AUA macht Flugticket zur Bahnkarte in die Bundesländer

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Die Airline prüft neue Konzepte im defizitären Regionalverkehr. Das Ziel schwarzer Zahlen im Gesamtjahr 2013 rückt näher.

Wien/Frankfurt/eid. Bei der AUA buchen, aber mit der Bahn fahren: Das soll zumindest auf den Inlandsstrecken zwischen den Landeshauptstädten und Wien Realität werden. „Wir führen Gespräche mit den ÖBB über eine Kooperation“, so AUA-Chef Jaan Albrecht am Freitag bei der Präsentation der Zahlen für das erste Halbjahr. Passagiere könnten künftig etwa einen Flug Linz–New York buchen und die Strecke von Linz nach Wien mit der Bahn fahren.

Wie „Die Presse“ exklusiv berichtet hat (26. Mai 2013), ist das Regionalkonzept Teil der neuen Zukunftsstrategie und soll auch Kosten sparen. Denn alle innerösterreichischen Flugverbindungen seien defizitär, wie AUA-Vorstand Karsten Benz betonte. Deshalb plant er auch ein neues Preiskonzept: Für Bundesländerflüge wird es One-way-Tickets geben.

Vorbilder für die Flug-Bahn-Kombination gibt es schon einige: Die AUA-Mutter Lufthansa kooperiert schon länger mit der Deutschen Bahn, auch in der Schweiz, in Frankreich und Spanien wird das Flugticket zur Bahnkarte.

Direkte Verbindung ab 2015

Hierzulande sei man erst am Anfang, betonte Benz. Es brauche ein attraktives Produkt, zudem fehle noch die direkte Bahnanbindung an den Flughafen Wien. Der Bahnhof wird gerade ausgebaut, Fernzüge werden frühestens ab 2015 fahren. Derzeit muss nach Linz oder Salzburg (die Weststrecke steht im Vordergrund) über den Westbahnhof gefahren werden. An eine Buskooperation denkt die AUA für die Zeit bis dahin definitiv nicht.

Dass dies der Beginn für einen kompletten Ausstieg aus dem Bundesländerverkehr sei, wollte Benz so nicht sehen. Es gehe um neue Erlöse, Kosteneffizienz und mehr Flexibilität, sagte er. Bei Altenrhein (Bregenz) seien die Rentabilitätsprobleme so eindeutig gewesen, dass man sich zum Sommerflugplan zum Ausstieg entschloss.

Die angedachte Kooperation mit der Bahn ist einer der Punkte, mit dem die AUA künftig die Erlöse steigern will. Ein weiterer wichtiger Bereich ist der Ausbau der Langstrecke. In einer Woche ist die 90 Mio. Euro teure Neuausstattung der Langstreckenflotte mit Liegesitzen in der Businessclass abgeschlossen. Im Sommer 2014 wird die fünfte Boeing 777 in Dienst gestellt. Sie wird nach Newark (USA), Shanghai oder Hongkong eingesetzt, die Entscheidung dazu fällt im Oktober.

„Wir müssen an beiden Schrauben drehen, bisher stand die Kostenreduktion im Vordergrund“, sagte Albrecht. Die Eindämmung der Kosten durch harte Sanierungsschritte (wie der im Vorjahr erfolgte Betriebsübergang auf die Regionaltochter Tyrolean) schlug im zweiten Quartal positiv zu Buche. Der Betriebsgewinn stieg von zwölf auf 21 Mio. Euro. Dieses Plus konnte aber das „rote“ Winterquartal nicht ausgleichen, weshalb im ersten Halbjahr ein operatives Minus von 35 Mio. Euro anfiel. Im Vorjahr schaffte die AUA durch einen Bilanztrick – Vorgriff auf künftig geringere Pensionsverpflichtungen – ein operatives Plus von 163 Mio. Euro.

Dieses bilanzielle Zuckerl und der Sondereffekt aus dem Verkauf von British Midland fehlen heuer auch der Lufthansa, die ein Betriebsergebnis von 72 Mio. Euro erreicht hat. Hohe Restrukturierungskosten führten jedoch zu einem Nettoergebnis von minus 204 Mio. Euro (nach plus 50 Mio. Euro). Wobei die Zahlen schwer zu vergleichen sind, weil im Konzern der neue Bilanzierungsstandard IAS 19 (Pensionsleistungen) angewendet wird.

Obwohl das Ergebnis der AUA etwas unter den Erwartungen liegt, ist Albrecht überzeugt, im Gesamtjahr wie geplant schwarze Zahlen erreichen zu können. „Das Ziel ist greifbar, erstmals nach fünf Jahren aus eigener Kraft Gewinne zu machen“, sagte Albrecht am Freitag. Dazu müsse das in der Luftfahrt traditionell starke Sommerquartal allerdings ein sattes Plus bringen, um das dann wieder schwache Winterquartal auszugleichen.

Neuer Kollektivvertrag

Ein wesentlicher Bestandteil des Weges in die Gewinnzone ist ein neuer Kollektivvertrag für alle 6244 AUA-Mitarbeiter. Die Verhandlungen laufen laut Albrecht bereits. Wobei er davon ausgeht, dass es mit dem Bodenpersonal rascher eine Einigung geben wird, weil die Eckpunkte bereits im Vorjahr festgelegt worden sind. Es geht um eine Abflachung der Gehaltskurve, den Ausstieg aus dem alten Pensionssystem sowie der alten Jubiläumsgeld- und Abfertigungsregelung. Bei den Piloten und Flugbegleitern stehe man indes erst am Anfang. Albrecht sprach von einem „ambitionierten Programm“. Ob sich ein Abschluss heuer ausgehe, sei nicht sicher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.08.2013)

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