OECD: Ältere Arbeitnehmer nehmen Jungen keine Jobs weg

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OECD aeltere Arbeitnehmer(c) Clemens Fabry
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Frühpensionen schaffen keine Arbeitsplätze, stellt die OECD fest. Sie warnt davor, dieser Fehlannahme noch einmal aufzusitzen.

Wien. Das Rezept klingt einfach: Man schickt die „Alten“ in Pension, damit die Jungen ihre Jobs übernehmen können. Das ist keine Theorie, sondern war hierzulande lange gelebte Praxis. Mit dem Resultat, dass Österreich zum „Pensionistenparadies“ wurde: Mit durchschnittlich 58 Jahren verabschieden sich die Österreicher in den Ruhestand. Der Steuerzahler schießt jedes Jahr viele Milliarden Euro zu den Pensionen zu.

Aber nicht nur Österreich hat jahrzehntelang nach diesem einfachen, aber teuren Rezept gearbeitet: Frühere Versuche der Regierungen, jungen Menschen den Arbeitsmarktzugang zu erleichtern, indem sie die Frühverrentung älterer Arbeitskräfte gefördert haben, seien „kostspielige politische Fehler“ gewesen, schreibt die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in ihrem aktuellen Beschäftigungsausblick. Darin widmet sie dem Zusammenhang zwischen dem vermeintlichen Verdrängungswettbewerb zwischen den Generationen auf dem Arbeitsmarkt ein ganzes Kapitel. Mit der Schlussfolgerung, dass „die besseren Arbeitsmarktergebnisse der älteren Arbeitskräfte nicht zulasten der jüngeren gingen“.

Denn erstens sei die Zahl der Arbeitsplätze keine Konstante. Und zweitens seien ältere und jüngere Arbeitnehmer nicht einfach austauschbar: Jüngere und Ältere arbeiten tendenziell in unterschiedlichen Branchen und haben unterschiedliche Aufgaben. Ältere verfügen über mehr Erfahrung und arbeiten eher in schrumpfenden Branchen. Jüngere haben weniger Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt, und die Wahrscheinlichkeit ist größer, dass sie in wachsenden Branchen arbeiten.

Wegen der hohen Jugendarbeitslosigkeit bestehe die Gefahr, dass Regierungen erneut in die Versuchung geraten, Frühpensionen zu erleichtern, um die Jugendarbeitslosigkeit zu drücken, warnt die OECD. Es sei beruhigend, dass dies noch nicht geschehen sei.

OECD aeltere Arbeitnehmer nehmen
OECD aeltere Arbeitnehmer nehmen(C) DiePresse

Jüngere finden schneller Arbeit

Ältere Arbeitnehmer hätten laut den Autoren die aktuelle Krise bisher besser überstanden als frühere Rezessionen. Ältere seien heute besser ausgebildet und gesünder als früher und gingen deshalb später in Pension. Zudem wurde der Zugang zur Frühpension verschärft oder abgeschafft. Ältere und Jüngere seien aber generell einem höheren Risiko ausgesetzt, ihren Job zu verlieren, als Menschen im Haupterwerbsalter. Für Ältere ist es jedoch schwieriger, nach dem Jobverlust eine neue Arbeit zu finden, und sie müssen größere Verdiensteinbußen hinnehmen. Jüngere fänden vergleichsweise schnell einen neuen Job.

Ein relativ großes Risiko, arbeitslos zu werden, haben Mitarbeiter kleinerer Firmen und Beschäftigte, die sich vor allem „durch manuelle und handwerkliche Fähigkeiten auszeichnen, die in expandieren Sektoren, z.B. der Informationstechnologie, nicht stark nachgefragt würden“. Ungünstig ist die Arbeitsmarktlage laut OECD vor allem für niedrig qualifizierte junge Männer.

16 Millionen Arbeitslose mehr

Die Arbeitslosenquote im OECD-Raum, der 34 wohlhabende Industrieländer umfasst, betrug im April acht Prozent. Das ist nur geringfügig weniger als 2009, als die Arbeitslosenquote ein Rekordhoch erreichte. In den OECD-Ländern sind derzeit 48 Millionen Menschen arbeitslos – um 16 Millionen mehr als zu Beginn der Krise. Laut aktueller Prognose werde die Arbeitslosenquote bis Ende 2014 auf diesem hohen Niveau verharren.

Die Unterschiede zwischen den Ländern vergrößerten sich in der Krise deutlich: In fünf Ländern sei die Quote bei fünf Prozent oder darunter geblieben. Neben Österreich sind das Japan, Südkorea, Norwegen und die Schweiz. Die größten Zuwächse habe es in Griechenland und Spanien gegeben, wo die Arbeitslosenquote seit Krisenbeginn um mehr als 18 Prozentpunkte gestiegen sei. In Deutschland, Chile, Israel und der Türkei sei die Quote gar gesunken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.07.2013)

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