Personalabbau bei Siemens: 500 müssen gehen

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Siemens (c) EPA (Frank Leonhardt)
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Der Personalabbau dürfte in Österreich geringer als befürchtet ausfallen: Betroffen sind vor allem Energie und Industrie.

Wien. Als Siemens-Boss Peter Löscher zu Ende des Vorjahres dem Konzern das Sparpaket „Siemens 2014“ verpasste, mit dem die Kosten weltweit um sechs Mrd. Euro pro Jahr sinken sollen, war klar, dass auch Österreich betroffen ist. Entsprechend groß war die Angst – schließlich ist die Niederlassung mit 8600 Beschäftigten eine der größten Töchter des Elektronikriesen. Als im April Verhandlungen mit dem Betriebsrat aufgenommen wurden, wurde kolportiert, dass bis zu 1000 Jobs auf dem Prüfstand stünden.

Jetzt sind die Verhandlungen weitgehend abgeschlossen, und es sieht danach aus, dass Österreich mit einem blauen Auge davonkommt. Der „Presse“ vorliegenden Informationen zufolge werden rund 500 Arbeitsplätze abgebaut. Wobei das nicht automatisch heißt, dass auch so viele Mitarbeiter gehen müssen. Man versuche, Beschäftigte in anderen Bereichen unterzubringen, heißt es im Betriebsrat. Das Management hält sich dazu bedeckt. „Wir kommentieren in laufenden Verhandlungen keine Zahlen“, sagt Siemens-Österreich-Sprecher Harald Stockbauer zur „Presse“. Nur soviel, dass Löscher im Herbst eine Gesamtschau des Programms vornehmen möchte.

Zehn Bereiche betroffen

Insgesamt werden zehn Bereiche umstrukturiert. Seit Mai gibt es dafür einen Rahmensozialplan. Nun wird dieser auf jeden der betroffenen Bereiche umgelegt. Zwei große „Baustellen“ befinden sich in Wien, die dritte ist der Industrieanlagenbauer Siemens VAI in Linz:
•Als fix gilt, dass sich Siemens im Bereich Energie aus der Produktion von großen Gaskraftwerken und Gaskombikraftwerken zurückzieht. Diese Anlagen sind in Europa unter Druck geraten, weil CO2-Zertifikate derzeit billig sind und sich daher Kohlekraftwerke wieder rentieren. „Die Märkte haben sich nach Asien verlagert“, sagte Löscher kürzlich. Siemens werde sich nicht zur Gänze aus dem Geschäft zurückziehen, aber Standorte verlagern. Hierzulande hätte es daher alle 230 Beschäftigten erwischen können. Nun scheint es aber zu gelingen, als neues Geschäftsfeld die Produktion von kleinen Gas- und Dampfkraftwerken zu etablieren. Damit könnten 150 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Außerdem müsste dazu der Vertrieb neu aufgebaut werden, wofür rund 60 Mitarbeiter benötigt würden.
•Mit Großkraftwerken eng im Zusammenhang steht das sogenannte Lösungsgeschäft – schlüsselfertige Gesamtlösungen für die Energiewirtschaft. Dort stehen von den ursprünglich kolportierten 100 jetzt 50 Jobs zur Disposition.
•Zu den kleineren Sorgenkindern in Wien zählt die Siemens Corporate Technology (CT), die dem Bereich Gesundheit/Medizintechnik zuarbeitet. Dort werden 50 Stellen gestrichen.
•In Verwaltung und Controlling soll die Mannschaft um 20 Mitarbeiter verkleinert werden.
•Bei der durch die VA-Tech-Übernahme geerbten Siemens VAI in Linz, die Anlagen zur Metallerzeugung und -verarbeitung produziert, wird über den Abgang von rund 175 der 1622 Mitarbeiter zählenden Stammmannschaft verhandelt.
•So gut wie verschont bleibt das Transformatorenwerk in Weiz in der Steiermark. Dort gehe es um 20 bis 30 der 1200 Arbeitsplätze.

Insgesamt wurden im Zuge von „Siemens 2014“ 20.000 Einzelmaßnahmen eingeleitet. Löscher hat kein Hehl daraus gemacht, dass sich der einst als schwerfällig geltende Elektronikmulti schneller an die Marktverschiebungen anpassen muss. Die vor einigen Jahren eingeleitete Neuausrichtung auf die Bereiche Energietechnik, Industrie und Infrastruktur sowie Gesundheitstechnik sei nur ein erster Schritt gewesen.

Auf einen Blick

Der Umbau bei Siemens kostet auch in Österreich Arbeitsplätze: Statt der im Frühjahr befürchteten 1000 Stellen dürfte es aber nur die Hälfte erwischen. Ein wesentlicher Punkt dabei ist das Neugeschäft mit kleinen Gaskraftwerken. Damit könnten im Energiebereich 150 Arbeitsplätze erhalten bleiben. Für alle von den Sparmaßnahmen betroffenen Bereiche soll es einen eigenen Sozialplan geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2013)

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