräch mit Ö1. Branchenkreisen zufolge sollen genau diese komplizierte Konzernstruktur neben riskanten Investitionen in Osteuropa zur Pleite geführt haben.

Auf einen Blick

Die Alpine hat eine fast 50-jährige Unternehmensgeschichte hinter sich. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte erfolgte eine dynamische Expansion: Was als Baumaschinenhandel mit 28 Mitarbeitern begann, endete als Großkonzern mit über 15.000 Mitarbeitern im In- und Ausland. Das Unternehmen mit Sitz in Wals bei Salzburg entwickelte sich zum zweitgrößten Baukonzern in Österreich - hinter der Strabag, aber noch vor der Porr. Die Alpine beschäftigt hierzulande rund 7500 Mitarbeiter ist aber kein österreichischer Baukonzern mehr, sondern ein spanischer - er gehört seit 2012 zu 100 Prozent zur FCC-Gruppe.

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Insolvente Alpine wird geschlossenAPA

(APA/Red.)

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